Soziologische Organisationsberatung — Neue Wissenschafts-Praxis-Synergien?

Zusammenfassung

Im Begriff der „soziologischen Organisationsberatung“ schwingen mindestens zwei hoffnungsvolle Gedanken mit. Erstens: die Soziologie ist praxisfähig, da es ihren „beratenden“ Repräsentanten offensichtlich gelingt, ihr Know-How in betriebliche Kontexte zu transferieren. Zweitens: es handelt sich dabei um spezifisch — soziologisches“ Beratungswissen, über das Anbieter anderer professioneller Herkunft nicht (per se) verfügen. Daß sich das Wissenschafts-Praxis-Verhältnis nicht so einfach darstellt, wie es diese beiden Annahmen suggerieren, dürfte noch aus der Anwendungsdebatte im Zusammenhang der Programme zur „Humanisierung des Arbeitslebens“ bekannt sein. Die damalige Kontroverse um den rein analytischen oder anwendungsorientierten Charakter der Soziologie ließe sich am Beispiel der Beratung problemlos neu entzünden. Der vorliegende Beitrag thematisiert jedoch weniger die Gegensätze als vielmehr die Synergien von Wissenschaft und Praxis, die sich in der Organisationsberatung abzeichnen. Die nachweislichen Aktivitäten von Soziologen im Consulting-Gewerbe werden dabei zunächst als hinreichende Begründung dafür angesehen, daß jene über praxisrelevantes Wissen verfügen. Selbstverständlich gilt es zu klären, welche Anteile daran soziologischer Provenienz sein könnten und dies nicht nur, um Beratung wissenschaftsintern zu positionieren, sondern auch um sie als Dienstleistung mit soziologischen Inhalten zu profilieren. Zwar mag es in einer — Branche ohne professionelles Selbstverständnis“ (Wimmer 1991) eher darauf ankommen, mit den neuesten Management-Hits zu brillieren statt aufwendige konzeptionelle Fundierumgen zu betreiben.