Zusammenfassung
Die Sprachkompetenz ist ein linguistischer Terminus, der von Chomsky (1965) im Rahmen der generativen Transformationsgrammatik eingerührt wurde. Er postulierte eine Dichotomie zwischen allgemeiner Sprachfähigkeit (Kompetenz) und individueller Sprachverwendung (Performanz). Die Kompetenz ist das im Spracherwerbsprozeß erworbene — meist unbewußte — mentale Wissen über die jeweilige Muttersprache, über das ein “idealer Sprecher/Hörer” einer homogenen Sprachgemeinschaft verfügt. Die soziale Funktion von Sprache wird hierbei weitgehend ausgeklammert (Bußmann 1990, S. 393). Daher prägte Hymes (1979) — im Rahmen der Ethnographie der Kommunikation1 — als kritische Erweiterung den Begriff der kommunikativen Kompetenz. Darunter wird die allgemeine Sprachfähigkeit von Individuen verstanden, die in der Lage sind, miteinander im Einklang mit wechselnden situativen und normativen Bedingungen psychischer, sozialer und linguistischer Natur zu kommunizieren. Da ihr Sprechen als symbolvermitteltes Handeln verstanden wird, unterstellt man einen wechselseitigen Einfluß zwischen dem Alltagswissen (von Sprechern einer “speech community”) und der Konstitution der Sprechereignisse (ihrer “speech events”).
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Literatur
Die Mitglieder einer Gesellschaft müssen — laut Cicourel 1975, S.30 — “die Kompetenz erwerben, ihrer Umwelt Bedeutung in einer Weise zuzuordnen, daß Oberflächenregeln aufgestellt werden können, die mit Einzelfällen verbindbar sind. Interpretationsverfahren sind also invariante Eigenschaften des praktischen Alltagsdenkens und sind notwendig, um den wichtigsten Regeln, die von den Soziologen überlicherweise Normen genannt werden, Sinn zuzuordnen”.
Staehle 1994, S.281. Praktiker thematisieren die gleichen Fähigkeiten oft unter anderen Begriffen, z.B. “Coaching-Kompetenz” (Bayer 1995) oder “Qualitäts-Kompetenz” (Lung 1995).
Zur Meßbarkeit der Interaktionsfertigkeit bzw. der kommunikativen Kompetenz vgl. Spitzberg 1988, S.67ff.
Vgl. Fußnote 63 auf S. 125.
Massive Kompetenzdefizite (mangelnde Sprachfertigkeit in der Muttersprache, keine Fremdsprachenkenntnisse, geringe Argumentationskompetenz etc.) werden auch in den USA bemängelt (Bednar/Savage 1987).
Zur Problematik von “Schlüsselqualifikationen”, exemplarisch dargestellt an “Kreativität” vgl. Beiiz 1996; vgl. auch die kritischen Überlegungen von Hoets 1993, S.115ff., die den Doppelcharakter “gelungenen” Sozialverhaltens als Chance und Normenzwang beschreibt — problematisch vor allem für Frauen.
Es ist sowohl in der betrieblichen Praxis als auch in Wissenschaft und Forschung inzwischen unumstritten, daß den veränderten Anforderungs- und Aufgabenstrukturen entsprechend Qualifizierungsmaßnahmen durchzuführen sind, die über das Normalmaß von Anpaß-Qualifizierungen (Geräteeinweisung, Bedienungsanleitung etc.) deutlich hinausgehen. Es ist jedoch ein Trug-schluß zu behaupten, es existiere ein Verfahren, mit dessen Hilfe die Notwendigkeit von Anforderungen für die Erfüllung bestimmter Aufgaben zweifelsfrei begründet werden könnte. Berthel betont, man müsse sich damit begnügen, mit “Meinungen” zu argumentieren. Vor allem bei Prognosen über zukünftig vorliegende Aufgaben kann es keine Faktenaussagen geben. Vgl. Berthel 1992b, S.210 und Berthel 1995, S.125f.
So die Definition von “Qualifikation” bei Nork 1991, S.3.
Es handelt sich um die als besonders wichtig genannten Generalisten-Qualifikationen, die — in bezug auf die Einbindung des F&E-Managements in die strategische Unteraehmensführung -von Spitzenmanagern im Rahmen einer explorativen Studie erfragt wurden (Berthel 1995, S.129ff.).
Die Rückbesinnung auf elemantare künstlerische Erfahrungen wird vor allem auch als Therapeutikum gegen die Deformation der Persönlichkeitsentwicklung angesehen, die durch den Einsatz neuer Technologien am Arbeitsplatz entstehen kann. Vgl. S.98 in Exkurs I.
Volpert 1979, zitiert nach Döbele-Berger/Martin 1988, S.272f.
Vgl. auch in Kap.9.2 (auf S.408) Abb.34 und Abb.35.
Luhmann 1990a, S.130; zitiert bei D.Baecker 1993, S.181.
Küpper führt weiter aus, daß kreative Akte keine intentionalen Handlungen im engeren Sinn darstellen. Überraschungsträchtig sei Kreativität nicht nur für die anderen, sondern auch für den Initiator selbst.
Der Begriff “deutero learning” stammt von Bateson (u.a. 1988, S.229ff.). Vgl. auch zum Dialog als Voraussetzung und Schlüssel organisationalen Lernens Argyris 1993a, Isaacs 1993, Schein 1993a, 1993b.
Die “Meta”-Regeln gelten weitgehend unabhängig vom Inhalt, sofern nicht Gewalt oder Krieg bzw. Liebe thematisiert werde. Im ersten Fall sei es ummöglich, sie anzuwenden, im zweiten Fall unumgänglich (Reinhard 1993, S.305).
Weiterführend Geißler 1994, Probst/Büchel 1994 und vor allem Felsch 1996.
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Hahne, A. (1998). Von der Erlernbarkeit kommunikativer Kompetenz. In: Kommunikation in der Organisation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89801-2_15
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89801-2_15
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