Zusammenfassung
Der Gegensatz, der später zur Debatte zwischen Realismus und Instrumentalismus führt, beginnt mit den Vorsokratikern, insbesondere mit Xenophanes und Parmenides. Parmenides spricht von ,,zwei Wegen“, dem Weg der Wahrheit und dem Weg des trügerischen Scheins. Im ersten wird bewiesen, daß es keine Teile und keine Veränderung geben kann. Im zweiten nimmt man Veränderung als gegeben an und versucht, sie durch die Eigenschaften zugrundeliegender Prinzipien (des Hellen und des Dunklen bei Parmenides) zu erklären. Es besteht kein Zweifel, daß die Argumente des Xenophanes und vielleicht sogar noch die Argumente des Parmenides gegen Ideen gerichtet waren, die bei Homer an der Tagesordnung sind und die Hesiod und Anaximander ganz ausdrücklich betonen. In Homer gibt es Veränderung, die Veränderung wird zum Teil durch die Götter bewirkt, und diese sind selbst veränderlich. Bei Hesiod sind Substanzen und Gesetze das Ergebnis einer Entwicklung, und die letzteren sind nur darum in Geltung, weil die Entwicklung zu einem Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte geführt hat. Das ist sehr ,,modern“ — noch im 19. Jahrhundert gab es den Glauben an ewige Naturgesetze, und eine mehr dialektische Auffassung konnte sich nur schwer durchsetzen — und empirisch einwandfrei: Bewegung, Wechsel, Veränderung ist ein Grundphänomen der Welt, und selbst die Götter, die uns heute so fern und phantastisch erscheinen, waren zur Zeit Homers ein solider Bestandteil der menschlichen Erfahrung (vgl. Kapitel 9, Abschnitt 12).
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© 1978 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Feyerabend, P.K. (1978). Nachtrag 1977. In: Der wissenschaftstheoretische Realismus und die Autorität der Wissenschaften. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 13. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88829-7_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88829-7_9
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
Print ISBN: 978-3-528-08411-0
Online ISBN: 978-3-322-88829-7
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