Zusammenfassung
Die aktuelle Diskussion um die Qualitätskontrolle sozialer Dienste weist in den verschiedenen europäischen Ländern einen gänzlich uneinheitlichen Grad der Aktualität auf. Während in einigen Ländern die Diskussion schon seit mehreren Jahren intensiv geführt wird und sich bereits auf alle Aspekte der Dienstleistung sowie der Ausbildung des Personals ausgewirkt hat, wie dies vor allem in Grossbritannien, aber auch in den Niederlanden der Fall ist, hat die Diskussion in anderen Ländern, vor allem im Süden Europas, noch nicht einmal richtig begonnen bzw. vollziehen sich dort teilweise widersprüchliche Veränderungen in der Qualitätskontrolle, ohne dass darüber eine explizite öffentliche Diskussion geführt würde. Die südlichen Länder sind hauptsächlich von Bemühungen geprägt, den professionellen Status der sozialen Berufe durch die Akademisierung der offiziell anerkannten Studiengänge zu erreichen, während gleichzeitig die Akkreditierung von sozialen Diensten durch unabhängige Inspektionsinstitutionen voranschreitet. Deutschland nimmt, gemeinsam mit den skandinavischen Ländern, eine Mittelposition ein, indem in der Praxis Systeme der Qualitätskontrolle, des Qualitätsmanagement und der Schaffung von Quasi-Märkten weit vorangeschritten sind, die Ausbildungseinrichtungen aber diese Entwicklungen allgemein noch nicht systematisch thematisieren und problematisieren, oder lediglich unter dem Gesichtspunkt des »Case Management« als Methode und im Kontext einer unkoordinierten Akkreditierungswelle. Die folgenden Ausführungen gehen von der Prämisse aus, dass nicht nur die Auseinandersetzung mit diesem Thema für alle Länder unausweichlich sein wird, sondern dass bestehende, oft implizite Systeme der Qualitätskontrolle ihre Funktion bereits weitgehend verloren haben und gleichzeitig sich transnationale Interessen einer neuen Art der Definition und der Kontrolle von Qualität schon zu einem Grad und in einer Weise organisiert haben, die prinzipiell keine Alternativen zur Übernahme dieser neuen Systeme zulässt. Dabei wird es dann aber vor allem darauf ankommen, wie innerhalb der neuen Rahmenbedingungen ein kritisches Verständnis von professioneller, wissenschaftlich begründeter Qualität der Dienstleistungen gewonnen werden kann.
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Lorenz, W. (2004). Qualität regulieren und kontrollieren in sozialen Diensten. In: Beckmann, C., Otto, HU., Richter, M., Schrödter, M. (eds) Qualität in der Sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89070-2_6
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