Zusammenfassung
Hans Joas hat zwei Probleme der Theorie des kommunikativen Handelns herausgearbeitet. Zunächst kritisiert er die “unglückliche Ehe von Hermeneutik und Funktionalismus”, die Habermas mit der Zweisprachigkeit seiner Theorie (System und Lebenswelt) inszeniert hat. Nach Joas trifft die von Habermas behauptete “Begrenzung der Handlungstheorie” auf den Bereich der Lebenswelt nicht zu, da auch systemisch organisierte, staatliche und ökonomische Zusammenhänge als Handlungsstrukturen dargestellt werden können, so dass der Übergang von der Handlungstheorie zur Systemtheorie in der Soziologie nicht notwendig ist. Zweitens kritisiert Joas, dass “Habermas in handlungstheoretischer Hinsicht nicht wirklich versucht hat, der phänomenalen Vielfalt” des Handelns “gerecht zu werden” (Joas 1986: 149), so dass aufgrund der Einschränkung der Theorie auf “Kommunikation und Interaktion” kreative Handlungs- und Ordnungsphänomene zu wenig Berücksichtigung finden.
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Endnoten
Durch die “poetische Funktion” der Sprache, so Habermas, wird der empirische “Fall aus seinem Kontext herausgelöst und zum Anlass einer innovativen, weltaufschließenden, au-genöffhenden Darstellung” (Habermas 1985b: 238). Die Erschließung neuer Geltungsansprüche und die Innovation (die poetische Funktion der Sprache) gehört, nach Habermas, nicht zur “kommunikativen Funktion” der Sprache. Die Sprache erfüllt eine kommunikative Funktion, weil sie “die Beziehungen zwischen sprachlichem Ausdruck und Sprecher, Hörer sowie dargestelltem Sachverhalt” herstellt. “Soweit die Sprache aber eine poetische Funktion erfüllt, verwirklicht sie diese im reflexiven Verhältnis des sprachlichen Ausdrucks zu sich selber. Infolgedessen sind Gegenstandsbezug, Informationsgehalt und Wahrheitswert, Gültigkeitsbedingungen überhaupt, der poetischen Sprache äußerlich -poetisch kann eine Äußerung insoweit sein, wie sie sich aufs sprachliche Medium selber, auf ihre eigene sprachliche Form richtet” (Habermas 1985b: 234 – 235). Wenn Innovation eine sprachimmanente Angelegenheit ist, bleibt offen, welche Rolle Objekte, soziale Regeln (Normen) und die Interaktion mit anderen Akteuren bei der Genese neuer Bedeutungen spielen. In der Theorie der Kreativität des Handelns geht es, anders in der Theorie kommunikativen Handelns, gerade darum, den Objektbezug des Handelns nicht zu suspendieren, wenn Innovation erklärt werden soll, sondern darum, Kreativität in konkreten Handlungssituationen (“integrierte Kreativität”, Joas 1992a S. 373) und in Verhältnissen “praktischer Intersubjektivität” (Joas 1989) zu verankern.
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Schubert, HJ. (2002). Kreativität. In: Demokratie in der Kleinstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_14
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