Zusammenfassung
Unser Katalog der Merkmale zur Charakterisierung des Industriebetriebs ist erst nach und nach entstanden, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß er unvollständig ist. Es gibt weitere Merkmale, die sich in manchen Zusammenhängen durchaus als wesentlich und wichtig erweisen können, die aber in den vorliegenden Katalog nicht aufgenommen wurden. Denn es kommt uns nicht auf absolute Vollständigkeit an. Vor allem ist zu beachten, daß wir uns hier im wesentlichen auf die fertigungswirtschaftlichen Aspekte des Industriebetriebs beschränken wollen, wenn auch Ausblicke nach der Beschaffungs- und Absatzseite unvermeidbar sind. [In jedem Fall aber beziehen sich die Merkmale nur auf die leistungswirtschaftliche Ebene, nicht dagegen auf finanzwirtschaftliche Aspekte, die innerhalb der Industrie ohnehin kaum betriebs- oder branchenspezifische Ausprägungen aufweisen. Die einzelnen Merkmale haben ferner keinen bestimmten Rang, so wenig, wie die Merkmale: männlich-weiblich, jung-alt usw. in eine bestimmte Rangordnung zu bringen sind. Die verschiedenen Typen von Industriebetrieben unterscheiden sich somit lediglich dadurch, daß die einzelnen Merkmale bei ihnen in unterschiedlichem Maße ausgeprägt sind.
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Literatur
Siehe dazu bereits meinen Aufsatz »Wo steht die Konsum-Fertigware?«. In: Markt und Verbrauch, 14. Jg. der Monatsschrift »Die deutsche Fertigware« (1942), S. 225 ff., besonders S. 227–232.
P. Riebel (Industrielle Erzeugungsverfahren in betriebswirtschaftlicher Sicht, Wiesbaden 1963, S. 55 ff.) fügt als weitere Möglichkeit hinzu: Industrien bzw. Verfahren mit »austauschender oder umgruppierender« Stoffverwertung und führt als Beispiel den Hochofen-prozeß vor (s. S. 56): »Hier wird der Möller, der aus einer Reihe verschiedenartiger saurer und basischer Eisenerzsorten, eisenhaltigen Schlacken, Abbränden, Schrott und >Zuschlä-gen< zusammengemischt ist, sowie Koks und heiße oft mit Sauerstoff angereicherte Luft dem Ofen zugeführt; als Ergebnis mannigfaltiger chemischer Umsetzungsreaktionen fallen Roheisen, Gichtgas und Hochofenschlacken an. Die meisten der sogenannten >Synthesen< in der chemischen Industrie sind tatsächlich derartige >austauschende< Verfahren, bei denen sowohl mehrere Ausgangsstoffe eingesetzt werden als auch mehrere Endprodukte entstehen.« Wir haben uns über diesen Vorschlag, der Riebel, von Haus aus Chemiker, besonders nahe-liegen mußte, schon in den Jahren seiner Mitarbeit an meinem Lehrstuhl unterhalten. Meines Erachtens kann der Fall auch als eine Kombination aus (a) und (b) angesehen werden. Zudem scheint mir die technologische Seite der Sache überschätzt zu sein. Es kommt hier darauf an, ob man mit verschiedenen, relativ frei gewählten Einsatzstoffen auf ein Erzeugnisziel losgeht, wie bei der synthetischen Fertigung. Das scheint mir hier nicht der Fall zu sein. Man ist vielmehr von vornherein auf ein bestimmtes Gespann von Einsatzstoffen angewiesen, aus welchen zugleich ein festes Gespann von Erzeugnissen hervorgeht, Ökonomisch gesehen dürfte der Fall, wenn nicht völlig inferiore Nebenprodukte anfallen, als analytische Fertigung zu verstehen und einzuordnen sein (s. dazu auch S. 22 ff.).
Das Ausgehen von einem Stoff braucht nicht buchstäblich genommen zu werden. Es ist durchaus möglich und für die Ausführung des Zerlegungsvorganges u. U. unerläßlich, zur Auslösung, Erleichterung oder Beschleunigung des Zerlegungsprozesses, den einen oder anderen Stoff beizugeben. In diesem Sinn können z. B. auch die »Zuschläge« in der Verhüttung von Eisenerz als Hilfsstoffe verstanden werden, welche die Zerlegung des Eisenerzes ermöglichen helfen.
Im Grenzfall gelten diese Nebenprodukte als »Abfall« und insoweit kommt analytische Stoffverwertung sicher in allen Industriezweigen vor.
2. B. wird über die Aufschließung von Erdöl im Commodity Yearbook (hrg. v. Commodity Research Bureau, Inc., New York 1948, S. 371) ausgeführt: »Properties of the various oils largely determine the nature and quantity of refined products which may be manufactured from them.«
Siehe dazu im einzelnen P. Riebel, Kuppelproduktion, S. 94 ff.
Siehe dazu mein Referat »Produktionswirtschaft und Absatzwirtschaft«. In: ZfhF, N. F., 15 Jg. (1963), S. 537 ff., besonders S. 543 f.
Diese Vorstellung bringen wir schon vom Handwerk her. Immer wenn etwas »gemacht« werden soll, denken wir vor allem an ein Zusammenbauen. Das »Machwerk« oder »Werk« entsteht durch zusammenfügende Arbeit. Allenfalls kennt man noch die bloße Verformung, wie etwa beim Töpferhandwerk.
Siehe etwa K. H. Borowsky, Das Baukastensystem in der Technik, Berlin 1961.
Siehe Produktionswirtschaft und Absatzwirtschaft. In: ZfhF, NF, 15 Jg. (1963), S. 544 ff.
Artikel »Veredelung und Veredelungsindustrie«, HwB, 3. A., Sp. 5651 ff.
Die Abrechnung wechselnder Massenerzeugnisse in Rohstoff-, Halbfertig-, Fertig- und Teilerzeugnis-Betrieben.. ZfhF, 31. Jg. (1937), S. 73.
Siehe P. Riebely Mechanisch-technologische und chemisch-technologische Industrien in ihren betriebswirtschaftlichen Eigenarten. ZfhF, NF, 6. Jg. (1954), S. 413 ff.
Siehe dazu Artikel »Chemische Industrie«, HWB d. Soz.Wiss., Bd. II, S. 493 (1959), von P. Riebel, sowie Artikel »Chemische Industrie« von P. Leitz im HWB, 3. Aufl., Bd. Nachträge.
Riebel spricht hier von Umformung, ein Terminus, den wir für die Bezeichnung aller Möglichkeiten mechanisch-physikalischer Einwirkung vorbehalten wollen. Wie der Überblick zeigt, ist Umformen nicht identisch mit Form verleihen. Vielmehr zählen auch formändernde und trennende Vorgänge dazu, die zu mehr oder weniger formlosen Gütern führen können.
Siehe hierzu u. a. H. Kölbel/J. Schulze, Die Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre in der chemischen Industrie, BFuP, 17. Jg. (1965), S. 13–30, S. 85–96.
E. B. Alderfer/H. E. Michl, Economics of American Industry, 2. Aufl., New York-Toronto-London 1950, S. 260 f.
Betriebstyp und Abrechnungstechnik in der Industrie. In: Festschrift für Eugen Schmalen-bach, Leipzig 1933, S. 141–172.
Im gleichen Sinne auch Riebel in seiner späteren Veröffentlichung über Erzeugungsverfahren (1963), S. 25.
Vgl. die Ansätze hierzu in meinem Beitrag »Absatzwirtschaft« im HdW, Bd. I, 2. Aufl. Köln-Opladen 1966, S. 289 ff., sowie H. Knoblich, Die Typologie der Waren als Kernstück einer wirtschaftlichen Warenlehre. ZfbF 17. Jg. (1965), S. 686 ff.
Der Weg zur industriellen Massenproduktion kann selbstverständlich auch als Übergang zu immer einseitigerer, uniformerer Produktion charakterisiert werden. Oder arbeitstechnisch als Repetieren von (Teil-)Hantierungen, die ursprünglich aus dem Können gelernter Arbeiter spontan erwachsen sind, durch ungelernte Kräfte. Doch sind diese Aspekte des Phänomens der Massenproduktion im vorliegenden Zusammenhang weniger bedeutsam. Zudem können sich derartige Überlegungen wiederum nur auf den Fall der künstlichen Massenfertigung beziehen.
Siehe: Die Abgrenzung chemischer Produktionstypen nach Leistungsprogramm, Fertigungsorganisation und Prozeßführung. In: Industrielle Organisation, 34. Jg. (1965), S. 150.
A. Heber, Die Abrechnung wechselnder Massenerzeugnisse in Rohstoff-, Halbfertig-, Fertig- und Teilerzeugnis-Betrieben. In: ZfhF 1937, S. 57 ff., spricht von der Herstellung »wechselnder Massenerzeugnisse«. Er faßt diesen Begriff jedoch, wie schon der Titel seines Aufsatzes erkennen läßt, wesentlich weiter. Auch geht er von der Art der Erzeugnisse aus, während für uns der Gesichtspunkt der Fertigungsstruktur im Vordergrund steht.
Betriebstyp und Abrechnungstechnik in der Industrie. Festschrift für Eugen Schmalenbach. Leipzig 1933, S. 157.
A.a.O., S. 156; sie sprechen von »Betrieben mit Einzelleistungen« (Individualleistungen).
Siehe sein Buch: Ablaufplanung, Stuttgart 1959, S. 71, sowie den Aufsatz «Industrielle Einzelfertigung und Vorbereitungsgrad. In: ZfhF, NF, 15. Jg. (1963), S. 481–498.
Neben den bereits erwähnten Veröffentlichungen von A. Heber/P. Nowak (1933) und von A. Heber (1937) ist noch die Dissertation von P. Nowak, Betriebstyp und Kalkulationsverfahren. T. H. Darmstadt 1936 zu nennen.
Für das Detail derartiger Rechnungen muß auf die einschlägige Literatur über Kalkulationsmethoden verwiesen werden. Denn hier geht es uns nur um das Prinzipielle in diesen Rechnungen.
Typen der Markt- und Kundenproduktion in produktions- und absatzwirtschaftlicher Sicht. In: ZfbF, 17. Jg., N. F. (1965), S. 663 ff.
Siehe dazu auch die Ausführungen Riebeis in der vorher zitierten Abhandlung, S. 673 f.
Siehe zu diesen Faktoren des Verhaltens der Fertigung zum Markt die Ausführungen bei Riebel, a.a.O., S. 671 f.
In einem von H. Schürmann verfaßten Beitrag »Planung und Disposition. Basis für termingerechte Fertigung und Lieferung« in der Zeitschrift »Spinner, Weber, Textilveredlung«, 85. Jg. (1967), H. 10, S. 1025, wird — offensichtlich mit Bezug auf die Weberei — hierzu ausgeführt: »... ist es zweckmäßig, die Fertigung nach Vorplanung und Auftragseingang miteinander zu verschmelzen. Der Verkauf erarbeitet für mehr oder weniger >sichere< Artikel eine kleine Vorplanung, vielleicht mit einem Vierteljahresvorlauf... Durch diese Vorplanung sollen höchstens 70 % der vorhandenen Kapazität belegt werden, um für unvermeidbare Wünsche guter Kunden nach Sofort-, Sonder- und Einzelaufträgen noch genügend Kapazitätsreserven frei zu haben.«
Siehe dazu P. Riebel, Typen der Markt- und Kundenproduktion, S. 680.
Siehe zu weiteren Fragen der produktions- und absatzwirtschaftlichen Auswirkungen der Marktbeziehungen P. Riebel, a.a.O., S. 681–685.
Heber/Nowak, a.a.O., S. 156, bringen folgende Beispiele von »Spezialisierungsstufenreihen«: Herstellung von Maschinen jeder Art/Werkzeugmaschinen/Bohrmaschinen/Radialbohrmaschinen, und: Reparaturwerkstätte für Maschinen jeder Art/für Motoren/für Personenwagen/für Opel-Automobile.
Über die Begriffe Verfahren und Prozeß soll an späterer Stelle ausführlich gesprochen werden. Hier sei einstweilen angemerkt, daß unter Fertigungsverfahren elementare Einwirkungen, wie Drehen, Bohren, Schleifen, Mahlen, Mischen, Pressen, verstanden werden sollen. Der Prozeß stellt dagegen zumeist ein Bündel von derartigen elementaren Einwirkungen dar, das zu einem deutlichen Fertigungseffekt (Teileffekt) führt, wie zum Beispiel Herstellung einer plastischen Masse (durch Zerkleinern, Mischen, Kneten) oder Montieren (wiederum aus einer Reihe von Verfahren bestehend) oder Verchromen. Je nach der Technologie der Fertigung wird man im einen Fall von Verfahrensorientierung, im andern dagegen besser von Prozeßorientierung sprechen. Beides ließe sich vielleicht unter dem Begriff der Bearbeitungsweise zusammenfassen. Doch fehlt es diesem Ausdruck an Deutlichkeit.
Siehe hierzu H. Köper, Dezentralisierte Produktion. Wolfenbüttel 1953
E. Feuerbaum, Die Zubringer- und die Montageindustrie. Berlin 1956.
Das Produktionsprogramm in der deutschen Textil-Industrie«. Diss. Nürnberg 1953.
Siehe Die Aufgabe der Absatzwirtschaft, 2. Aufl., Köln und Opladen 1950 (1. Aufl. Leipzig 1943).
Die Bildung von Betriebstypen der Industrie. Dissertation Nürnberg 1953, S. 209 f.
W. Sombart (Die Ordnung des Wirtschaftslebens, Berlin 1925) ist der Auffassung, daß die Größe immer nur eine »differentia gradualis, keine differentia specifica« ist. Sie bringe nur sehr unbestimmt die Eigenart eines Betriebes zum Ausdruck (S. 37). Sombart will daher die Betriebsgröße nur als »principium subdivisionis« verwenden.
Vielleicht sollte man diese globale, komplexe Größe als Mächtigkeit eines Betriebes bezeichnen, die von Fall zu Fall mehr in der Betriebsbreite oder in der Fertigungstiefe ihren Grund haben kann.
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Schäfer, E. (1978). Allgemeine Merkmale der technisch-ökonomischen Struktur des Industriebetriebs. In: Der Industriebetrieb. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89691-9_2
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