Zusammenfassung
Mit novellistischen Anreicherungen schildern auch die als Heldenmärchen bezeichneten Prosa-Versionen Ere-yin sayin Mimil j egür des Idamjab491 und Bimba492 wie auch das Tunan böke jiryal des Sürüngir493 aus dem Hai-hsi-Distrikt das Sujet des Verrates durch illoyale Schwestern und untreue Gattinnen und die damit verbundenen familiären Diskrepanzen. Die Erwähnung eines großen Gewehres (üker qara buu) an Stelle des im Epos anzutreffenden Bogens mit Pfeilen als Schußwaffe zeigt eine gewisse Modernisierung des Erzählstoffes. Im Märchen Tunan böke j iryal entsteht der Zwist mit der bösen Frau durch deren Liebschaft mit dem fremden Sira amcid; die Frau täuscht eine Krankheit vor, und als die Forderung nach gefährlich zu erlangenden drei Heilmitteln nicht zum erwarteten Tod des Helden führen, vergiftet sie diesen. Sie entnimmt dem Toten zu ihrer eigenen Stärkung Blut, Herz und unter der für die Kidan-Zeit real bezeugten Wertschätzung menschlicher Galle494 auch diese, dann zerstückelt sie den Leichnam und verstreut die einzelnen Teile. Die von den hilfreichen Tieren495 herbeigerufenen drei älteren Himmelsfee-Schwestern (tngri-yin dagini yurban egetči) sind wie in der Geser-Überlieferung seine leiblichen Schwestern, die ihn durch Einsetzen der vorher von ihnen vertauschten echten Schlangengalle, des Herzens des himmlichen blauen Stieres und statt des entfernten Blutes von Milch eines Wildkamels wiederbeleben. Die Kamelmilch hat der Held in der Verwandlung als Grausperling auf Anraten eines Kamelfohlens durch List erworben, ein Motiv, das sich sowohl völlig übereinstimmend in der Geser-Variante Doluyan nasutu Dor j i sečen qan wie ähnlich auch im Doysin qara bayatur in diesen zwei epischen Ausformungen496 ebenfalls findet.
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Heissig, W. (1991). Ere-yin sayin Mimiljegür und Siysar bayatur. In: Heldenmärchen versus Heldenepos?. Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88876-1_5
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