Zusammenfassung
Wenn man die letzten 30 Jahre überblickt, so hat sich die Heimerziehung in Deutschland als erstaunlich krisenresistent gezeigt: Weder hat ihr die Phase pädagogischer Kritik an der „Misere der Heimerziehung“ (so ein Vortragstitel Andreas Flitners 1969) in den Jugendhilfereformjahren zwischen 1968 und ca. 1982 geschadet, noch schwächte sie der erhebliche demografisch bedingte Rückgang der Heimplätze um rund 40 Prozent zwischen 1975 und 1990 (bezogen auf Westdeutschland). Auch das neue Jugend-hilfegesetz, das ab 1990 die privilegierte Position der Heimerziehung mit einem differenzierten Katalog von „Hilfen zur Erziehung“ beenden wollte, hat ihre Bedeutung nicht reduziert. Die Heimerziehung hat als System diese Krisen überstanden, weil sie sich als wandlungs- und modernisierungsfähig erwies. Sie differenzierte, professionalisierte und demokratisierte sich, Heimträger schufen neue stationäre und ambulante Hilfe- und Betreuungssettings für junge Menschen und Familien (vgl. Trede/Winkler 1997). Ziel einer reformierten Heimerziehung war und ist es, Heime zu „lohnenden Lebensorten“ für anvertraute Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Im Leistungsbereich der „Hilfen zur Erziehung“ gemäß §§ 27 ff. SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) ist die Unterbringung in Heimen und anderen betreuten Wohnformen auch heute noch die quantitativ deutlich dominierende Hilfe.
Der Beitrag ist bereits in der Festschrift für Ludwig Liegle (Franz-Michael Konrad (Hg.): Kindheit und Familie. Beiträge aus interdisziplinärer und kulturvergleichender Sicht, Münster ua. 2001, S. 161–178) erschienen.
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© 2003 Leske + Budrich, Opladen
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Trede, W. (2003). Heimerziehung in Europa: Fakten und Trends. In: Struck, N., Galuske, M., Thole, W. (eds) Reform der Heimerziehung. Blickpunkte Sozialer Arbeit, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89888-3_5
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