Zusammenfassung
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Austritten aus dem Betrieb, in dem die ostdeutschen Männer und Frauen Ende 1989 tätig waren. Im „Wendebetrieb“erlebten sie den Bruch zwischen dem alten und dem neuen Wirtschafts- und Beschäftigungssystem: Sie verfolgten die Bemühungen der Geschäftsleitungen, die weitere Existenz der ehemaligen DDR-Betriebe zu sichern. In vielen Fällen trugen die Beschäftigten, zum Beispiel durch Lohnverzicht und Qualifizierungsbereitschaft, zur Fortführung des Unternehmens bei. Doch selbst wenn die Zukunft des Unternehmens gesichert werden konnte, stellten die Sanierungsaktivitäten rasch die Passfähigkeit der bestehenden Belegschaften zu den neuen Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufen infrage. In nahezu allen ehemaligen DDR-Betrieben erfolgten nach 1989 umfangreiche Personalreduzierungen. Fallstudien, die für Betriebe des verarbeitenden Gewerbes vorliegen, berichten regelmäßig, dass 70 bis 80 Prozent der Belegschaften abgebaut wurden (unter anderem Schuldt 1994: 6; Baethge u.a. 1996: 45; Gerdes u.a. 1997: 76). Zeitgleich taten sich neue Beschäftigungsfelder im Bausektor und im privaten Dienstleistungsgewerbe auf, die möglicherweise einen Anreiz darstellten, die unsicheren Beschäftigungsperspektiven im alten Betrieb hinter sich zu lassen.
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Literatur
Die Zuordnung von Branchen zu Wirtschaftsbereichen findet sich im Anhang.
Autoren des Zentralinstituts für Europäische Wirtschaftsforschung fanden den bekannten Effekt, dass kleine Unternehmen schneller wachsen als große, bis 1994/95 unter ehemaligen Treuhandbetrieben besonders ausgeprägt (Steiner u.a. 1998: 68).
Wie bereits im Methodenkapitel diskutiert, muss bei der Interpretation der Betriebsgrößenangaben bedacht werden, dass die örtlichen Betriebseinheiten kleiner als das Gesamtunternehmen sein können und dass komplexere Unternehmensstrukturen von Kombinaten oder Konzernen mit Stamm- und Zweigbetrieben mit dem Design der Lebensverlaufsstudie nicht erfasst werden. Die Betriebsgrößen beziehen sich auf die „lokale Betriebseinheit“, auch in Kombinaten, also in der Regel auf den Einzelbetrieb.
Prozent der im Dezember 1989 abhängig Beschäftigten konnten keine Angabe zur Größe ihres Betriebs zu Beginn der Wirtschaftstransformation machen. Es gibt keine Auffälligkeit der fehlenden Angaben in Bezug auf Wirtschaftsbereiche.
Dieser Befund bleibt erhalten, wenn man den öffentlichen Dienst aus der Analyse ausschließt und auch, wenn man Betriebswechsel bzw. Wechsel in Nichterwerbstätigkeit separat auswertet.
Der Anteil der in Altbetrieben des verarbeitenden Gewerbes neu eingestellten Beschäftigten betrug in den Jahren 1991 bis 1994 nur 2 bis 3 Prozent (Bernien 1996: 135).
Entsprechend deutet Diewald (1999) das Zusammentreffen beruflicher Abstiegsrisiken mit dem Fehlen innerbetrieblicher Aufstiegschancen als Zeichen für einen Zusammenbruch interner Arbeitsmärkte in den neuen Bundesländern.
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Goedicke, A. (2002). Das Verlassen des „Wendebetriebs“: Die erste Weichenstellung für das weitere Erwerbsschicksal. In: Beschäftigungschancen und Betriebszugehörigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89038-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89038-2_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13672-1
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