Zusammenfassung
Das Grundproblem der Begriffsbildung1 besteht darin, daß man den kontingenten Schritt erklären muß, der von einer akzeptierten Bedeutung2 eines Ausdrucks zur nächsten überführt. Da es dabei grundsätzlich um die Frage geht, auf welcher Grundlage Objekte klassifiziert werden, erscheinen im Lichte dieses Grundproblems wissenschaftliche Theorien als spezifische Klassifikationssysteme, die mit Hilfe theoretischer Begriffe — was darunter auch immer zu verstehen sei — u.a. auch “nicht beobachtbare” Objekte zu klassifizieren trachten. Im vorliegenden Kapitel soll dieses Grundproblem der Begriffsbildung auf die spezifische Erscheinung der TO-Begriffsexplikationen in der generativen Syntax relativiert und, ausgehend von den bisher vorliegenden Anhaltspunkten, gelöst werden. Obwohl im Prinzip zahlreiche Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen — sie können z.B. auf der Ermittlung von Uni versahen oder auf der Annahme von invarianten Teilen der Bedeutung oder auf der Gemeinsamkeit der Referenzen usw. beruhen —, gibt die im Kapitel 2.4 erläuterte Problematik von Bloors Wittgenstein-Interpretation Richtlinien an, die sowohl den weiteren Gang der Argumentation als auch die technischen Mittel der Analyse genau festlegen. Es wurde nämlich folgendes gezeigt:
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(i)
Das Kategoriensystem eines wissenschaftlichen Kenntnissystems wie die generative Grammmatik beruht nicht auf den “objektiv” gegebenen Eigenschaften der Gegenstände.
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(ii)
Ein TO-Begriffs- bzw. Kategoriensystem ist semantisch unterdeterminiert, weil eine gegebene, zu einer bestimmten Zeit geltende Bedeutung eines Ausdrucks seine späteren Anwendungen nicht bestimmt.
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Literatur
Inwieweit die globale Annahme berechtigt ist, wonach wissenschaftliche TO-Begriffe grundsätzlich Familienähnlichkeitsbegriffe sind, ist allerdings fraglich. In dieser Hinsicht wird eine Differenzierung in Kertész (1990d) vorgenommen.
Allerdings reichen diese Bemerkung natürlich nicht aus, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Ansatz von Bierwisch und den Ansätzen von Jackendoff und Nunberg darzustellen. Auf eine präzisere Analyse kann hier nicht eingegangen werden. Siehe dazu z.B. Reis (1985).
Daß Exaktheit nicht nur im Sinne der Analytischen Wissenschaftstheorie, sondern auch der Hermeneutik konstitutiv für TO-Explikationen ist, bezeugt etwa Itkonens Ansatz zu diesem Problem, vgl. Itkonen (1978: 301 ff.).
Einzelheiten hierzu siehe in Bierwisch (1983).
Diese Annahme ist äußerst problematisch, weil die Argumente, die in den Schriften Bierwischs für diese Hypothese angeführt werden, keinesfalls zwingend sind (für Gegenargumente s. Reis 1985). Auf diese Probleme können wir hier nicht eingehen, weil sie ganz allgemeine Schwierigkeiten einer jeden Art T-modularer Theoriebildung sind und am Wesen unseres Grundproblems vorbeiführen würden. Für die Gesichtspunkte, die zur Entscheidung der Frage, ob eine bestimmte Repräsentationsebene einen relativ autonomen Modul darstellt oder nicht, vgl. Bierwisch — Lang (1987) sowie Abschnitt 6.2.1.
Für eine zusammenfassende Bewertung des Anteils von “Semantischem” und “Konzeptuellem” an der “Bedeutung” von Lexemen siehe Reis (1985: 11 f.)
Wir können hier auf die Auswertung der sehr reichen Literatur über die Natur von Metaphern in der Wissenschaftssprache nicht eingehen. Die hier angedeutete Konsequenz aber stimmt mit manchen Ansichten überein, die beispielsweise in Finke (1983) und Rothbart (1984) zusammengefaßt wurden.
Dies bezeugt die Differenzierbarkeit bzw. Verschiebbarkeit von “c-Kommando” in der im Anhang angegebenen Fallstudie. Weiterführende Überlegungen zu diesem Problem befinden sich in Kertész (1990d)
Fallstudien, die dies bezeugen, wurden in Kertész (1990d) ausgearbeitet.
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© 1991 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
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Kertész, A. (1991). Der konzeptuelle Aspekt I: Explikation. In: Die Modularität der Wissenschaft. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88967-6_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88967-6_5
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
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