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Zur Analyse von Bildergeschichten

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Comics

Part of the book series: Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen ((SIJFF,volume 1))

  • 286 Accesses

Zusammenfassung

Bewegung im Film ist die Illusion von Bewegung. Eine optische Täuschung, hervorgerufen durch die physiologische Trägheit unserer Netzhaut, bringt die Bilder zum Laufen. 24 stehende Einzelbilder, auf jedem eine starre Bewegungsphase, werden auf die Leinwand projiziert, um auf der Netzhaut miteinander zu verschmelzen. Bewegung im Film entsteht durch den nicht wahrnehmbaren Wechsel von Einzelbildern. Das Bild ist das konstituierende Element des Films. Physikalisch jedenfalls. Um den Umgang mit dem Film zu lernen, kann man anfangen zu lernen, was es mit den Bildern auf sich hat. Dazu sollte man sich zweckmäβigerweise Bilder suchen, die nicht für sich allein existieren, wie üblicherweise jene der bildenden Kunst oder der Fotografie, sondern solche, die sich schon von ihrem Verwendungszweck her dadurch bestimmen, daβ sie Glieder in einer Abfolge von Bildern sind: wie etwa die Einzelbilder des Kreuzwegs in der katholischen Kirche; wie die Invasionsbilder auf dem Wandteppich von Bayeux oder jene, die sich zweihundert Meter lang spiralförmig um die Trajanssäule ziehen und in kontinuierlicher Abfolge das Schicksal des römischen Volkes unter diesem Kaiser erzählen. Wilhelm Busch, Gustave Doré, Grandville: auch in der jüngeren Vergangenheit findet sich die Bilderzählung als übergeordnete Einheit für Bilder. Dadurch, daβ diese entweder nur in einem Original existieren oder durch mechanische Reproduktion (Druck) für die individuelle Rezeption vervielfaltigt wurden, konnten ihre Autoren relative Gröβe und Proportionierung frei varüeren oder ganz auf eine äuβere Begrenzung des Bildfeldes verzichten. Trotzdem zeigt sich bei den meisten historischen und modernen Bilderzählungen eine deutliche Affinität zum tradierten rechteckigen Bildformat, das selbst dann dominierendes Strukturelement bleibt, wenn es, wie gelegentlich zu beobachten, zum Zwecke der Dynamisierung oder der Verschränkung einzelner Zeit- oder Erzählebenen rigoros durchbrochen wird. Die Tradition des rechteckig begrenzten Bildes als Wiederholung, bzw. Parallelverschiebung der Kanten der Wand oder — mit dem gleichen Ursprung — als künstliches Fenster, beherrscht unsere Bildwelt bis hinein in die üblichen Proportionierungen von Büchern, Fotos und schlieβlich auch von Film und Fernsehen, die sich durch die technischen Erfordernisse der Reproduktion, die ein immer wieder gleiches Ergebnis zur Folge haben muβ, als einzige streng an vorgegebene Formate halten müssen. Diese wiederum sublimieren sich in der Vorstellung ihres Publikums als das ideale Bildformat. Der goldene Schnitt als Grundproportion, in seiner gedrungenen Variante des Fernsehbildes alltäglich und gewöhnlich, in den Breitwand- und Scope-Abwandlungen des Kinos mondän und luxuriös, beherrscht die von klassischen Idealvorstellungen geprägten Sehgewohnheiten.

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Wolfgang J. Fuchs (Journalist und Übersetzer)

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© 1977 Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen

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Hild, M., Längsfeld, W. (1977). Zur Analyse von Bildergeschichten. In: Fuchs, W.J. (eds) Comics. Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89768-8_9

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-0175-7

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