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Die Sprache der Hysterie als Reartikulation des humanistischen Projekts im Zeichen der Geschlechterdifferenz

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Wahrnehmung und Herstellung von Geschlecht
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Zusammenfassung

Wenn man sich auf die Frage nach dem Bezug von Geschlechterdifferenz zu dem humanistischen Projekt, wie wir es seit der Europäischen Renaissance kennen, einläßt, stellt sich unweigerlich sofort eine weitere Frage. Soll mit dem Begriff ‘Weiblichkeit’ auf eine konkrete historische Wirklichkeit weiblicher Erfahrung und Lebenswelt verwiesen werden? Oder soll mit diesem Begriff eher eine als weiblich kodierte Position innerhalb unserer kulturellen symbolischen Ordnung beleuchtet werden, die eben von dem Gegensatz zum Männlichen her gedacht wird und, als dessen Anderes gesetzt, dazu dient, über diese Geschlechtsopposition humanistische Normen, Werte und Gesetze zu verhandeln? Denn, wenn wir über ein kulturelles Projekt sprechen, das als sein Zentrum den Menschen setzt und nur von dieser Grundannahme aus eine ganze Palette an Werten entwerfen und festlegen kann, stellt sich unweigerlich die Frage, inwieweit dieser Mensch, um den sich alles dreht, nicht immer schon auch als diskursive Figurierung gedacht wurde. Hinzu kommt, dass die Selbstgewissheit, die das Ziel des humanistischen Projektes ist, sich immer nur über eine Differenz zum Selbst definieren kann, wenngleich auch jede kritische Auseinandersetzung damit gleichzeitig als Ausgangspunkt diese Zentralität des Menschen — des männlichen Selbst — auch anerkennen muß. Somit kommen bei einer Diskussion des humanistischen Projekts zwei Varianten der Differenz ins Spiel, die sich nicht nur gegenseitig repräsentieren, sondern die beide über eine weibliche Semantisierung durchgespielt werden: Einerseits haben wir es zu tun mit einer Differenz zwischen dem, was als Menschlich anerkannt wird, was in dem vom Humanismus abgedeckten Bereich mit einbegriffen wird und dem, was als Antihumanistisch postuliert und von diesem Bereich ausgeschlossen wird. Andererseits haben wir es aber auch mit der Differenz zwischen wirklichen menschlichen Wesen und ihrem Einsatz als Positionen innerhalb eines diskursiven Entwurfs zu tun, d.h. zwischen dem realen, in einer historischen Wirklichkeit verankerten Körper und seiner rhetorischen Figurierung, seiner Umsetzung in eine bildliche Darstellung oder ein sprachliches Gebilde, seiner Funktion als Allegorie.

Revolutions are made in the name not of ‘you or me’, but of ‘humanity’. Only later, when the job is done, do they disclose their hidden purposes. Tony Davies (1996:124)

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Ursula Pasero Friederike Braun

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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden

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Bronfen, E. (1999). Die Sprache der Hysterie als Reartikulation des humanistischen Projekts im Zeichen der Geschlechterdifferenz. In: Pasero, U., Braun, F. (eds) Wahrnehmung und Herstellung von Geschlecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89014-6_11

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-322-89014-6

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