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PDS: Politik und Identität oder wie “weit weg” ist der “Westen”?

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Zusammenfassung

In Luchow hat die PDS bei der Stadtverordnetenwahl 1998 knapp 20% der Stimmen erzielt und damit ihr Ergebnis von 1993 um fast 5% verbessert. In der Stadtverordnetenversammlung befand sich die PDS zwischen 1990 und 1993 in Opposition zu einer Regierungskoalition von SPD, FDP und den Bündnisgrünen und zwischen 1993 und 1998 gegenüber einer absoluten SPD-Mehrheit. Frau F ist eine der drei Stadtverordneten der PDS. Sie ist seit 1990 in der Stadtverordnetenversammlung vertreten und seit 1993 Fraktionsvorsitzende der PDS in Luchow. Während der DDR-Zeit war sie Lehrerin und Mitglied der SED. Sie wurde nach der Wende in den Altersübergang versetzt und ist heute Rentnerin. In die PDS ist sie 1989/90 eingetreten.

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Endnoten

  1. Zur PDS-internen Diskussion um die Kennzeichnung unterschiedlicher Flügel innerhalb der PDS siehe Ditfurth (1998) und Brie, M. (1995b).

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  2. Die Bedeutung von Identitätsansprüchen (Authentizität oder Aufrichtigkeit, Kontinuität und Autonomie oder Selbständigkeit) kommt auch in den Titeln autobiographischer Veröffentlichungen der PDS-Elite zum Ausdruck. Z. B. wenn Gregor Gysi Kontinuität (Das war’s. Noch lange nicht!, 1995) und André Brie neben Kontinuität auch Aufrichtigkeit (Ich tauche nicht ab. Selbstzeugnisse und Reflexionen, Brie, A. 1997a) reklamieren und wenn Lothar Bisky (Wut im Bauch, 1995) den Willen zur Selbständigkeit und Autonomie fordert.

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  3. Zu den psychologischen Problemen im Transformationsprozess vgl. Trommsdorff (1994) undHesselu. a. (1997).

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  4. Zur Identitätstheorie- und Sozialisationstheorie vgl. Joas (1992c, 1997), Schubert (1995) und Ahbe (1997).

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  5. Siehe dagegen Berkeimer (1994) zum Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Kommunalpolitik.

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  6. Zum Stand der PDS-Forschung siehe Hüning und Neugebauer (1996), Neugebauer und Stöss (1996), Fraude (1995), Moreau (1995), Falkner und Huber (1994), Wittich (1994), Suckut und Staritz (1991), Beinert (1995), Segall, Schorpp-Grabiak, Hirscher (1999), Lang (1998) und Sturm (2000).

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  7. Zu dem Phänomen der “Quasibindung” während der DDR-Zeit an Parteien aus der alten Bundesrepublik siehe Kreikenbom und Bluck (1994).

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  8. Zur allgemeinen programmatischen Diskussion innerhalb der PDS siehe das Programm und Statut der PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus, 1995) und die Diskussion in Dietze, Gehrke und Werner (1992), Halm, E. (1993), Bisky (1996, 1999), Brie, M. (1995a) und Brie, A. (1997b).

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  9. In der öffentlichen Diskussion Ostdeutschlands wird, so Knelangen und Varwick (1998), die Reaktion der CDU auf die PDS als “maßlose Polemik” und als ein “fragwürdiger Beitrag zur politischen Kultur” bewertet. Auch die von der CDU in der Frühphase des Bundestagswahlkampfs 1998 verwendete “Rot-Händler”-Symbolik ist in den neuen Bundesländern auf Unverständnis gestoßen, so dass die CDU in diesem Fall, nachdem, so Alibe, Gibas und Gries (1998), “beträchtliche Abweichungen vom gewünschten Rezeptionsmuster” festgestellt wurden, diese Wahlstrategie wieder aufgegeben hat. Ausführlich zur “Rote Socken”-Kampagne der CDU siehe Uschner (1995).

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  10. Die PDS hat deshalb als “Katalysator der Partei- und Wahlpräferenzen in den neuen Bundesländern” gewirkt, während die SPD die Stellung einer “schwankenden Zwischenpartei” einnahm (Kreikenbom 1998: 46).

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  11. “Was den Kitt der Partei ausmacht, ist eben nicht so sehr ihre ohnehin ins Ungefähre verschwundene ‘sozialistische Politik’, sondern das ‘Lebensgefühl Ost’“. Allerdings reicht es nicht, die PDS, wie Dürr (1996: 1352), nur als “Wärmestube” zu bezeichnen, denn die Identitätsansprüche der Ostdeutschen sind subjektiv bedeutend und haben einen praktischen, historischen Gegenstand.

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  12. Zu den Folgen der “thoughtless self-righteousness from the side of the Federal Republic and moral indignation in the former Democratic People’s Republic” siehe Bendix (1990/91: 152) und zu den “weichen Reaktionen auf das Gefühl, von einer Übermacht dominiert zu werden” vgl. Gensicke (1995: 149).

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  13. Ausführlich zum Problem der “sozialen Anerkennung” siehe Pollack (1997).

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  14. Probst (1997) zeigt, dass die PDS-Anhänger in hohem Maße den “sozialen Kern” der DDR-Gesellschaft für bewahrenswert halten. Zelle (1998) versucht die “Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen” durch unterschiedliche “soziale und liberale Wertorientierungen” situativ zu erklären.

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  15. Zu den “Kriterien für einen Grundkonsens” siehe Veen (1997, 26f).

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  16. Zur Entwicklung ostdeutscher Identitäten jenseits einer Anpassung an westdeutsche Identitätsmuster einerseits und jenseits dem Erbe des DDR-Sozialismus andererseits siehe Pollack und Pickel (1998), Süß (1996) und Koch, T. 1997).

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  17. Zum “Eigensinn” von “Sozialisations-” und “Lebensverläufen” in der DDR siehe Mayer und Diewald (1996) und Geulen (1993 und 1998). Zum “sozialisatorischen Erbe” der “I-dentitätspolitik der SED” und zu den “Sinnstiftungsangeboten der Marxistisch-Leninistischen Ideologie”, mit deren Wirkungen sich die Menschen in Ostdeutschland im Rückblick auf ihre Biographie auseinandersetzen müssen siehe Gibes (1999).

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  18. Vielleicht wird mit zunehmender ökonomischer Gleichstellung von Ost- und Westdeutschen das Gefühl der Ostdeutschen geschwächt, “Bürger 2. Klasse” zu sein (vgl. Walz und Brunner, W. 1997). Damit ist aber die Frage nach einer eigenständigen “kulturellen Identität” nicht beantwortet (vgl. Woderich 1996 und 1997b, Ritter, C. 1996 und McFalls 1997.

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  19. Nach Kocka (1998) existiert im vereinten Deutschland “zweierlei Geschichtsbewusstsein”.

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  20. Die Machtpolitik und Politikfälligkeit der PDS analysieren Bortfeldt (1997), Gemer (1998) und Lang (1998).

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  21. Zum Versuch der PDS, die Idee “soziale Gerechtigkeit” zu besetzen siehe Porsch (1999).

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  22. Vgl. Arzheimer und Falter (1998: 43).

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  23. Frau F und die anderen PDS-Aktivisten in Luchow zählen zu keiner Kategorie von PDS-Wählern, die von der Forschungsgruppe Wahlen differenziert wurden (“alte SED-Kader”, “Verlierer der Einheit” und “Protestwähler”, vgl. Roth, D. 1996). Im Fall dieser Typisierung, aber auch wenn als “Beweggründe” für die Wahl der PDS “politische Unzufriedenheit” und “ideologische Bekenntnisse” (vgl. Deinert 1998) getestet werden, bleibt das I-dentitätsmotiv unberücksichtigt. Die Unterstützung für die PDS kann auch nicht durch die Kombination der “Hypothese von den Vereinigungsverlierern” mit der “Elitenhypothese”, der “Hypothese von den gefallenen Eliten” und der “Ideologie-Hypothese” hinreichend erklärt werden, weil dann nur mit Interessen (These 1–3) und Ideen (These 1) operiert wird und sowohl soziale Normen (Strukturen, Cleavages) als auch Identitätsansprüche ausgelassen werden (vgl. Klein, M. und Caballero 1996). Wenn die Wahl der PDS auf eine “Mischung aus Ideologie, Nostalgie und Protest” (siehe Falter und Klein, M. 1994) zurückgeführt wird, wird die Identitätssuche der PDS-Anhänger mit “Nostalgie” gleichgesetzt; offen bleibt dabei die Frage, welche neuen Identitäten sich aus der Rückschau und welche neuen politischen Interessen und Orientierungen sich aus dem Protest entwickeln. Auch Helmuth Berking kommt der Konstitution neuer Identitäten und neuer Strukturen nicht auf die Spur, obwohl er vier Beweggründe für die Unterstützung der PDS in den neuen Bundesländern anbietet, weil er vorschnell und etwas zynisch an der Authentizität der Identitätsansprüche von PDS-Mitgliedern zweifelt. Nach Berking verkörpert die PDS erstens “die Kontinuität eines millionenfach gelebten Lebens” (Identität), zweitens existieren “antikapitalistische Ressentiments” (Ideologie), die drittens mit “enttäuschten Erwartungen der ostdeutschen Bevölkerung” (Interessen) koinzidieren und viertens wird die “politische Standfestigkeit” (Normen) der PDS-Aktivisten honoriert: “Glaubwürdigkeitsunterstellungen werden, mit Erinnerungsoptimismus überzuckert, nach hinten verlängert und über allem schwebt der kollektiv geteilte Verdacht, durch die Wiedervereinigung um die eigene Geschichte betrogen und durch das politische Projekt einer fremden Elite dauerhaft in eine inferiore Position gedrängt worden zu sein”. (Berking 1995: 351).

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  24. Paul Lazarsfeld (Columbia-School) und Angus Campbell (Ann Arbor Schule) haben viele Indikatoren zusammengetragen, um die Motivation von Wählern darzustellen. Berelson, Lazarsfeld und McPhee (1986, zuerst 1954) unterscheiden zwischen “social and political institutions, differentiation, perception, process and effects”, urn die Motivation von Wählern zu beschreiben. Campbell (1971, zuerst 1954), hat vor allem drei Indikatoren berücksichtigt: “Party identification”, “issue-” und “candidate orientation”. Beide Schulen interessieren sich für die “Social Psychology of the Voting Decision” (Berelson, Lazarsfeld und McPhee 1986) und beide verfolgen ein methodologisches, deskriptives Erkenntnisinteresse. Ihre empirisch hochinformativen Studien geben aber keine Antworten auf die Fragen, wie und warum Parteiidentifikation zustande kommt, wie und warum sich Wäliler an bestimmten “Issues” und Kandidaten orientieren. Lazarsfeld und Campbell vertreten einen methodologischen Ansatz, sie geben keine erklärenden, theoretischen Auskünfte über statistische Zusammenhänge von Indikatoren (etwa über den Zusammenhang von Handlung und Struktur). Sie erklären nur dass, aber nicht warum statistische Korrelationen bestehen. Beide gehen davon aus, dass es eine “Unzahl” (Campbell 1971: 84 und Lazarsfeld 1981: 358) von Einflüssen auf Individuen gibt; deshalb kann das Ziel der Sozialforschung nur sein, Beziehungen zwischen “Stimuli” und Reaktionen statistisch nachzuweisen. Campbell wie auch Lazarsfeld interessieren sich aber nicht für die Mechanismen oder Modi sozialen Handelns, nicht dafür, wie Außeneinflüsse zu Handlungsmotiven werden. Campbell findet keinen Anschluss an die theoretischen Begriffe der in Ann Arbor begründeten Sozialpsychologie von Charles Horton Cooley und George Herbert Mead. Lazarsfeld hat seine Methodologie klar von Talcott Parsons’ Theorie abgegrenzt und sieht darin auch die Differenz zu Robert Merton (Lazarsfeld 1981: 341, ders. 1973: 151). Campbells und Lazarsfelds Arbeiten gehören zum “Methodenparadigma” in der Soziologie, während Seymour Lipsets Cleavagetheorie theoretisch fundiert ist. (Eine andere Einteilung der Ansätze bietet Falter, Schumann, S. und Winkler 1990). Lipset hat, unter dem Einfluss von Merton, Handlungen (z. B. Wahlen) als Funktion von Strukturen (Strukturfunktionalismus) definiert. Er versucht zu erklären, wie sich aus makrogesellschaftlichen Strukturen und Strukturkonflikten Einzelhandlungen ableiten (Lipset 1983, zuerst 1959). Umgekehrt verfährt hingegen die Rational Choice Theorie (Anthony Downs 1968, zuerst 1957), die Strukturen auf das rationale Handeln von Individuen zurückführt. Die normati-vistische Strukturtheorie und die zweckrationalistische Handlungstheorie haben jedoch Probleme, Handlungen zu erklären, die entweder nicht von “frameworks” bzw. “patterns” oder einer “basis” (Strukturen und Normen) abhängig sind bzw. die nicht durch klare “Interessen” motiviert sind, wie das empirisch bei der Motivation des lokalpolitischen Handelns der PDS-Aktiven in Lüchow der Fall ist. Um deren politische Aktivität und Parteiidentifikation verstehen zu können, ist eine Konstitutionstheorie notwendig, wie sie grundbegrifflich von Hans Joas (1992a) vorgestellt wurde und wie sie — davon unabhängig — in der Wahlforschung Thomas von Winter (1996) mit seiner Kristallisationsthese fordert.

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Schubert, HJ. (2002). PDS: Politik und Identität oder wie “weit weg” ist der “Westen”?. In: Demokratie in der Kleinstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_2

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