Zusammenfassung
Mit Bréal, das haben wir gesehen, bemächtigt sich zwar eine, neue Disziplin des Gegenstandes Metaphorik, aber die Metapher, wird einem allgemeinen Phänomen — dem Bedeutungswandel — untergeordnet. Ihre wesentliche Funktion ist die Benennung bereits vorher konstituierter Merkmale. In der nun zu skizzierenden Traditionslinie Vico, Biese, Cassirer nimmt die Metapher ein Moment von Synthesis in sich auf. Damit wird schließlich eine konstitutive Kraft von Metaphorik denkbar.
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Literatur
Nachweise (Stellenauswahl): Einbildungskraft: 90 (E 36), 96 (E 50), 153; Denkvermögen: 90 (E 36); Nachahmung: 96 (E 52); Wahrhaftigkeit: 174 Mit “E” wird auf die das Werk einleitenden “Elemente” verwiesen.
Vico zieht hieraus eine bemerkenswerte pädagogische Schlußfolgerung: “Endlich setzen unsere kritischen Philosophen vor, gegen und über alle sinnlich anschaulichen Bilder ihr erstes Wahres. Aber damit geben sie den jungen Leuten eine verfrühte und harte Lehre” (1709, 27/29).
Grassi setzt einander die “be-weisende” und die weisende Sprache entgegen. Sie entsprechen den gegenläufigen Bewegungen von Kritik und Topik bei Vico. Grassi lädt allerdings seine Theorie mit alten mythischen Modellen der Erkenntnis auf. Die weisende Sprache führt hinauf — zu den unableitbaren ursprünglichen Prämissen; die beweisende Sprache führt hinab zu den Folgerungen, die sich ergeben. Zu den Erkenntnismythen vgl. Becker 1983, 33–79.
Lies: sie gaben den Dingen ihren eigentlichen Namen.
Da die Ironie Reflexion voraussetzt und aus dem Falschen gebildet wird, konnte sie erst später entstehen: Kinder sind von Natur aus wahrhaft (vgl. 174).
So könnte man mit Peirce den Rückschluß vom Fall auf die Ursache nennen.
“... der Demiurg ist nicht schöpferisch”, Blumenberg 1957, 68.- Die obige Schlußfolgerung findet sich auch bei Knorr-Cetina 1984, 11 Off.
Die Fortsetzung des Zitats wird unten S. 176 angeführt.
Zur Darstellung und Kritik der romantischen Theorien der Sprachentstehung vgl. Cassirer 1923, 9Q-99.
“Der bildliche Witz kann entweder den Körper beseelen oder den Geist verkörpern” (Jean Paul 1804, 184).
“Ob wir nun Anschauungen oder Vorstellungen oder Begriffe bilden, wir bleiben immer nur im Bildlichen, im Metaphorischen... haften” (124; Hervorheb. von mir).
“Es führt kein anderer Weg von dem Denken zum Sein als die Analogie; und daher ist Denken und Sprechen metaphorisch..” (106).
Der Aufsatz 1873 wurde allerdings erst 1903 veröffentlicht.
Ein weiteres Beispiel für die Logik metaphorischen Denkens: “Geld und in Vergleichen sich ergehende Sprache Hand in Hand haben die Dinge austauschbar gemacht unter tödlicher Vernachlässigung ihrer unvergleichlichen Eigenschaften” (Wormbs 1978, 92). Wormbs richtete sich zunächst gegen einen bestimmten Vergleich und generalisiert hier ihre Kritik; daraus kann eine Kritik der Metapher resultieren, die nur Kritik einer Metapher sein soll (so bei Sontag 1977).
“Jeder Begriff entsteht durch Gleichsetzen des Nichtgleichen” (313).
Das ist genau der Punkt in Turbaynes Werk 1962: “There is a difference between using a metaphor and taking it literally...” (3). Descartes und Newton seien Opfer ihrer Metaphern geworden, indem sie sie anstelle der Realität setzten.
Für die Nietzsche es ablehnt, “Erscheinungen” zu sagen, “denn es ist nicht wahr, daß das Wesen der Dinge in der empirischen Welt erscheint” (317).
Objekt heißt hier: Ding an sich und nicht: Gegenstand der Wahrnehmung, denn dieser unterlag schon der kategorialen Formung; d.h. er trägt subjektivische Züge.
Das menschliche Baugenie errichtet Begriffsdorae, die Wissenschaft gräbt Schächte (auch das ein etabliertes Bildfeld: meist der Kritik — Schächte führen zu Verschüttetem): Nietzsches Metaphorik hat auch Schmuckcharakter. Diesen Metaphern ist jedoch gemeinsam, daß sie eine kontinuierlich fortschreitende Tätigkeit bezeichnen.
Vgl. 320: Der intuitive Mensch lernt nicht aus seinen “Erfahrungen”. — Wie sollte er auch, ohne festes Begriffssystem?
“Der Begriff ist... nicht sowohl das Produkt der Ähnlichkeit der Dinge, als er vielmehr die Vorbedingung für die bewußte Setzung einer Ähnlichkeit zwischen ihnen bildet” (Cassirer 1922, 10).
“Unter einer ‘symbolischen Form’ soll jede Energie des Geistes verstanden werden, durch welche ein geistiger Bedeutungsgehalt an ein konkretes sinnliches Zeichen geknüpft und diesem Zeichen innerlich zugeeignet wird” (175).
Oder die Synekdoche; vgl. Anm. 12, S. 42
Cassirer • 1910; für meine Zwecke genügt der Aufsatz “Zur Logik des Symbolbegriffs”, 1938, dem die folgenden Zitate entnommen sind. — Koller 1975 hatte diese Wende aufgegriffen; es gelang ihm aber nicht, sie für die Metaphorologie fruchtbar zu machen.
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Schöffel, G. (1987). Der rhetorische Aufbau der Welt. In: Denken in Metaphern. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89755-8_6
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