Zusammenfassung
Die Unterscheidung Inklusion/Exklusion hat in der soziologischen Systemtheorie vor allem einen theorietechnischen Sinn. Sie zielt nicht unmittelbar auf »soziale Probleme«, wie dies für viele Texte der Migrationsforschung gilt, die diese Terminologie verwenden.67 Mit der Unterscheidung wird die Art und Weise der Inanspruchnahme von Individuen durch soziale Systeme und ihre Veränderung je nach dem Differenzierungstyp von Gesellschaft beschrieben (Stichweh 1988a, Luhmann 1989b). Mit Blick auf die primäre Differenzierungsform von Gesellschaft ist nach dem Modus der kommunikativen Adressierung von Individuen als Personen unter dem Gesichtspunkt von Ein- und Ausschluss gefragt. Der Umstand, dass die Unterscheidung zunächst eingeführt worden ist, um theorieimmanent die alte Grundfrage der Soziologie nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft zu reformulieren, verschafft für die Untersuchung des sozialen Einbezugs und Ausschlusses von Individuen und damit auch von Migranten den Vorteil, die in Kapitel 1 diskutierten Probleme wie »soziale Integration« oder soziale Ausgrenzung, Verteilungsfragen, diesbezügliche normative Erwartungen und also auch Ungleichheitsfragen theoretisch auf Distanz zu bringen. Der Einbezug von Individuen wird als System-Umwelt-Verhältnis konzipiert und die Analyse beschreibt Inklusion/Exklusion als Form der strukturellen Kopplung zwischen sozialen und psychischen Systemen, die die Bedingungen spezifiziert, unter denen Fremdkomplexität sozial in Anspruch genommen wird.
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Bommes, M. (1999). Migration und Inklusion. In: Migration und nationaler Wohlfahrtsstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89053-5_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89053-5_3
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Print ISBN: 978-3-531-13462-8
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