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Von der Heimerziehung zu den Erzieherischen Hilfen — Rückblick auf eine Reformgeschichte

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Reform der Heimerziehung

Part of the book series: Blickpunkte Sozialer Arbeit ((BLICKSA,volume 2))

Zusammenfassung

Fast anderhalb Jahrzehnte war es relativ ruhig um die Heimerziehung. Zwar meldeten sich immer wieder Stimmen, die angesichts von den Medien hochgespielter Einzelfälle eine Verschärfung der Heimerziehung forderten, konkret: für die flächendeckende Wiedereinführung der geschlossenen Unterbringung plädierten. Doch weder in den politischen noch in den fachlichen Debatten fanden diese Voten eine erstzunehmende, breite Zustimmung. Im Jahr 2002 sieht die Situation anscheinend anders aus. Den Ton der Diskussion bestimmen zumindest eher aufgeregte Auseinandersetzungen um einen konfrontativ, fordernden Umgang mit jugendlichen Straftätern, um Anti-Aggressivitäts-Training (vgl. sozial extra 4/2003) und Glen- Mills-Modelle. Aber man muss gar nicht in die Ferne schweifen. Ein besonders prägnantes Beispiel liefert die jugendhilfepolitische Wende in Hamburg, immerhin einer der Vorreiterstädte der Reformen in den 70er und 80er Jahren. Kern der Wende ist die mit Beschluss des Hamburger Senats vom 02.07.2002 vorgesehene (Wieder-)Einrichtung von 90 geschlossenen Unterbringungsplätzen für straffällige Kinder und Jugendliche. Flankiert wird dieses in Federführung des städtischen Landesbetriebs für Erziehung und Berufsausbildung betriebene „Reformprojekt“ von der Einrichtung eines „Familien-Interventionsteams“, „das unmittelbar nach dem Bekanntwerden der strafbaren Handlung eines Kindes oder Jugendlichen dessen Eltern zu Hause aufsucht und alle verfügbaren Daten des Kindes oder Jugendlichen erfasst. Verweigern die Eltern oder die Minderjährigen dabei die Mitarbeit, wird unverzüglich Antrag auf geschlossene Unterbringung gestellt“ (EREV 2003, S. 309; vgl. auch Bange 2003; IGFH 2002; Lindenberg/Meiners 2003). Eine Diskussion, von der viele annahmen, sie sei ausgestanden, steht wieder auf der Tagesordnung - und das mit unvermittelter Brisanz und Dramatik. Die vielgelobte Flexibilisierung der Erzieherischen Hilfen, der gar nicht so langsame Abschied vom Image der „Zwangserziehung“, gerät ins Visier neo-konservativer Überlegungen. Werden wir in der Heimerziehung Augenzeugen eines Revivals der vorsiebziger Jahre?

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© 2003 Leske + Budrich, Opladen

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Struck, N., Galuske, M., Thole, W. (2003). Von der Heimerziehung zu den Erzieherischen Hilfen — Rückblick auf eine Reformgeschichte. In: Struck, N., Galuske, M., Thole, W. (eds) Reform der Heimerziehung. Blickpunkte Sozialer Arbeit, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89888-3_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89888-3_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-322-89888-3

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