Zusammenfassung
Wir begreifen traditionell einen gesellschaftlichen oder gemeinschaftlichen Mythos als etwas Vorzeitliches, Vorvernünftiges, Vorwissenschaftliches und Unmodernes, seit Imanuel Kant das “Zeitalter der Aufklärung” mit seinen Schriften gegen die Metaphysik in Deutschland auf den Begriff gebracht hat. Und zweifellos ist ein Mythos etwas Vorläufiges, aber deshalb von vornherein nichts Schlechtes, Unanständiges oder Unaufgeklärtes. Eine Mythologie hingegen ist schon beständiger und etwas symbolisch-literarisch Überliefertes, das in ein Denksystem gebracht worden ist. Sie ist, wie zum Beispiel die griechische Mythologie, ein vorwissenschaftliches Symbol-, Zeichen- und Sozialsystem, durch welches hindurch sich die Menschen ein vorläufiges identitätsstiftendes Bild von der Welt in ihrer unbekannten und unerklärten Totalität von Kreisläufen, Schicksalen, Herrschaften und Wahrheiten machen. Die Gestalten in den Mythologien sind personifizierte Essenzen des Bestehenden, welche Ewigkeit, Vergangenheit und Zukunft verkörpern. Mythos und Mythologie verbergen Angst und Hoffnung der Menschen zugleich, eben das, was uns die moderne aufgeklärte Welt und die Wissenschaften zu verheimlichen scheinen. So gesehen ist die Aufklärung auch selbst ein Mythos, den zu rekonstruieren sich nach wie vor lohnt.
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Literatur
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Ost, R. (1988). Schlußbetrachtung. In: Die Krisen des Homo technologicus. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 103. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88881-5_5
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Online ISBN: 978-3-322-88881-5
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