Zusammenfassung
Manch einer von Ihnen wird sich gefragt haben, was dieser Titel mit der heute eröffneten Ausstellung zu tun hat, ja was er überhaupt zu bedeuten hat. In der Tat ist einleitend ein Wort darüber zu verlieren, was sich unter der etwas prätentiösen Formulierung verbirgt, die einen geraden Denkweg anzudeuten scheint, dann aber krumm, in einem Fragezeichen endet. Ich tue dies am besten, indem ich den Suchcharakter meiner Ausführungen ganz besonders hervorhebe und zur ersten Erläuterung das kurze Te-lephongespräch wiedergebe, in dem vor einigen Wochen das Thema für diesen Vortrag festgelegt wurde. Ein Mitarbeiter dieses Hauses sagte mir, daß die Ausstellung über die Staatssicherheit der DDR vom bisherigen Programm der “Alten Synagoge” abweiche, daß sie jedenfalls vom Publikum als dem Geist des Hauses widersprechend verstanden werden könnte; denn insofern bisher der Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Tragödie der Juden im 20. Jahrhundert im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden seien, habe dieser Geist so etwas wie eine “antifaschistische” Ausrichtung gehabt.
Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung: “Staatssicherheit — Garant der SED-Diktatur”, 2. Februar 1998, Alte Synagoge Essen. Der Vortragsduktus ist beibehalten, hinzugefügt wurden lediglich die Anmerkungen.
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Amerkungen
So Eckhard Jesse bei seinem Versuch, die Autoritarismustheorie von Juan Linz auf die DDR anzuwenden: War die DDR totalitär?. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 40/90, 7. Oktober 1994, bes. S. 14ff. und S. 23.
Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen. Text von 1932 mit einem Vorwort und drei Corrolarien. Berlin 1963. Dazu umfassend: Heinrich Meier: Die Lehre Carls Schmitts. Stuttgart 1994.
Die aktuelle internationale Diskussion dokumentieren z.B. Eckhard Jesse (Hrsg.): Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung. Baden-Baden 1996; sowie, unter einem spezifischen Gesichtspunkt: Hans Maier, Michael Schäfer (Hrsg.): Totalitarismus und politische Religionen. 2 Bände, Paderborn 1996 und 1997.
Die Literatur zu Hannah Arendt in den 90er Jahren ist Legion und entspricht quantitativ wie qualitativ dem Veröffentlichungsboom zur Frankfurter Schule in den 70er Jahren.
Vgl die Dokumentation: “Historikerstreit”. Die Debatte um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung, 9. Auflage, München 1995.
Francois Furet: Das Ende der Illusion. Der Kommunismus im 20. Jahrhundert. München 1996; Stephane Courtois u.a.: Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen, Terror. München 1998.
Zur Geschichte des Totalitarismuskonzepts gibt es eine ganze Reihe neuerer Darstellungen: z.B. Abott Gleason: The Inner History of the Cold War. New York, Oxford 1995;
Alfons Söllner, Ralf Walkenhaus, Karin Wieland (Hrsg.): Totalitarismus. Eine Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts. Berlin 1997;
Wolfgang Wippermann: Totalitarismustheorien. Die Entwicklung der Diskussion von den Anfängen bis heute. Darmstadt 1997. Für die Geschichte der Faschismustheorien ist man hingegen auf Bücher (bzw. deren Überarbeitungen) aus den 60er und 70er Jahren angewiesen: z.B.
Reinhard Kühnl: Texte zur Faschismusdiskussion 1. Positionen und Kontroversen. Reinbek 1974;
Ernst Nolte (Hrsg.): Theorien über den Faschismus. Köln-Berlin 1967;
Richard Saage: Faschismustheorien. München 1976;
Wolfgang Wippermann: Faschismustheorien. Zum Stand der gegenwärtigen Diskussion. 6. Aufl. Darmstadt 1995 (zuerst 1972).
Hannah Arendt: The Origins of Totalitarianism. New York 1951 und
Carl J. Friedrich, Zbigniew K. Brzeszinski: Totalitarian Dictatorship and Autocracy. Cambridge 1956 sind die “kanonischen” Werke der Totalitarismustheorie und wurden nicht zufällig sofort ins Deutsche übersetzt.
Wolfgang Kraushaar: Von der Totalitarismustheorie zur Faschismustheorie — Zu einem Paradigmenwechsel in der bundesdeutschen Studentenbewegung. In: Söllner u.a. (Hrsg.): Totalitarismus, a.a.O., S. 267ff.
Totalitarismus und Faschismus. Eine wissenschaftliche und politische Begriffskontroverse am Institut für Zeitgeschichte. München und Wien 1980.
Heinz Bude: Das Altern einer Generation. Die Jahrgänge 1938–1948. Frankfurt/M. 1995.
Vgl. dazu Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.): Besucher einer Ausstellung. Die Ausstellung “Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944” in Interview und Gespräch. Hamburg 1998 und Julius H. Schoeps (Hrsg.): Ein Volk von Mördern? Die Dokumentation zur Goldha-gen-Kontroverse um die Rolle der Deutschen im Holocaust. 2. Aufl., Hamburg 1996.
Vgl. dazu vom Verfasser: Peter Weiss’ “Die Ermittlung” in zeitgeschichtlicher Perspektive. In: Stephan Braese u.a. (Hrsg.): Deutsche Nachkriegsliteratur und der Holocaust. Frankfurt/M. 1998.
Daß dies nicht eine auf Deutschland beschränkte, sondern eine internationale Entwicklung ist, demonstriert James E. Young: Writing and Rewriting the Holocaust. 1988. Seitdem ist die Literatur zum Holocaust unüberschaubar geworden.
Vgl. bes. Christian Meier: Vierzig Jahre nach Auschwitz. Deutsche Geschichtserinnerung heute. 2. Aufl., München 1990 und Saul Friedlander: Memory, History, and the Extermination of the Jews of Europe. Bloomington and Indianapolis 1993.
Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1996.
Ernst Nolte: Die historisch-genetische Version der Totalitarismustheorie: Ärgernis oder Einsicht? In: Zeitschrift für Politik, 43. Jg., 1996, S. 111ff.
Noch deutlicher wird er in seinem Briefwechsel mit Nolte: Francois Furet, Ernst Nolte: “Feindliche Nähe”. Kommunismus und Faschismus im 20. Jahrhundert. München 1998.
Ein Paradebeispiel aus der Geschichte der Totalitarismusdebatte ist: Sigmund Neumann: Permanent Revolution. The Total State in a World at War. New York 1942. Vgl. dazu vom Verfasser: Sigmund Neumanns “Permanent Revolution”. Ein vergessener Klassiker der vergleichenden Diktaturforschung. In: Söllner u.a.: Totalitarismus, S. 53ff.
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Söllner, A. (1998). Von der Faschismustheorie zur Totalitarismustheorie?. In: Hofmann, M., Rector, M., Vogt, J. (eds) Peter Weiss Jahrbuch 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89585-1_9
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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