Zusammenfassung
Wie bereits klar geworden ist, leugnen wir nicht die grundsätzliche Interessenorientiertheit aller an politischen Prozessen Beteiligten. Unser Argument geht vielmehr explizit davon aus, daß politische und administrative Akteure letztlich durch ihren prospektiven Nutzen, durch ihre strategischen Absichten bestimmt werden. Diese strategischen Absichten können allerdings nicht unmittelbar verfolgt werden, sondern müssen sich den Rahmenbedingungen des politischen Systems und der politischen Kultur fügen, innerhalb derer die Akteure unterschiedliche Handlungspositionen besetzen. Jede Handlungsposition verfügt über einen bestimmten Satz von Einflußressourcen und ist an spezifische formelle und informelle Regeln gebunden. Das Ziel jedes Akteurs ist es -analytisch betrachtet und ohne daß er sich dessen bewußt sein muß -, seinen Ressourcenbestand zu erhalten oder zu vergrößern. Eine besondere Art von Einflußressource in politischen Auseinandersetzungen ist der argumentative Umgang mit Informationen, d.h. mit Gründen, auf die sich Geltungsansprüche von Aussagen beziehen können.
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Literatur
Simon, H., Models of Man, New York 1957.
Vgl. Mitbestimmung im Unternehmen. Bericht der Sachverständigenkommission zur Auswertung bisheriger Erfahrungen bei der Mitbestimmung, Bonn, 4.2.1970, Bundestagsdrucksache VI/334.
Siehe dazu Offe, C., Hinrichs, K., Wiesenthal, H. (Hrsg.), Arbeitszeitpolitik, Frankfurt 1982.
Vgl. etwa: Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.), Stand, Entwicklung und Ergebnisse der Prognoseforschung zum künftigen Arbeitskräfte- und Qualifikationsbedarf, Bonn 1980.
Vgl. dazu bereits Beck, U., Objektivität und Normativität, Reinbek 1974.
Siehe dazu Simon, H., a.a.O.
So die Formulierung des “auslösenden” Papiers von G. Kühlewind D. Mertens und M. Tessaring, a.a.O.
Handelsblatt, 12. /13. 1975, S. 5.
Vgl. z.B. Der Tagesspiegel, Nr. 9199 vom 18.12.75: “Der Schülerberg verschärft die Bildungskrise”.
Vgl. dazu Friedeburg, L. von, Öffnung der Hochschulen — Ein Beitrag zur Berufsbildung der stärksten Nachkriegsjahrgänge und zur Bildungsreform, unveröff. Papier des Arera-Arbeitskreises, 1975, S. 1: “Demographische Erwägungen spielten in der Bildungspolitik bis in die jüngste Zeit kaum eine Rolle. Wurden sie gelegentlich angestellt, so gewiß schnell wieder vergessen. Dabei hätte es ihrer schon in den fünfziger Jahren dringend bedurft, um Vorsorge für die stärksten Nachkriegsjahrgänge zu treffen”.
Vgl. dazu Hamm-Brüchers “Alarmruf” auf der bildungspolitischen Tagung der FDP in Stuttgart: “Seien wir froh um jeden Hauptschüler”, in: Frankfurter Rundschau, Nr. 293, vom 18.12.1975.
Vgl. Friedeburg, L. von, Öffnung der Hochschulen, a.a.O., S. 3.
Vgl. dazu Friedeburg, L. von, ebd. In dieselbe Richtung argumentierte auch Otto Ulrich, der für die betreffenden Vorgänge wichtigste Mitarbeiter im Bundeskanzleramt.
Diese Art von Öffentlichkeit meint wohl Habermas, wenn er davon spricht, daß die Idee der Öffentlichkeit “nur noch zu verwirklichen (sei) als eine Rationalisierung der sozialen und politischen Machtausübung unter der wechselseitigen Kontrolle rivalisierender, in ihrem inneren Aufbau ebenso wie im Verkehr mit dem Staat und untereinander auf Öffentlichkeit festgelegter Organisationen”. Habermas, J., “Öffentlichkeit”, in: Staat und Politik, Hrsg. von E. Fraenkel und K.D. Bracher, Frankfurt 1974, S. 226.
Wissenschaftsrat, Empfehlungen zu Umfang und Struktur des tertiären Bereichs, 1976; vgl. dazu auch: Der Spiegel, Nr. 10, vom 1.3.1976.
Siehe etwa die Rede W. Knopps, Des damaligen Präsidenten der Westdeutschen Rektorenkonferenz, auf deren Jahresversammlung in Trier am 10./11. Mai 1976, Die große Herausforderung — Gedanken zum Problem der starken Jahrgänge, unveröff. Manuskript.
am 14.4.1976; zur Vorgeschichte siehe vor allem. C. Offe, Berufsbildungsreform — eine Fallstudie über Reformpolitik, a.a.O.; siehe auch: P. Faulstich, Interessenkonflikte um die Berufsbildung, Weinheim und Basel 1977.
Vgl. zusammenfassend: Arbeitsgruppen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (Hrsg.), Bedarfsprognostische Forschung in der Diskussion, Frankfurt 1976.
So signalisierte beispielsweise der bayerische Kultusminister Maier schon am 9.3.1976 sein Einverständnis mit der Öffnungsvariante vor dem Verband der freien Berufe: “Wohin mit den vielen Abiturienten? Ein Patentrezept gibt es nicht. Es wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Flucht nach vorn anzutreten. Der Wissenschaftsrat hat dies bereits getan.” Zit. nach: Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung, Dokumentation zur Bildungspolitik und Berufsbildung, Bonn 9.8.1976.
Vgl. etwa Oevermann, U., et al., Beobachtungen zur Struktur der sozialisatorischen Interaktion, in: Auwärter, M., Kirsch, E., Schröter, K. (Hrsg.), Seminar: Kommunikation, Interaktion, Identität, Frankfurt 1976, S. 371–404.
Laucken, U., Naive Verhaltenstheorie, Stuttgart 1974.
Axelrod, R. (Hrsg.), Structure of Decision. The Cognitive Maps of Political Elites, Princeton, N.J., 1976.
Vgl. Laucken, U., a.a.O., S. 214 f.
Toulmin, S., Einführung in die Philosophie der Wissenschaft, Göttingen 1970.
Laucken, U., a.a.O., S. 223.
Kuhn, Th.S., Die Entstehung des Neuen. Studien zur Struktur der Wissenschaftsgeschichte, Frankfurt 1978, S. 278 ff.
Laucken, U., a.a.O., S. 80 ff.
Vgl. dazu unten die Überlegungen zum strategischen Potential sozialwissenschaftlicher Expertise (Kap. 5.5).
In der Schützschen Tradition werden diese nichtthematisierten Annahmen als sedimentierte Wissenselemente der Lebenswelt der Akteure zugerechnet. Vgl. Schütz, A., Luckmann, Th., Strukturen der Lebenswelt, Frankfurt 1979.
Laucken, U., a.a.O., S.25. Die Problematik alltäglicher Rahmentheorien ist in vielen Zügen der Problematik des Paradigmabegriffs vergleichbar;
vgl. dazu: Kuhn, Th.S., The Structure of Scientific Revolutions, Chicago 19702. S. 181 ff;
Masterman, M., The Nature of a Paradigm, in: Lakatos, I., Musgrave, A. (Hrsg.): Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge 1970.
Vgl. unten Kap. 4.5.3.
Watzlawick, P., Weakland, J.H., Fisch, R., Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels, Bern 1974.
Siehe zur Anwendung dieses Konzepts auf die Organisationstheorie: Luhmann, N., A General Theory of Organized Social Systems, in: Hofstede, G., Kassem, M.S. (Hrsg.), European Contributions to Organization Theory, Assen/Amsterdam 1976, S. 96–113.
So analysierte die Axelrod-Gruppe beispielsweise die Verbatim-Protokolle zweier Sitzungen des British Eastern Committe von 1918, in denen es darum ging, ob Großbritannien seine damalige Intervention in Persien fortsetzen solle oder nicht. Vgl. Axelrod, R. (Hrsg.), a.a.O., S. 77–96.
Vgl. Simon, H.A., a.a.O.;
Cyert, R., March, J.G., A Behavioral Theory of the Firm, Englewood Cliffs, N.J., 1963;
Taylor, M., The Problem of Salience in the Theory of Collective Decision Making, in: Behavioral Science 15/1970, S. 415–430.
Zit. nach: Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung. Dokumentation zur Bildungspolitik und Berufsbildung, Bonn 1976, S. 1.
Vgl. die schematische Übersicht auf der nächsten Seite.
Vgl. Mertens, D., Kaiser, M. (Hrsg.), Berufliche Flexibilitätsforschung in der Diskussion, in: BeitrAB, Sonderheft 30 (1–3), Nürnberg 1978.
Siehe dazu unten ausführlicher Kap. 4.4.
Vgl. zur Einschätzung kognitiver Ansätze zur Erklärung politischer Entscheidungsprozesse: Behrens, H., Politische Entscheidungsprozesse. Konturen einer politischen Entscheidungstheorie, Opladen 1980, S. 129–148.
Vgl. dazu die differenzierten experimentellen Ergebnisse zum Problemlösungsverhalten von “Quasi-Politikern”: Dörner, D., Über die Schwierigkeiten menschlichen Umgangs mit Komplexität, in: Psychologische Rundschau, 31/1981; Dörner, D., et al., Lohausen, München 1982.
Riedl, R., Die Folgen des Ursachendenkens, in: Watzlawick, P., (Hrsg.), Die erfundene Wirklichkeit, München 1981, S. 67–90.
Laucken, U., a.a.O., S. 225 f.
Kühlewind, G., Mertens, D., Tessaring, M., a.a.O.
Zur Anwendung der darwinistischen Modellogik auf die Wissenssoziologie vgl. Lau, Ch., Gesellschaftliche Evolution als kollektiver Lernprozeß. Zur allgemeinen Theorie soziokultureller Wandlungsprozesse, Berlin 1981.
Arrow, K.J., Social Choice and Individual Values, N.Y. 19632, S.23f.
Axelrod, R., a.a.O., S. 242.
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Lau, C., Beck, U. (1989). Der öffentliche Argumentationsprozeß und seine kognitive Strukturierung. In: Definitionsmacht und Grenzen angewandter Sozialwissenschaft. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 113. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88883-9_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88883-9_3
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