Zusammenfassung
Wir kennen sie vermutlich alle bis zum Überdruss, die Statistiken und Trendaussagen, die belegen, dass der Abstand zwischen Reich und Arm, Managern in den Chefetagen und mittleren wie unteren Angestellten immer größer wird — und zwar sowohl in den westlichen wie in den vom Sowjet kommunismus oder der Apartheid befreiten Nationen, sowohl national wie international. Ich will die Leserinnen deshalb nicht mit Zahlen langweilen. Aber gerade dieser Überdruss ist aus der Sicht der UNO Menschenrechtskonferenz von 1993 in Wien das allergrößte, schockierende Problem: Der schalltote Raum, in dem die massive Verweigerung und Verletzung von Sozialrechten erfolgt, dieweil die Verletzung von Freiheits- und Bürgerrechten meist einen konzertierten Aufschrei aller möglichen Gruppierungen, NGOs, Amnesty International und Massenmedien bewirkt und nach sofortigem Eingreifen verlangt. Obwohl die Sonntagsrhetorik die Unteilbarkeit der Menschenrechte beschwört, zeigt sich im politischen Alltag, dass die Verletzung der individuellen Eigentums-, Freiheits- und der politischen Rechte als etwas viel Gravierenderes betrachtet wird als die Verletzung der Sozialrechte. Die knappste Fassung der Folgen dieses schalltoten Raumes brachte Mary Robinson, die ehemalige Menschenrechtskommissarin der UNO, in einem Vortrag über die Welt nach dem 11. September auf den Punkt: Die Verletzung der Menschenrechte von heute fuhren zu den Kriegen — und zum Terror — von morgen.
»Jeder Mensch hat Anspruch auf eine soziale und internationale Ordnung, in welcher die in der vorliegenden Erklärung aufgelisteten Rechte voll verwirklicht werden können.«
(UNO-Menschenrechtskonvention, Art. 28)
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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Staub-Bernasconi, S. (2005). Gerechtigkeit und sozialer Wandel. In: Thole, W., Cloos, P., Ortmann, F., Strutwolf, V. (eds) Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89006-1_7
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-322-89006-1
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