Problemstellung

Zusammenfassung

Das Bilanzrecht ist ein interdisziplinärer Forschungsgegenstand¹, der durch eine (wohlverstandene) wirtschaftliche Betrachtungsweise geprägt wird². Diese konkretisiert die teleologische und systematische Auslegung der Bilanzrechtsnormen durch “eine wirtschaftliche Zwecksetzung und durch einen entsprechend strukturierten Sinnzusammenhang”³, indem sie sich am Telos und am tatsächlichen Ist orientiert⁴. Erst die Bedeutung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise erklärt, “daß das Bilanzrecht in großem Umfang Rechtsbegriffe mit wirtschaftlichem Bedeutungsgehalt verwendet, die der Gesetzeskonkretisierung bedürfen”⁵. Nach MELLWIG ist die daraus resultierende Objektivierungsaufgabe “Bestandteil gesetzlicher Bilanzierungsnormen und kann nicht ohne Einfluß auf die teleologische Bilanzrechtsfindung bleiben”⁶. Da die zivilrechtlichen Gestaltungen typischerweise die Grundlage der bilanzrechtlich relevanten Vorgänge bilden, wird diese Objektivierungsaufgabe in entscheidendem Maße durch das Zivilrecht erfüllt⁷. Dabei führt die zivilrechtliche Objektivierung häufig zu einer Zurückdrängung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise⁸, so daß sich die Frage stellt, wieviel Objektivierung die Bilanz im Rechtssinne erzwingt. Die Literaturauffassung ist dazu höchst widersprüchlich, wie der unvermindert andauernde Meinungsstreit über den maßgebenden Zeitpunkt der Gewinnrealisation zeigt⁹.