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Zusammenfassung

Der Begriff der Freiheit, von dem sich das pädagogische Ziel der Erziehung zur Autonomie ableitet, hat stets zwei Bedeutungsdimensionen gehabt: Freiheit von Zwang, Unterdrückung und Entfremdung — Freiheit von etwas: in dieser Bestimmung ging der Freiheitsbegriff als negatorische und formale Kategorie in die Tradition” émanzipatorischer Erziehungswissenschaft ein. Freiheit hatte aber auch immer die “positive” Bedeutung der freien Entfaltung und des freien Ausdrucks des Selbst — in dieser Bestimmung ging der Freiheitsbegriff etwa in Konzeptionen der ästhetischen Erziehung oder der Entwicklungspädagogik ein. Der formale Freiheitsbegriff entfaltete sich historisch im Naturrecht, der materiale in den Sozialutopien der Neuzeit — so die Unterscheidung von Bloch. Die Tradition der emanzi-patorischen Erziehungswissenschaft hat sich in der Bundesrepublik vorwiegend auf die pädagogische Konzeptualisierung des formalen Freiheitsbegriffs konzentriert; dies war vor dem Hintergrund der Erfahrungen von Krieg und Totalitarismus verständlich. Damit war jedoch ein Verlust der utopischen Dimension verbunden, die für die Pädagogik, wie ich zeigen möchte, auch konstitutiv ist. Die Gestaltung der Zukunft ist heute mehr denn je eine Frage nicht nur der Kritikfähigkeit, sondern auch der schöpferisch-utopischen Einbildungskraft. Die folgenden Überlegungen sollen einen Beitrag zur Diskussion der Frage liefern, wie diese utopische Dimension der Pädagogik zurückgewonnen werden kann, ohne das emanzipatorische Prinzip formaler Freiheit (und “negativer Erziehung”) aufzugeben.

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Literatur

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  3. So hat Wolfgang Lempert z.B. hervorgehoben, daß Erziehungsziele wie individuelle Autonomie, kritische Reflexivität und Kreativität selbst erst unter bestimmten historisch-gesellschaftlichen Bedingungen zu Leitbildern der Erziehung werden konnten. Einmal hervorgebracht, werden diese Fähigkeiten aber zu Medien oder Katalysatoren, die die Kritik an der Gesellschaft vorantreiben. Wolfgang Lempert, Pädagogik und Soziologie. In: Götz/Kaltschmidt, Erziehungswissenschaft und Soziologie.

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Harten, HC. (1997). Einleitung. In: Kreativität, Utopie und Erziehung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89806-7_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89806-7_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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