Psychosoziale und sozialpädagogische Beratung

Zusammenfassung

Beratung ist in den letzten zehn Jahren zu einem Schlüsselbegriff der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung geworden. Parallel zu der Verbreitung des Beratungsbegriffs in unterschiedlichsten alltäglichen Lebensbereichen, in denen dem Menschen der 70er und 80er Jahre unter dem label ‘Beratung’ vorgeblich oder wirklich eine Orientierungshilfe in für den einzelnen immer unüberschaubareren und komplexeren Entscheidungs- und Handlungssituationen angeboten wird (Steuer-, Bau-, Mieter-, Energie-, Garten-, Figur-, Verbraucherberatung etc.), entsteht in den akademischen und angewandten Human- und Sozialwissenschaften aus wenigen früheren theoretischen Auseinandersetzungen (Mollenhauer 1968, Bäuerle 1969, Mollenhauer/Müller 1965, Hornstein 1966 etc.) und aus vereinzelten praktischen Beratungsangeboten und -institutionen (Erziehungsberatung, Berufsberatung, Rechts-, Eheberatung etc.) eine “Beratungsflut”¹⁾ (Schwerpunktheft: Beratung, b:e, 2, 1976; Honig 1976). Lag das Schwergewicht des pädagogischen und psychologischen Beratungsbooms im Zusammenhang mit Schulreformversuchen anfänglich und für längere Zeit im Bereich der Bildungsberatung (Aurin, Gaude, Zimmermann 1973; Heller 1975; Martin 1974 etc.) und der Beratung in der Schule (Aurin, Stark, Stobberg 1977; Benz, Caroli 1977 etc.), so verschob sich das fachliche und öffentliche Interesse an Beratung mit dem Verwässern und Scheitern vieler dieser Veränderungsversuche und den Enttäuschungen der auch in Beratung und Beratungssysteme gesetzten Hoffnungen auf Abbau von Bildungsbarrieren, Bildungsungerechtigkeit, Erziehungskonflikten und Auffälligkeiten etc. deutlich auf Gebiete der Jugendhilfe, der psychosozialen Versorgung und der außerschulischen Erziehung.