Zusammenfassung
Die Frage nach den Auswirkungen des Berufs auf Ehefrau und Kinder des Soldaten geriet erst verhältnismäβig spät in das Blickfeld soziologischer Forschung.1) Das ist umso bemerkenswerter, als die sich in den vierziger Jahren vor allem in den USA schwunghaft entwickelnde empirische Sozialwissen-schaft rasch auf das Verwertungsinteresse des Militärs stieβ. Im Vordergrund stand dabei das Bemühen, sich pragmatisch-praktisch der sozialwissenschaftlichen Methoden als Analyseinstrument zu bedienen, um so Hinweise für die Steigerung militärischer Effizienz der Streitmächte zu erhalten.2) Dabei ging es vor allem um Fragen der Rekrutierung, Personalplanung, Führung und Organisation, sowie der Kampfmoral und Sozialisation von Soldaten.3)
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Die Beschäftigung mit dem Militär dagegen ist so alt wie die Soziologie. Vgl.: G. Wächter (Hrsg.), Militär, Krieg, Gesellschaft. Texte zur Militärsoziologie, Frankfurt a.M. 1983.
Man kann daher durchaus mit einiger Berechtigung den Sozialwissenschaften in bezug auf das Militär die Funktion von Krisenwissenschaften zuschreiben. Vgl.: W. Rüegg, Was können die Sozialwissenschaften der Armee bieten?, in: SAMSInformationen, Bulletin des Schweizerischen Arbeitskreises Militär und Sozialwissenschaften, Bern, H. 1/1977.
Vgl.: K. Roghmann; R. Ziegler, Militärsoziologie, in: R. König (Hrsg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung, Bd. 9, Organisation. Militär, Stuttgart 1977, 2. Aufl., S. 142 ff.
Vgl.: E. Lippert; G. Wachtier, Militärsoziologie — eine Soziologie “nur für den Dienstgebrauch”?, in: U. Beck (Hrsg.), Soziologie und Praxis, Soziale Welt, Sonderband 1, Göttingen 1982, S. 335 ff.
Vgl.: Dillkofer u.a., a.a.O., S. 23 ff.
Siehe dazu die diversen Heiratsbestimmungen, die sich in nahezu allen Armeen finden lassen — zum Teil, wenn auch modifiziert, bis in die Gegenwart. Diesbezügliche Regelungen für die Bundeswehr wurden erst 1974 ersatzlos gestrichen.
Die hier vorgetragenen Überlegungen sind auf den Friedensfall abgestellt; in Kriegszeiten nimmt der Anteil Verheirateter auch bei den zwangsweise Eingezogenen (den Reservisten) zu. — Weibliche Soldaten bleiben hier ausgeklammert.
“In the single man”s army the problem of choosing between work and family life did not exist”. M. Janowitz, The Professional Soldier, New York 1960, S. 178.
Dieser Terminus soll zum einen die dem Forschungsgegenstand per definitionem immanente enge Beziehung zum militärischen System unterstreichen, zum anderen der Tatsache Rechnung tragen, daβ die Erforschung der Soldatenfamilie weitgehend im Auftrag militärischer Dienststellen erfolgte und erfolgt — oder zumindest in erheblichem Umfang von der Genehmigung bzw. Duldung “zuständiger” Stellen abhängt.
Vgl. zur amerikanischen Situation: H. McCubbin; B.B. Dahl; E.J. Hunter, Research of the Military Families: A Review, in: dies. (Hrsg.), Families in the Military System, Beverly Hills 1976, S. 291 ff.
Vgl.: M. Janowitz (Hrsg.), The New Military: Changing Patterns of Organization, New York 1964.
Vgl.: R.W. Little: The Military Family, in: ders. (Hrsg.), Handbook of Military Institutions, Beverly Hills 1971, S. 247 ff.
Vgl.: E.J. Hunter: Adapt or Apt Out, in: ders.; D.S. Nice (Hrsg.), Military Families, New York 1978, S. 241.
Dazu trug die Umstellung der US-Streitkräfte auf das Freiwilligenprinzip wesentlich bei.
Vorwort zu einer ausgewählten Bibliographie der US Army College Library. The Military Family, Carlisle Barracks, Pennsylvenia 1982. Dort werden 124 Titel aufgeführt.
Vgl. Bibliographie Bundeswehr und Gesellschaft 1960–1975, Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr, Berichte, Heft 5, München 1976.
So war die “Militärfamilie” u.a. Thema des 11. Weltkongresses für Soziologie in Neu Delhi 1986. Die dabei präsentierten Vorträge sind abgedruckt in: Forum international, Bd. 5, Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr, München 1987.
Vgl.: R. Vollmer, Die Entmythologisierung der Berufsarbeit, Opladen 1986.
Man denke dabei an die immer wieder auftauchende These vom besonders verpflichtenden Charakter des Soldatenberufs.
Vgl.: J.M. Fegert, Ausländsaufenthalt und psychosoziale Adaptation, unveröffentl. Dissertation, Freie Universität Berlin 1987, S. 246.
Darunter wird hier die Ganzheit abhängiger Teilbereiche (z.B. Regierungssystem, sozio-#x00F6;konomisches und kulturelles System) der nationalstaatlich verfaβten Gesamtgesellschaft verstanden.
Vgl.: H.J. McCubbin u.a., a.a.O., S. 315.
Vgl.: A.R. Rodriguez, Special Treatment Needs of Children of Military Families, in: F. Kaslow; R.I. Ridenour, The Military Family, New York 1984, S. 46.
Vgl.: E.J. Hunter; D.S. Nice, Children of Military Families, Washington 1978.
Vgl.: E.J. Hunter u.a., The Literature on Military Families: An Annotated Bibliography, Colorado Springs 1980.
Vgl.: A.R. Rodriguez, a.a.O., S. 70 ff. In der dort herangezogenen. Literatur sind Beiträge aus klinischpsychologischen und medizinischen Fachzeitschriften in der Überzahl — ein Indikator für die vorherrschende Forschungsperspektive?
Auf Besonderheiten infolge von Krieg und Kriegsfolgen, wie sie sich aufgrund der militärischen Exponiertheit der Vereinigten Staaten auch in der Gegenwart für die USStreitkräfte ergeben, wird hier nicht eingegangen.
Vgl.: C. Coates; R. Pellegrin, Military Sociology: A Study of American Military Institutions and Military Life, Maryland 1965.
Vgl.: L. Kurlander u.a., Migration: Some Psychological Effects on Children — A Pilot Study, New York 1961.
Vgl.: V. Gonzales, Psychiatry and the Army Brat, Illinois 1970.
Vgl.: P.F. Darnauer, Army Brats — Growing up in an Army Family, New York 1969, und: ders., Adolescent Experience in Career Army Families, unveröffentl. Dissertation, University of Southern California 1970.
Vgl.: W. Lyon; L. Oldaker, he Child, the School, and the Military Family., in: American Journal of Orthopsychiatry, New York 1967, Heft 37, S. 269 f.
Vgl.: J. Kenny, The Child in the Military Community, in: Journal of the American Academy of Child Psychiatry, New York 1967, Heft 6, S. 51 ff.
Vgl.: E.B. Murphy; A.G. Zoobuck, School Adjustment Problems of Military Dependents as seen in 50 cases presented in the Child Guidance Clinic of Brooke Army Hospital, zitiert nach H. McCubbin u.a., a.a.O., S. 301.
Vgl.: S. Baker; S. Fagen; E. Fischer; E. Janda; L. Cove, Impact of Father Absence on Personality Factors of Boys, Referat anläβlich der 44. Jahrestagung der American Orthopsychiatric Association, Washington 1967.
Vgl.: G. Gabower, Behavior Problems of Children in Navy Officers’s, Washington 1959, und: F. Pedersen, Relationships Between Father Absence and Emotional Disturbance in Male Military Dependents, in: MerillPalmer, Quarterly 12/1966.
Vgl.: D.M. Lagrone, The Military Family Syndrome, in: American Journal of Psychology, Heft 9, New York 1978, S. 135.
Vgl.: J. Morrisson, Rethinking the Military Family Syndrome, in: American Journal of Psychology, Heft 3, New York 1981, S. 138.
Vgl.: O. Neuberger u.a., Mobilität in der Bundeswehr, Versetzungen und ihre Auswirkungen auf den Soldaten und seine Familie, BMVg — P II 4 — (Hrsg.), Wehrpsychologische Untersuchungen, 5/82, 17. Jahrg., Bonn 1982.
Vgl.: H. Dillkofer u.a., a.a.O., S. 99.
Rights and permissions
Copyright information
© 1989 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Meyer, GM. (1989). Stand der Forschung. In: Alltagserfahrungen von Jugendlichen aus Soldatenfamilien der Bundeswehr. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88884-6_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88884-6_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12129-1
Online ISBN: 978-3-322-88884-6
eBook Packages: Springer Book Archive