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Sozialhilfe, die “underclass” und Workfare. Der neuere amerikanische Armutsdiskurs

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Zusammenfassung

Trotz oder vielleicht gerade wegen der Persistenz von Armut in den USA hat sich seit den sechziger Jahren ein eigener akademischer Zweig der Armutsforschung etabliert, der zahlreiche Titel zum Thema hervorgebracht hat. Eine umfassende Besprechung dieser Arbeiten ist an dieser Stelle weder zu leisten noch notwendig. Die folgenden Ausführungen werden sich vielmehr auf die wichtigsten und einflußreichsten Arbeiten der achtziger und neunziger Jahre konzentrieren. Wie sich zeigt, sind die von Sozialwissenschaftlern gegebenen Antworten alles andere als eindeutig, ist der neuere Diskurs doch durch alte und neue Polarisierungen gekennzeichnet, zum einen hinsichtlich der Frage der ursächlichen Erklärung des vor allem in den innerstädtischen Notstandsgebieten beobachtbaren überdimensionalen sozialen Problempotentials und zum anderen hinsichtlich der empfohlenen sozialpolitischen Maßnahmen,

“Despite their syntax, social scientists are much like other people. Behind the often bloodless analysis of poverty statistics usually lies a core of prescientific personal commitments. Poverty, after all, is not a subject whose study confers great intellectual status or aethetic pleasure… Fundamentally, I suspect, ‘poverty experts’ get involved in reading and writing on the subject because at some personal level they are disturbed about the condition of disadvantaged people”

(Heclo 1994: 396).

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References

  1. Für weitere Kritiken an Murray siehe Katz (1989: 151–156), Jencks (1992: Kap. 2) und Schram (1995: 106–114).

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  2. Mead hat seine Vorstellungen und Empfehlungen zur Workfare-Politik in zahlreichen, an Beyond Entitlement anschließenden Publikationen wiederholt bekräftigt. Siehe Mead (1989, 1992, 1995, 1997).

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  3. Zu den überaus problematischen Erwerbschancen von Sozialhilfeempfängern siehe Havemann (1996), Bernstein und Mishel (1995), Bluestone und Ghilarducci (1996) und Jencks (1997).

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  4. Da die sprachliche Verwendung von “Rasse” im Deutschen als Konzept und Konstrukt häufig für rassistische oder rassismusnahe Argumentation typisch ist, wird im folgenden dieser wissenschaftlich ohnehin umstrittene Begriff durch den Begriff “Ethnie” und “ethnischer Zugehörigkeit” ersetzt. Er soll der Bedeutung verschiedener amerikanischer Bevölkerungsgruppen von Weißen über Afroamerikaner bis zu Iberoamerikanern gerecht werden. Für eine Kritik des modernen Rassebegriffs siehe Cavalli-Sforza/Cavalli-Sforza (1994).

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  5. Da es m. E. in der deutschen Diskussion keine Entsprechung für den Begriff der “underclass” in der Konzeptualisierung von Wilson und anderen Autoren gibt, soll der Begriff im folgenden nicht übersetzt werden. Siehe auch Anmerkung der Herausgeber zu Wilson (1992: 221).

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  6. Die Behauptung, daß ethnische Zugehörigkeit und Diskriminierung an Bedeutung für Klassenbildungsprozesse verloren haben, hat erhebliche Kritik an Wilsons Studie ausgelöst. Allerdings konzentiert sich diese Kritik primär auf Wilsons These der Entstehung einer schwarzen Mittelklasse. Siehe dazu u.a. die Beiträge in Washington (1979), Pinkney (1984), Fainstein (1986) und Collins (1983). Eine neuere Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, daß Wilsons Beobachtung steigender Einkommen schwarzer Mittelstandsfamilien für die siebziger Jahren korrekt, dieser Trend aber seit den achtziger Jahren rückläufig ist. Siehe Cancio u.a. (1996).

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  7. Für eine Analyse der “underclass”-Entstehung aus einer raumsoziologischen Perspektive siehe Lash und Urry (1994:Kap.6).

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  8. Für dieselbe methodische Vorgehensweise zur Messung der “underclass” siehe Hughes (1989).

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  9. Siehe auch Wilson u.a. (1988: 123–151, 146).

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  10. Für vergleichbare Trends in Memphis und Philadelphia siehe Jargowsky und Bane (1991: 250).

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  11. Für eine feministische Kritik dieser These Wilsons siehe Amott (1990).

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  12. Siehe dazu einschränkend Greene (1991).

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  13. Jargowsky und Bane (1991) stützen ihre These auf die Analyse von vier Städten mit unterschiedlicher Entwicklung des Niveaus der Ghettoarmut: Memphis, Philadelphia, Milwaukee und Cleveland.

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  14. Zur konkreten Analyse von sozialen Unterschieden von Schwarzen, die in Vierteln mit geringer Armut (zwischen 20 und 30 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze) und die in Vierteln mit extremer Armut (über 40 Prozent unter der Armutsgrenze) leben siehe Wacquant und Wilson (1989).

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  15. Siehe dazu auch Devine und Wright (1993) und Farber (1989).

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  16. Dazu zählt Kasarda (1989: 46f., 1995: 252ff., 264f.) u. a. die Schaffung computerisierter und ständig zu aktualisierende Jobvermittlungsnetzwerke, bedürfnisabhängige temporäre Umzugshilfen im Falle erfolgreicher Arbeitsplatzsuche, öffentlich-private Pendlerkooperativen, die innerstädtische Arbeiter bei Arbeitsplatzmangel in vorstädtische Unternehmen bringen, Steuererleichterungen für den privaten Wohnungsbau in Vorstädten und Mietfreibeträge anstelle von räumlich begrenztem sozialen Wohnungsneubau in den Innenstädten.

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  17. Dies ist auch ein Zugeständnis an die Kritiker von The Truly Disadvantaged, die Wilson vorwerfen, den Einfluß der Diskriminierung auszublenden (dazu auch Wilson 1991b).

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  18. Leider bezieht Wilson an keiner Stelle das Problem der Untergrundökonomie als wichtigen wirtschaftlichen Reproduktionszweig des Ghettos mit ein. Oft sind gerade junge Männer der “underclass” zwar sozial und im wirtschaftlich-legalen Sinne benachteiligt, aber durch eine Einbindung in eine Untergrundökonomie in einem nur schwer zu messenden Maße nicht arm an Einkommen. Diese Gruppe dürfte zwar relativ klein sein, gerade sie aber trägt zum Erscheinungsbild einer durch die Medien stilisierten “underclass” bei und sollte deshalb in der sozialwissenschaftlichen Problematisierung der “underclass” eine Rolle spielen. Siehe dazu etwa Williams (1989) ethnographische Studie über minderjährige hispanische und schwarze Drogendealer in Harlem, New York.

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  19. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß die hier im Rahmen des amerikanischen Wohlfahrtsdualismus aufgeworfenen Fragen nach den moralischen Grundlagen moderner Gesellschaften für eine neuere öffentliche und sozialphilosophische Kontroverse konstitutiv sind, die unter dem Schlagwort “Kommunitarismus-Liberalismus-Debatte” über die Grenzen der USA bekannt geworden ist. Ihren Ausgang nahm die Debatte zunächst als fachphilosophische Diskussion, die an die Veröffentlichung von John Rawls’ bahnbrechendem Werk Eine Theorie der Gerechtigkeit (1993 [engl. 1971]) anknüpfte. Die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit verdankt die Kontroverse ihren philosophischen, politischen und soziologischen Aspekten, die ihr auch eine zeitdiagnostische Bedeutung verliehen. Zur Einführung siehe Honneth (1993), Zahlmann (1992) und Brumlik und Brunkhorst (1993). Obwohl die Kommunitarismus-Debatte gesellschaftliche Handlungsbereiche wie Politik, Wirtschaft, Kultur und Recht thematisch breitflächig überschneidet, ist in ihr der Problematik von Armut und Armutspolitik in den USA bislang keine größere Beachtung geschenkt worden. Auch auf der Reformagenda der politischen Bewegung der Kommunitaristen bleibt das Thema Armut und Sozialhilfe im Vergleich zur Besorgnis über das öffentliche Schul- und Gesundheitswesen weitgehend unberücksichtigt (siehe The Responsive Communitarian Platform: Rights and Responsibilities 1992). Zum Thema Sozialhilfereform siehe lediglich das Positionspapier des wichtigsten Initiators der kommunitaristischen Bewegung Amitai Etzioni (1995), in dem die Workfare-Politïk grundsätzlich befürwortet wird.

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Gebhardt, T. (1998). Sozialhilfe, die “underclass” und Workfare. Der neuere amerikanische Armutsdiskurs. In: Arbeit gegen Armut. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89079-5_3

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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