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„Totaler Krieg“

Zum Kriegsbild der Zwischenkriegszeit

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Lebendige Sozialgeschichte
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Zusammenfassung

Das Große Lexikon des Dritten Reiches leitet das Stichwort „totaler Krieg“ mit der Definition ein: „Von E. Ludendorff geprägte Bezeichnung für die Intensivierung von Kampfhandlungen, die buchstäblich die gesamte Kraft eines Volkes4 beanspruchte (,Der totale Krieg’, 1935). Verbreitung fand der Begriff ,totaler Krieg’ durch die Sportpalastrede von Propagandaminister Goebbels am 18.2.1943 [...]“.2 Die hier vorgenommene Verengung auf die Zeit des Nationalsozialismus und auf den Zweiten Weltkrieg ist irreführend. Denn zum einen wurde der Begriff „totaler Krieg“ bereits 1918 von Léon Daudet (1867–1942), Mitglied der rechtsradikalen „Action français” und Sohn des Schriftstellers Alphonse Daudet (1840–1897), unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges und unter Bezugnahme auf ihn geprägt, dann freilich durch Erich Ludendorff (1865–1937) und sein 1935 erschienenes Buch Der totale Krieg in weiten Kreisen popularisiert. Ein Zweites: In den „totalen Krieg“ des 20. Jahrhunderts führten seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zwei Entwicklungsstränge.3 Der ältere Strang gründete sich in der Entfesselung der „Volksleidenschaften“ in der Französischen Revolution und in der 1793 vom Nationalkonvent aufgebotenen militärischen „Levée en masse“. Diese Ereignisse ebenso wie die Aufstellung der Massenheere Napoleons nach dem Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht und das „Volk in Waffen“ im preißischen „Befreiungskrieg“ inspirierten bereits Carl Clausewitz (1780–1831), sich mit dem Wesen, wenn auch noch nicht mit dem Begriff des „totalen Krieges“ auseinander zu setzen.

Dieser Aufsatz geht auf eine Beitrag im Rahmen des 6. deutsch-ungarischen Historikerkolloquiems am 10./11. November 1992 in Hamburg zurück. An der Vorbereitung und Durchführung dieser regelmäßigen Kolloquien zwischen Historikern und Historikerinnen der Universität Hamburg und der Eötvös-Loráan-Universität in Budapest hat Peter Borowsky jeweils maßgeblich Anteil genommen.

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Literatur

  1. Dieser Aufsatz geht auf einen Beitrag im Rahmen des 6. deutsch-ungarischen Historikerkolloquiums am 10./11. November 1992 in Hamburg zurück. An der Vorbereitung und Durchführung dieser regelmäßigen Kolloquien zwischen Historikern und Historikerinnen der Universität Hamburg und der Eötvös-Lorand-Universität in Budapest hat Peter Borowsky jeweils maßgeblich Anteil genommen.

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Rainer Hering Rainer Nicolaysen

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© 2003 Westdeutscher Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Wendt, B.J. (2003). „Totaler Krieg“. In: Hering, R., Nicolaysen, R. (eds) Lebendige Sozialgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89787-9_24

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89787-9_24

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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