Zusammenfassung
Die mehr als zwei Jahrzehnte andauernde Auseinandersetzung von Peter Weiss mit Dante und seiner Commedia ist einzigartig in der deutschsprachigen Kultur.1 Sicher, man könnte einwenden, daß auch die Brüder Schlegel und andere Romantiker intensive Dante-Studien betrieben haben, doch es handelt sich eben um Studien, nicht um schöpferische Aneignungen.2 Man könnte weiter auf die eindrucksvolle, in ihrem Zusammenhang bisher noch nicht untersuchte Reihe von Neuschöpfungen der Divina Commedia im deutschen Sprachraum verweisen, — im 20. Jahrhundert auf Gerhart Hauptmann (Der große Traum), Thomas Mann (Doktor Paustus), Hermann Kasack (Die Stadt hinter dem Strom), später Günter Grass (Hundejahre), Heiner Müller(Der Bau), Hans Magnus Enzensberger (Der Untergang der Titanic), Gerold Späth (Commedia) u.a.m.3 Doch in all diesen Fällen handelt es sich um punktuelle, zumeist auf ein Werk beschränkte Wiederaufnahmen. Der einzige Autor deutscher Sprache, den das Thema Dante, seit er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, nicht mehr losließ, war Peter Weiss. Seine Notizbücher belegen die Hartnäckigkeit, mit der er über viele Jahre hinweg das welthaltige Material künftiger Schriftstellerei, zunächst vor allem im Hinblick auf sein Theaterschaffen, nach den Danteschen Jenseitsreichen Inferno, Purgatorio und Paradiso ordnete. Diese geradezu obsessive Fixierung hat in der deutschsprachigen Literatur keine, in der italienischen allenfalls eine Parallele: Pier Paolo Pasolini.
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Literatur
Peter Kuon: Die kreative Rezeption der Divina Commedia in Klassik und Romantik. In: Frank-Rutger Hausmann (Hrsg.): “Italien in Germanien” — Deutsche Italien-Rezeption von 1750–1850. Tübingen 1996, S. 300–317.
Peter Kuon: L’appropriazione creativa della “Divina Commedia” nel Novecento tedesco. In: Mario Rubino (Hrsg.): Latinità e germanesimo. Incontri e scontri fra Ottocento e Novecento. Palermo 1995, S. 51–64.
Giorgio Manganelli: Dante: “Divina Commedia”. In: Ders.: Laboriose inezie. Da Omero a Gian Burrasca passando per Marco Polo un drammatico paesaggio di classici descritto da un lettore vagabondo. Milano 1986, S. 91–94.
Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands. 3 Bde. Frankfurt/M. 1988 (1975–1981), Bd. 1, S. 79–83.
Marcella Roddewig: Dante im Kreuzfeuer von rechts und links. In: Deutsches Dante-Jahrbuch 63 (1988), S. 103–126.
Harold Bloom: The Anxiety of Influence. A Theory of Poetry. New York-Oxford 1973, S. 95.
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Kuon, P. (1997). “… dieser Portalheilige zur abendländischen Kunst…”. In: Rector, M., Vogt, J. (eds) Peter Weiss Jahrbuch 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89029-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89029-0_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13134-4
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