Zur Sozialisierung des Schmerzempfindens bei den Bayansi, Zaire

Zusammenfassung

Die Bayansi sind eine Ethnie in Südwest-Zaire mit matrilinearer Verwandtschaftszurechnung. Obgleich sie keine Beschneidungsschulen —s wie einige Ethnien der Nachbarschaft — und keine Altersklassen kennen und keine sonderlich aggressiv-kämpferische Ethnie darstellen, unterliegt die Definition des Schmerzes und das, was man öffentlich als Schmerz kundtun darf, sehr stark der Meinung der Gesellschaft. Hierbei sind deutliche Unterschiede zwischen dem gesellschaftlichen Schmerzempfinden von Männern und Frauen, Alten, Erwachsenen und Kindern festzustellen. Wer sich nicht an das „gesellschaftlich vorgegebene Schmerzgefüge“ hält, wird an den Pranger gestellt (verlacht, in Liedern verspottet etc.) und sinkt dadurch in seiner sozialen Position. Ganz allgemein läßt sich sagen: Je höher der soziale Status, desto weniger Schmerz empfindet man, oder genauer: desto weniger Schmerz darf man nach außen zeigen.

Summary

The Bayansi of southwest Zaire are an ethnic group of matrilineal descent. Although the rituals of circumcision and age grades practised in neighbouring ethnic groups are unknown to the Bayansi and they are neither particularly aggressive nor warlike, the defmition of pain, or that which may be publicly manifested as such, is strongly dependent on the opinion of society. Clear distinctions are made between the socially acceptable awareness of pain among men, women, the aged, adults and children. The persons who do not adhere to this „socially acceptable structure“ are publicly exposed (ridiculed, mocked at in songs etc.) and their social Status declines. Generally, it can be maintained: the higher the social Status, the less pain is perceived; or more exactly: the less pain should be exhibited.