Zusammenfassung
„Ob wir uns mit studentischen Reform-Forderungen für die Universität oder mit (...) Anti-Kriegsmärschen auseinandersetzen — die Chance ist sehr groß, daß die Berichterstattung sich auf Gewalt und Konfrontation konzentriert, daß sie weitgehend absieht von den vorausgehenden Bedingungen, wenig Verständnis für die Ziele des Protests vermittelt, und daß die Interpretation einen allgemein negativen Eindruck hinterlassen wird.“ Zu dieser Einschätzung kommen Halloran et al., als sie die Berichterstattung der Massenmedien zu einer spektakulären Anti-Vietnam-Demonstration während der Hochphase der 68er Studentenbewegung in London untersuchen (Halloran et al. 1973, S. 648). Seit Ende der 60er Jahre änderte sich das politische Gefüge in den Industriestaaten tiefgreifend. Protestaktionen und -gruppen wurden im Gefolge der 68er Studentenbewegung Teil der politischen Kultur vieler Staaten — auch der Bundesrepublik. Aus Krisenphänomenen wurden „Normalphänomene“. Protest institutionalisierte sich.1
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Literatur
Siehe Roth/Rucht 1991, S. 12; Tarrow 1994. — Zu dieser Institutionalisierung von Protest gehört auch die Ausdehnung und Etablierung von Protest entlang der Rechts/links-Achse, so dass heute für Deutschland neben einem links-libertären auch von einem rechtem Protest- und Bewegungssektor ausgegangen werden kann (vgl. z. B. Schubarth/Stöss 2001 und FJNSB 7/4 [1994]).
Kraushaar 1996; Kraushaar 1998; Kraushaar 1998a; Neidhardt/Rucht 1999a; Rucht 1996d; Lemke 1997. — Zu Unterschieden in der Qualität der Abbildung „tatsächlichen“ Protestgeschehens bei Kraushaar und PRODAT siehe Hocke 2001.
Vgl. Barbara Pfetsch, die Massenmedien entsprechend in einer Doppelrolle sieht: Massenmedien sind einerseits „Wahrnehmungsfilter von Öffentlichkeit“, andererseits „politischer Akteur“ (Pfetsch 1994, S. 12).
Dazu gehören Parteien und etablierte Verbände ebenso wie Behörden und Regierungen.
Vgl. Rucht/Blattert/Rink 1997, S. 601; zur spezifischen Bedeutung Frankfurts als Bewegungsmetropole siehe Roth 1991a, S. 153–156.
Zu den Autonomen Gruppen siehe Schwarzmeier 1999; Gross/Schultze 1997; Koopmans 1995, S. 210–215.
So kann Koopmans in seiner Untersuchung zu den Neuen Sozialen Bewegungen der Bundesrepublik zeigen, dass Frankfurt am Main und Berlin eine Spitzenstellung in der Protestwelle 1965 bis 1974 einnahmen (Koopmans 1995, S. 129). Besonders zu Beginn der 80er Jahre spielten sie wieder zusammen mit München und Hamburg eine bedeutsame Rolle, obwohl die kleineren Städte und ländlichen Regionen in ihrer Bedeutung für die links-libertäre Bewegungsfamilie aufholten (s. auch Rucht 1996, Tabelle 10).
Zum Begriff des „Bewegungssektors“ siehe Rucht 1994, S. 158–161; ausführlicher zum Vergleich Freiburgs mit ähnlich großen westdeutschen Kommunen siehe Hocke 2001.
Die friedenspolitische Mobilisierung gegen den NATO-Doppelbeschluss und die Proteste nach dem Atomunfall in Tschernobyl sind dafür prominente Beispiele. Gleichzeitig wird in der Literatur insbesondere die zweite Hälfte der 80er Jahre als Abschwungphase der Neuen Sozialen Bewegungen beschrieben (s. z. B. Hellmann/Klein 1994, S. 2; für die Ökologiebewegung als wichtiger Neuer Sozialer Bewegung Opp 1996, S. 371).
Zum Begriff „Qualitätszeitung“ siehe Kap. 3.
Die regionale Abonnementzeitung gehört zu dem Segment der Tagespresse, die keine nennenswerte bundesweite Verbreitung findet. Ihr Angebot ist folglich auf die Leserschaft in der Region abgestimmt. Als regionale Großzeitung ist sie nach Hüther dadurch gekennzeichnet, dass sie mehrere Bezirksausgaben mit eigenen Redaktionen vor Ort unterhält, deren redaktionelle und anzeigentechnische Betreuung auf lokaler Ebene mit dem Ziel erfolgt, dem vom Verlag hergestellten „Mantel“ einen lokalen Redaktions- und Anzeigenteil beizugeben (Hüther et al. 1973, S. 38). Sie unterscheidet sich deutlich von der „Standortpresse“, die meist nur eine Ortsausgabe herausbringt und auch nur eine Redaktion unterhält (dies., S. 38f.).
Eine Ausnahme bilden dabei die Arbeiten, die von John D. McCarthy angestoßen wurden (McCarthy/McPhail/Smith 1996; dies. 1996a; McCarthy/McPhail/Smith/Crishock 1998) und die Arbeiten von Barranco/Wisler 1999, Fillieule 1996, Oliver/Myers 1999 und Maney/Oliver 2001.
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Hocke, P. (2002). Einführung — Das Interesse an Massenmedien und lokalem Protest. In: Massenmedien und lokaler Protest. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89844-9_1
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