Zusammenfassung
Mitte 1987 machte ein kanadischer Unternehmer mit einer schwedischen Agentur eine 18-tägige Reise durch Osteuropa. Für den 8. Juni — am Ende der Reise, in Dresden — schrieb er in einem Rundbrief an Freunde und Verwandte: „Es regnete weiter, was vom bleischweren Himmel herunterkommen wollte. So landeten wir im Hotel zum Nachmittagsschlaf. Später in der Hotellobby traf ich unseren Guide und lud ihn zu einer Tasse Kaffee in der Hotelkondito-rei ein. Wir hatten eine sehr interessante Unterhaltung. Auf meine Frage hin, was er sich denn eigentlich als Ideal-Kommunist vorstellt, was eine Regierung für das Volk leisten soll bzw. wie er sich das Leben unter einem wahren Kommunismus denn vorstelle (wir waren uns beide dahingehend einig, daß das, was heute als Kommunismus bezeichnet wird, überhaupt nichts damit zu tun hat, sondern mehr ein Nomenklaturismus — kurz Bonzentum — ist), gab er mir einen langen Vortrag. Am Ende konnte ich ihm sagen, daß, wenn das Kommunismus sei, was er gerade eben andeutete, wir Kanadier den besten Kommunismus hätten, denn alles, was er verlangt bzw. sich vorstellt für den Arbeiter, das Volk, haben wir in Kanada (Sozialhilfen, Renten, Arbeitslosenunterstützung, Mietenkontrolle, Gewerkschaften etc. etc.).
„Wenn die Menschen ehrlich sein wollten, so würden sie vielleicht erkennen, daß niemals ein Unglück über sie hereingebrochen ist, ohne daß sie irgendeine offene oder geheime Warnung erhalten hätten. Viele haben wohl auch den tiefen Sinn dieser geheimnisvollen Warnung erst nach dem Zusammenbruch erkannt.“
(Honoré de Bal zac: Eine dunkle Affäre, 1841)
Im Nachlaß von Dieter Ciaessens, der am 30. März 1997 gestorben ist, fand sich dieser „erste Entwurf“ für einen Beitrag zur vorliegenden Festschrift, den uns die Witwe des Autors, Karina Ciaessens, dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Die Herausgeber freuen sich, die langjährige freundschaftliche Verbundenheit von Dieter Ciaessens mit Friedheim Neidhardt in dieser Form dokumentieren zu können.
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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Claessens, D. (1999). Unerwartete oder unerwartbare Folgen sozialer Prozesse?. In: Gerhards, J., Hitzler, R. (eds) Eigenwilligkeit und Rationalität sozialer Prozesse. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89004-7_4
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