Zusammenfassung
Der Forschungsgegenstand soll im Folgenden als eine Verbindung der beiden Dimensionen entwickelt werden, die in dem Kompositum „Kommunikation-Beruf“ angelegt sind: Einerseits ist damit eine Tätigkeits- und Qualifikationsschablone für die Produktion öffentlichkeitswirksamer Aussagen gemeint. Andererseits bietet der Begriff einen Bezugspunkt für die Verständigung im Kontext von Arbeits- und Erwerbshandeln. Um zu klären, welche Perspektive daraus für die Untersuchung neuer Kommunikationsberufe zu gewinnen ist und welches analytische Instrumentarium dafür zur Verfügung steht, werden im folgenden Abschnitt zunächst die Angebote der Kommunikatorforschung geprüft. Die Erklärungskraft ihrer bisherigen Ansätze erweist sich dabei allerdings als zu schwach, um die gegenwärtigen Entwicklungen angemessen zu bewältigen. Das Ziel des anschließenden Gedankengangs ist es daher, zu einer Auffassung von Kommunikationsberufen auf einer berufssoziologischen Basis zu gelangen. Dafür ist allerdings zunächst eine Aktualisierung des Berufsbegriffs selbst erforderlich, so dass die Argumentation zu einer institutionentheoretischen Reformulierung der Kategorie ausholt, um sie für das empirische Vorgehen fruchtbar zu machen.
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Literatur
Das Wirkungsmodell Harold D. Lasswells: „Who says what to whom with what effect“ lieferte bekanntlich diese terminologische Kategorie der Kommunikationswissenschaft. Trotz früher Kritik (vgl. Merten 1974) wird dieser Begriff bis heute verwendet. So moniert beispielsweise auch Rühl, Kommunikator sei ein „ziemlich unsozialwissenschaftliche(r) Kollektivsingular” (1989: 257), betrachtet ihn jedoch gleichwohl als in der „Communications Community“ nun mal etabliert (ebd.). Nicht durchgesetzt hat sich z. B. die Unterscheidung von Langenbucher (1974/75), der „Mediatoren” als professionelle Aussagenübermittler und „Kommunikatoren“ als deren Quellen aufgefasst hat.
Zu den Gegenständen und Interessenlagen der Kommunikatorforschung vgl. Böckelmann (1993: 2143) und Pürer (1997).
Siehe dazu etwa Weischenberg (1990). Mit der Frage des offenen Berufszugangs sind wiederum zwei Argumentationsmuster verknüpft: die demokratietheoretische Perspektive der publizistischen Freiheit sowie die Vorstellung des Begabungsberufs im Sinne der von Dovifat proklamierten „publizistischen Persönlichkeiten“ (1968: 51).
Vgl. z. B. Requate, der fir seine historische Untersuchung den Begriff der „informellen Professionalisierung“ (1995: 398) in diesem Sinne verwendet.
Probleme, die in diesem Zusammenhang benannt werden, sind z. B.: Kommerzialisierung, Zielgruppenorientierung, die Gefährdung redaktioneller Autonomie durch Marketinggesichtspunkte, Fiktionalisierung, Boulevardisierung. Darüber hinaus geht es um die Frage der journalistischen Funktionen im Kontext von,computer mediated communication’ (vgl. die Übersicht bei Scholl/ Weischenberg 1998: 261–275 ).
Ein Beispiel dafür ist die ältere Diskussion, in der Öffentlichkeitsarbeit als „subsidiärer Journalismus“ (Kunczik 1988: 240) problematisch wurde (vgl. dazu Bentele 1997).
Vgl. dazu auch die Grundsatzkritik von Saxer (1997).
Diese skizzierten Denkrichtungen beziehen sich auf die theoretischen Grundlagen der Berufssoziologie im engen Sinn. Daneben sind eine Reihe weiterer Forschungszweige für die Berufskategorie relevant. Zuzurechnen sind ihnen u. a. das Feld monografischer Berufsstudien, die Berufspädagogik, Teile der Sozialisationsforschung, außerdem die staatlichen Berufsstatistiken und die ebenfalls in der Arbeitsverwaltung verankerte Berufskunde (vgl. Voß 1994 ).
Hierzu zählen z. B. die Technik-oder Medizinsoziologie, Arbeitsmedizin und -psychologie, Arbeitswissenschaft, Ökonomie oder auch Ingenieurswissenschaften (vgl. Neuloh 1973: 18–21 ).
Ähnlich rückt Ende der 80er Jahre das Thema der Arbeitsorganisation unter dem Oberbegriff der „systemischen Rationalisierung“ (vgl. Altmann u. a. 1986) - und damit der Theoriehorizont der Organisationssoziologie - als zentrales Problem industrieller Sozialstrukturen in den Mittelpunkt.
Die sprachgeschichtlichen und fachspezifischen Begriffstraditionen erhellt Hesse 1972: 33–89. Hier wird auch der Versuch unternommen, in einer Übersicht die in der englischen und amerikanischen Literatur erfassten,professions` deutschen Berufsbezeichnungen gegenüberzustellen (a.a.O.: 39 ff.).
Hauptsächlich in der Bedeutung Geoffrey Millersons: „Professionalization is the process by which an occupation undergoes transformation to become a profession“ (Zitat bei Hesse 1972: 34).
Zur Subjektivierung der Arbeitsverhältnisse vgl. Heidenreich 1996; Baethge 1991.
Zu den Begründungen zählen (vgl. Voß 1994: 145 ff.; Daheim 1977: 2 f.; Hesse 1972: 2 ff.): das hohe ideologische Potenzial der berufssoziologischen Tradition, eine stark praxisorientierte Bearbeitung der Berufsthematik in ausdifferenzierten Spezialgebieten (z. B. Medizin-oder Rechtssoziologie), eine Konzentration von Forschungsaufgaben in staatlichen Instituten mit sozialplanerischen Aufgaben sowie nicht zuletzt die von Schelsky geprägte irrige Auffassung, dass „der moderne Mensch… zu seiner Berufstätigkeit ein verhältnismäßig unproblematisches Verhältnis“ habe ( 1972: 25 ).
Vgl. zum Folgenden „The Social Construction of Reality“ (Berger/ Luckmann 1966, hier zit. in der 16. Aufl. (1999) der dt. Fass.).
Institutionalisierte Rollenmuster werden als Objektivationen erster Ordnung bezeichnet. Objektivationen zweiter Ordnung sind die Legitimationen der dadurch entstehenden institutionalen Ordnungen, in denen Bedeutungen zu „symbolischen Sinnwelten“, Begründungen und Rechtfertigungen (Berger/ Luckmann 1999: 98ff.) integriert werden. Auch diese Legitimationen sind wiederum historische Produkte menschlichen Handelns, wobei in komplexen und pluralisierten Gesellschaften „hauptamtliche Legitimatoren” (a.a.O.: 126) als Deutungsexperten auftreten.
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Engels, K. (2003). Theoretisches Konzept: Institutionelle Analyse von Kommunikationsberufen. In: Kommunikationsarbeit in Online-Medien. Studien zur Kommunikationswissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89168-6_2
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