Zusammenfassung
Für die Systematik ökonomischer Theoriebildung ist die Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroökonomie charakteristisch. Dieses Schema scheint sich aus der Eigenart ökonomischer Phänomene aufzudrängen. Auf der einen Seite steht die Analyse individueller Entscheidungsparameter, auf der anderen Seite die Analyse von Aggregatgrößen, die sich aus der Summe individueller Akteure und Aktivitäten ergeben. Dementsprechend scheint die Einteilung in mikro- und makroökonomische Gegenstandsbereiche unproblematisch. Konjunktur-, Wachstums- und Beschäftigungtheorie behandeln die Wirtschaft als eine Gesamtheit, Haushalts- und Unternehmenstheorie betrachten einzelwirtschaftliche Phänomene. Das Kriterium der Größe erzeugt jedoch nur eine scheinbare Plausibilität: Enthält nicht jede mikroökonomische Theorie der Preisbildung, des Wettbewerbs oder der Verteilung Aussagen über soziale oder physische Aggregate?1 Kann eine Geldtheorie rein makroökonomisch ansetzen, ohne das einzelwirtschaftliche Verhalten des Publikums in Rechnung zu stellen?2 Hat der Außenhandel primär mit makrooder mikroökonomischen Beziehungen zu tun? Es ist offensichtlich, das solche Zuordnungen nicht stringent durchzuhalten sind, solange die Mikro- Makroklassifikation als empirisch konkrete Größenrelation betrachtet wird. Makro- und Mikroökonomie umschreiben unterschiedliche Formen theoretischer Abstraktion und machen daher unterschiedliche Sichtweisen desselben Gegenstandsbereichs möglich. Die Unterschiedlichkeit läßt sich jedoch nicht einfach als Komplementärverhältnis beschreiben.
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Saurwein, KH. (1988). Makroökonomisches Gleichgewicht und der gesellschaftliche Kreislauf. In: Ökonomie und soziologische Theoriekonstruktion. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 109. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88880-8_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88880-8_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-88880-8
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