Zusammenfassung
Seit langem wird in verschiedenen Ländern der Versuch gemacht, sich bezüglich der Geburt auf primitive Gesellschaften zurückzubesinnen. Das Gebären im Bett stellt eine relativ junge Errungenschaft für die Mensch heit dar. Die „offizielle“ Anerkennung dieser Gebärtechnik verdankte man hauptsächlich MAURICEAUS Beobachtungen, die er 1738 in einem Buch veröffentlichte und damit zu einem Wendepunkt in der Geburtshilfe und zur Unterscheidung von „unzivilisierter“ und „zivilisierter“ Gebärtechnik führte. Die meisten verfügbaren Dokumente zeigen, daß man im allgemeinen stehend, hockend oder sitzend gebar, während Bettruhe nur vorübergehend, meist als kurze Erholungspause zwischen den Wehen in Anspruch genommen wurde. Man kann fragen, ob die „zivilisierte“ oder die „unzivilisierte“ Art des Gebärens besser sei. Aber nahezu alle unsere Standards zur Auswertung uteriner Kontraktionen, zur Beurteilung von Dauer und Fortschritt der Wehentätigkeit und des Zustands des Fetus durch Überwachung der Herzaktion mit dem CTG basieren auf Erfahrungen, die von in Rückenlage gebärenden Patientinnen erhalten wurden. Darüber hinaus sind fast all unsere geburtshilflichen Maßnahmen für die Gebärende in dieser Gebärhaltung intendiert. Wir müssen mit Besorgnis annehmen, daß die Einführung der Rückenlage für die Geburt ohne irgendeinen Beweis dafür geschah, daß einige Parameter der Wehentätigkeit oder Geburt tatsächlich davon begünstigt wurden. Geburtshilfliche Standards und Praktiken könnten in der Tat völlig anders aussehen, wenn andere (‘andere’ mag hier durchaus ‘bessere’ bedeuten) Gebärhaltungen der Frau gebräuchlich wären. Es scheint, daß gegenwärtig keine Praktiken akzeptabel sind, die nicht durch wissenschaftliche Aussage als richtig belegt wurden.
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© 1986 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Mendez-Bauer, C., Arrayo, J., Roberts, J. (1986). Vorteile und Nachteile verschiedener mütterlicher Stellungen während der Geburt. In: Schiefenhövel, W., Sich, D. (eds) Die Geburt aus ethnomedizinischer Sicht. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88780-1_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88780-1_8
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
Print ISBN: 978-3-528-17916-8
Online ISBN: 978-3-322-88780-1
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