Wählen und politische Ungleichheit: Der Einfluss von individuellen Ressourcen und politischem Angebot

Zusammenfassung

Die Frage nach politischer Gleichheit gehört zum Kernbestandteil demokratietheoretischer Forschung. Dementsprechend häufig ist sie aufgeworfen worden. Demokratie beruht auf der Norm des gleichen politischen Wertes eines jeden Bürgers. Jedes moderne demokratische Wahlsystem ist auf dieser Norm aufgebaut, in jedem ist formal das Prinzip „one person, one vote“ realisiert. Gleichwohl ist politische Ungleichheit keine Schimäre. Insbesondere die politische Beteiligungsforschung hat immer wieder zeigen können, dass sozial besser Gestellte sich stärker politisch beteiligen und dass diese stärkere Beteiligung mit einer stärkeren Berücksichtigung ihrer Interessen bei politischen Entscheidungen einhergeht. Die Partizipationsforschung bezieht sich dabei auf das gesamte Repertoire möglicher politischer Aktivitäten. Untersucht werden mithin die Effekte unterschiedlicher Formen, Intensitäten und auch Qualitäten der Beteiligung. Bezogen auf das Wählen als einer spezifischen Form politischer Beteiligung wird die Frage hingegen in aller Regel binär gestellt: Wer beteiligt sich an Wahlen, wer nicht, und gibt es systematische soziale Unterschiede zwischen beiden Gruppen? Die Frage, welche Effekte eine systematisch ungleiche Beteiligung an Wahlen haben könnte, wird weniger und wenn, zumeist nur normativ angesprochen. Empirische Antworten auf diese Frage sind selten. Noch seltener werden die Fragen nach den ungleichen Voraussetzungen für begründete Wahlentscheidungen im Sinne des Modells des rationalen Wählers und möglicher Ungleichheit in der „Qualität“ des Wählens gestellt.