Skip to main content

Kenntlichkeit und Schuld — Zur literarischen Jugendautobiographie Georges-Arthur Goldschmidts

  • Chapter
In der Sprache der Täter

Zusammenfassung

„Eine Erzählung wie ‘Ein Garten in Deutschland’hätte in der Muttersprache (das Deutsche) wegen der erlebten Vergangenheit und der Erfahrung der Trennung nicht so entstehen können, wie sie eben im Französischen entstanden ist, ja sie wäre wahrscheinlich gar nicht entstanden. Erst die Übertragung (diesmal im freudschen Sinne des Wortes) in eine Sprache, in welcher die Erinnerung alles erfinden mußte, ohne es erlebt zu haben, machte das Schreiben an diesem Buch möglich (…) Die Heimat, die einen verstieß, macht es [dem Autor] auch unmöglich, in der Muttersprache von der Heimat zu erzählen.“1

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Georges-Arthur Goldschmidt, Ein Garten in Deutschland. Eine Erzählung. Aus dem Französischen von Eugen Heimle, Zürich 1988, S. 184.

    Google Scholar 

  2. Ebd., S. 185.

    Google Scholar 

  3. Paul Celan, „Ansprache anläßlich der Entgegennahme des Literaturpreises der Freien Hansestadt Bremen“. In: ders., Gesammelte Werke in fünf Bänden, Band 3, Frankfurt am Main 1983, S. 185f.; 185.

    Google Scholar 

  4. In Ein Garten in Deutschland, S. 9 reicht die erste Assoziation von der Gegenwart ins Jahr 1937 zurück. An anderem Orte ist von einer „Erinnerung an das Jahr 1938, kurz vor der Abfahrt“ die Rede (Georges-Arthur Goldschmidt, Die Absonderung. Erzählung. Mit einem Vorwort von Peter Handke. Hier zitiert aus der Taschenbuchausgabe, Frankfurt am Main 1993, S. 107.)

    Google Scholar 

  5. Georges-Arthur Goldschmidt, Die Aussetzung. Eine Erzählung. Zürich 1996, S. 197.

    Google Scholar 

  6. Georges-Arthur Goldschmidt, Die Aussetzung. Eine Erzählung. Zürich 1996, S. 205.

    Google Scholar 

  7. Georges-Arthur Goldschmidt, Die Aussetzung. Eine Erzählung. Zürich 1996,Ebd., S. 207.

    Google Scholar 

  8. Georges-Arthur Goldschmidt, Der unterbrochene Wald. Erzählung. Übersetzt von Peter Handke. Hier zitiert aus der Taschenbuchausgabe, Frankfurt am Main 1995, S. 66.

    Google Scholar 

  9. Ebd., S. 67.

    Google Scholar 

  10. Ebd., S.66f.

    Google Scholar 

  11. Georges-Arthur Goldschmidt: Quand Freud voit la mer. Freud et la langue allemande, Paris 1988, S. 20. Eine vielleicht vergleichbare Erfahrung, wenn auch unter ganz anderen äußeren Bedingungen, schildert Elias Canetti in seinem kurzen Text „Wortanfälle“ von 1969, wo er beschreibt, wie er während seiner Emigrationszeit in England zuweilen ganze Seiten voller unzusammenhängender deutscher Worte vollschrieb, ein Verhalten, das er selbst als „pathologisch“empfand, als unkontrollierte Rebellion gegen das „Ausgeliefertsein an eine fremde Sprache in ihrem Revier“. (Elias Canetti, „Wortanfälle“. In: ders., Das Gewissen der Worte. Essays, Frankfurt am Main 1995 [Taschenbuchausgabe], S. 166–170.)

    Google Scholar 

  12. Vgl. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 11), S. 31: „(…) lallemand se situe fortement dans le monde de l‘enfance.“

    Google Scholar 

  13. Goldschmidt 1993 (wie Anm. 4), S. 33.

    Google Scholar 

  14. Ebd., S. 153f.

    Google Scholar 

  15. Ebd., S. 160.

    Google Scholar 

  16. Ebd., S. 160f.

    Google Scholar 

  17. Ebd., S. 162f.

    Google Scholar 

  18. Vgl. Goldschmidt 1993 (wie Anm. 4), S. 139: „Ganz langsam ließ er die Finger die Vorhaut hinauf- und hinuntergleiten, bis er sich vor Wollust aufbäumte.“

    Google Scholar 

  19. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 1), S. 122.

    Google Scholar 

  20. Ebd., S. 119.

    Google Scholar 

  21. Goldschmidt 1993 (wie Anm. 4), S. 14. Das Empfinden seiner selbst als Objekt wird bei dem Jungen später noch stärker ausgeprägt. So bezeichnet er sich einmal als „eine Zelluloidpuppe, die man an einer Schnur hampeln ließ“(Goldschmidt 1995 [wie Anm. 8], S. 111), ein anderes Mal fühlt er, daß die anderen Jugendlichen im Internat „für ihn die geringschätzige Freundlichkeit zu vertrauten Gegenständen“an den Tag legen (ebd., S. 132). Tatsächlich zum Objekt degradiert wird er von seinen Kameraden, wenn sie sich ihm abends im Schlafsaal nähern und sich ihm auf das Gesicht setzen: „Nichts anderes war er mehr als: Sitzplatz.“(ebd., S. 150).

    Google Scholar 

  22. Goldschmidt 1993 (wie Anm. 4), S. 15.

    Google Scholar 

  23. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 1), S. 158.

    Google Scholar 

  24. Goldschmidt 1993 (wie Anm. 4), S. 22f.

    Google Scholar 

  25. Nur am Rande sei hier auf das Verständnis der Beschneidung (und damit dem jüdischen männlichen Körper) als urtümliche Prophylaxe gegen Masturbation hingewiesen, die die Gedankenwelt Sigmund Freuds und seiner Zeitgenossen beeinflußte, worauf unter anderem Sander L. Gilman hingewiesen hat (Vgl. Sander L. Gilman, Freud, Identität und Geschlecht. Aus dem Amerikanischen von H. Jochen Bußmann, Frankfurt am Main 1994, bes. S. 112–115), denn hier, wo der unbeschnittene Junge ja ausdrücklich mit seiner Vorhaut spielt, ist der imaginierte Kausalnexus, bzw. die imaginierte Kodierung der Masturbation durch den Begriff „Jude“ja gerade dadurch hergestellt, daß beides gegen außen unkenntlich ist.

    Google Scholar 

  26. Goldschmidt 1996 (wie Anm. 5), S. 209f.

    Google Scholar 

  27. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 1), S. 122ff.

    Google Scholar 

  28. Goldschmidt 1995 (wie Anm. 8), S. 146.

    Google Scholar 

  29. Georges-Arthur Goldschmidt, Der bestrafte Narziß. Aus dem Französischen von Mariette Müller, Zürich 1994.

    Google Scholar 

  30. Ebd., S. 145–155.

    Google Scholar 

  31. Ebd., S. 150f.

    Google Scholar 

  32. Ebd., S. 149.

    Google Scholar 

  33. Ebd., S. 155.

    Google Scholar 

  34. Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Übersetzt von Walter Seitter, Frankfurt am Main 19919, S. 15. Ein Aspekt des auf den Anfangsseiten des Foucaultschen Werkes zitierten Berichts einer öffentlichen Hinrichtung ist im Zusammenhang mit den von Goldschmidt geschilderten Strafen aufschlußreich und offenbart, wie im zwanzigsten Jahrhundert nur der gewalttätige Teil der Tradition aufrecherhalten, der urprünglich sinnstiftende Teil jedoch abgeschafft wird. Der wegen Vatermords Verurteilte bei Foucault (im Jahre 1757) leistet während seiner Todesmarter öffentlich Abbitte und küßt das Kreuz. Der geschlagene Knabe im Internat hat nach seiner Züchtigung sich dafür zu bedanken und die Hände und die Gerte zu küssen, mit der er geschlagen worden ist (Goldschmidt 1993 [wie Anm. 4], S. 130; 136). Das Folterinstrument selbst ist zum Gegenstand der Anbetung geworden.

    Google Scholar 

  35. Zum unschuldig gezüchtigten Kind heißt es bei Goldschmidt: „Warum taugen die Zeichen für ihn nicht? Ein Kind (enfant) ist er im wörtlichen Sinn des lateinischen fari, infans(der Rede unfähig). Warum kann er das Wesentliche nicht ausdrücken? Warum versagen die Zeichen? Wie kommt es, daß sich die Sprache für die übrige Welt so gut eignet und für ihn so schlecht? Wie kommt es, daß sie nichts sagt über seine Wahrheit?“(Goldschmidt 1994 [wie Anm. 29], S. 32).

    Google Scholar 

  36. Ebd., S. 153.

    Google Scholar 

  37. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 1), S. 86–88.

    Google Scholar 

  38. Goldschmidt 1993 (wie Anm. 4), S. 138. Auch in Der unterbrochene Wald, S. 73 ist von Märtyrerbildern die Rede, in welche sich der Junge hineinphantasiert.

    Google Scholar 

  39. Goldschmidt 1995 (wie Anm. 8), S. 132.

    Google Scholar 

  40. Ebd., S. 134f.

    Google Scholar 

  41. Ebd., S. 137.

    Google Scholar 

  42. Goldschmidt 1994 (wie Anm. 29), S. 152.

    Google Scholar 

  43. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 11), S. 211.

    Google Scholar 

  44. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 1), S. 7.

    Google Scholar 

  45. Goldschmidt 1988 (wie Anm. 11), S. 190–216.

    Google Scholar 

  46. Ebd., S. 33.

    Google Scholar 

  47. Ebd., S. 208.

    Google Scholar 

  48. Goldschmidt 1994 (wie Anm. 29), S. 44f.

    Google Scholar 

  49. Ebd., S. 46.

    Google Scholar 

  50. Vgl. dazu u.a. Goldschmidt 1993 (wie Anm. 4), S. 135f, und Goldschmidt 1995 (wie Anm. 8), S. 77f.

    Google Scholar 

  51. Vgl. Goldschmidt 1995 (wie Anm. 8), S. 159f.

    Google Scholar 

  52. Ebd., S. 166.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Stephan Braese

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Bodenheimer, A. (1998). Kenntlichkeit und Schuld — Zur literarischen Jugendautobiographie Georges-Arthur Goldschmidts. In: Braese, S. (eds) In der Sprache der Täter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89584-4_9

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89584-4_9

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13176-4

  • Online ISBN: 978-3-322-89584-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics