Zusammenfassung
Die Kämpfe um die Gleichstellung der Frau im Umkreis der Arbeiterbewegung währten lang. Jetzt entschlossen sich die männlichen Vorstände der SPD — unter dem Druck von 20 Jahren neuer Frauenbewegung, aktueller grüner Vorbilder und stets zunehmender Verärgerung in den eigenen weiblichen Reihen —, das Gleichgewicht zugunsten der Frauen zu verändern, sichtbar und unaufhörlich. Bis zum Jahre 1998 werden 40% erreicht sein, in der SPD zumindest. Aber das ist bei einer immer noch so großen Partei auch unmöglich, daß ihre Taten alleine stehen. Schon beginnen die anderen Parteien sich der Weiblichkeit zu besinnen. Immer häufiger finden wir Frauen auf Politikerstühlen; so werden die Christdemokraten nicht müde, zu betonen, daß es eine Frau sei, die sie jetzt in das zweithöchste Amt der Bundesrepublik gebracht haben. Wir leben in einem Postpatriarchat, wie wir einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ vom 28.5.88) entnehmen können.
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Anmerkungen
Vgl. zu diesem Zusammenhang u.a.: Ludolfo Paramio, Feminismo y Socialisme Raices De Una Relacion Infeliz. Vortrag auf dem Kongress „Die neuen sozialen Bewegungen und die heutige Politiktheorie“, in: Oaxaca, Mexico, April 1981. Deutsch in: W.F. Haug u. W. Elfferding (Hg.), Neue soziale Bewegungen und Marxismus. Berlin/W 1982.
Vgl. auch Frigga Haug, Männergeschichte, Frauenbefreiung, Sozialismus, in: Das Argument 129, 1981. Und vor allem die einflußreiche Diskussion in Heidi Hartmann (ed.), Women and Revolution. London 1981.
Inzwischen können wir die Abwehrkämpfe an den verschiedenen Orten studieren. Da wandern ältere gutwillige Professoren reuig umher und bekennen sich schuldig an der neuerlichen absoluten Chancenlosigkeit hochbegabter männlicher Nachwuchswissenschaftler mitgewirkt zu haben, da jetzt ja ‘nur noch Frauen kommen’ (wir erinnern, daß sie je nach Zählung zwischen zwei und vier Prozent der Professorenschaft ausmachen). Da fordern Männergruppen Professorenstellen für Männerforschung, da Frauenforschung ja jetzt so viel Platz einnehme. Da wird gegen jede drohend bevorstehende Assistentin gerungen, als gelte es die gesamte Existenz. Es braucht Literatinnen, um diese historische Farce für die kommenden Generationen festzuhalten.
Vgl. auch den Beitrag von F. Haug/K. Hauser, Zur Problematik von Frauenerfahrung und Geschlechtsbegriff, in: Das Argument 176, 1989.
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Haug, F. (1989). Weniger ist zuviel — Gleichstellungskämpfe in der BRD. In: Frauen — Macht — Politik. Jahrbuch für Sozialökonomie und Gesellschaftstheorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89406-9_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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