Zusammenfassung
Folgt man PARSONS’ eigener Einschätzung, dann markiert Economy and Society einen theoretischen Durchbruch.1 Die Anspielung auf WEBERS Wirtschaft und Gesellschaft ist sicher nicht zufällig; immerhin beansprucht diese Arbeit, eine theoretisch fundierte Gesamtbetrachtung von Wirtschaft als gesellschaftliches Subsystem zu liefern. Tatsächlich kann die theoretische Bedeutung dieser Arbeit kaum überschätzt werden: Zum einen, weil PARSONS zum ersten Mal sein funktionales Analyseschema von System-/ Umweltbeziehungen in bezug auf den genannten Gegenstandsbereich anzuwenden sucht und zum anderen, weil Economy and Society den Ausgangspunkt für eine Reihe theoretischer Verfeinerungen darstellt.2 Aber auch für die Behandlung des Ökonomie-/Soziologieproblems ergeben sich neue Perspektiven. Diese entwickeln sich zunächst aus einer konsequenten Weiterentwicklung der systemischen Sichtweise, die bereits in der strukturfunktionalen Phase angelegt ist. Während jedoch in dieser Phase die strukturellen bzw. institutionellen Elemente den Ausgangspunkt einer funktionalen Betrachtung bilden, wird nunmehr der Funktionsbegriff den Kategorien von Struktur und Prozeß analytisch übergeordnet. Im folgenden sollen einige Konsequenzen der neuen Sichtweise für die kritische Rezeption und die wechselseitige Abgrenzung von Ökonomie und Soziologie beleuchtet werden.
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Literatur
Vgl. z.B. Schumpeters Ansatz in bezug auf die Mängel ökonomischer Theorien. J.A. Schumpeter, Wesen und Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, op. cit., S. 583–589.
Vgl. J. Stohler, Zur Methode und Technik der Cost-BenefitAnalyse, in: Kyklos, Bd. 20, 1967, S. 218–245.
Vgl. P. Diesinq, Reason in Society, Urbana 1962, S. 62.
Pareto hat die Entpsychologisierung des Nutzenbegriffs am konsequentesten betrieben. Theorietechnisch zeigt sich dies an der Einführung von sogenannten Indifferenzkurven, d.h. von Güterkombinationen, die in bezug auf ein bestimmtes Nutzenniveau als gleichwertig betrachtet werden. Pareto benutzt den Begriff der Ophélimität, um die subjektive Indexierung von Werten auszudrücken. Es bedarf keiner psychologischen Introspektion oder einer kardinalen Maßeinheit des Nutzens, sondern es wird lediglich vorausgesetzt, daß das Wirtschaftssubjekt eine Rangordnung des Nutzens festlegt. Vgl. V. Pareto, Manual of Political Economy, London 1972, S. 191–209.
Vgl. ES, S. 22–24; T. Parsons, Vilfredo Pareto. Contributions to Sociology, in IESS, vol. 1 1, 1968, S. 411–416.
Diese Problemstellung liegt der neueren wohlfahrtstheoretischen Diskussion zugrunde. Vgl. dazu die schon klassische Arbeit: K.J. Arrow, Social Choice and Individual Values, New Haven 1963, (2. Aufl.).
Vgl. dazu die neueren Versuche zu einer Theorie des Marktversagens: R.A. Musgrave, P.B. Musgrave u. L. Kullmer, Die öffentlichen Finanzen in Theorie und Praxis, Bd. 1, Tübingen 1975; K. Mackscheidt und J. Steinhausen, Finanzpolitik II, Düsseldorf 1977, S. 4–12; C.E. Lindblom, Jenseits von Markt und Staat, Frankfurt 1983 (1977), insb. S. 134–154.
Dieser Anspruch findet sich durchgängig bei Parsons und Smelser: vgl. ES, S. 193–194, 196, 227, 232, 241, 245.
Vgl. dazu die schon eher sarkastische Reaktion von Boulding auf das Erscheinen von Economy and Society, der ein eklatantes Mißverhältnis zwischen dem Aufwand für das begriffliche Instrumentarium und der inhaltlichen Reichweite der Analyse beklagt. K.E. Boulding, Book Review of “Economy and Society”, in: AJS, 63, 1958, S. 427–428.
Vgl. T. Parsons, Gesellschaften. Evolutionäre und komparative Perspektiven, Frankfurt 1975, S. 19–53.
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Saurwein, KH. (1988). Die systemfunktionale Perspektive. In: Ökonomie und soziologische Theoriekonstruktion. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 109. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88880-8_4
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