Zusammenfassung
In der sozialwissenschaftlichen Diskussion methodischer Verfahrensweisen hat sich in den letzten Jahren mit einiger Berechtigung ein Pragmatismus durchgesetzt. Er resultiert aus der Einsicht, daß Methoden offenbar auch dann funktionieren, wenn dafür (noch) keine theoretischen und methodologischen Begründungen vorgelegt werden können. Die Leistungsfähigkeit methodischer Verfahren hängt nicht von der Dignität ab, die ihnen solche Begründungen scheinbar verleihen, sondern von den erzielten Resultaten. Gewinnbringende Diskussionen in der Qualitativen Sozialforschung kann man aus dieser Sicht deshalb vor allem von jenen Beiträgen erwarten, die anhand problemorientierter Präsentationen konkreter Analysen die Möglichkeiten und Grenzen bestimmter methodischer Vorgehensweisen aufdecken. Die Konzentration auf diese Bemühungen läuft allerdings Gefahr, die methodologischen Reflexionen in den Hintergrund zu rücken, mit denen methodische und theoretische Entwicklungen verbunden werden können. Auf diesem Feld ist es mittlerweile sehr still geworden, zu still, denn damit könnte vorschnell und nicht weiter hinterfragt einer verbreiteten Skepsis gegenüber methodologischen Reflexionen Vorschub geleistet werden. Diese Skepsis verliert dann ihre Berechtigung, wenn sie an überkommenen Ansprüchen an eine methodologische Programmatik festhält, die mittlerweile enttäuscht wurden.
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Sutter, T. (1997). Einleitung: Beobachten und Verstehen — eine überwundene Differenz?. In: Sutter, T. (eds) Beobachtung verstehen, Verstehen beobachten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89945-3_1
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