Zusammenfassung
Die Geschichte spielt bei Tönnies eine mehrfache Rolle. Sie ist einerseits mit seiner systematischen Soziologie unauflöslich verbunden, andererseits ist sie die Dimension, von der er sein Projekt einer systematischen theoretischen Soziologie abgrenzen muß. Dieses Dilemma, wenn es denn ein solches ist, teilt er mit allen Klassikern der Soziologie aus seiner Generation. Die Geschichte in Gestalt der Geschichtswissenschaft, wie sie sich in Deutschland aus den Traditionen der Historischen Schule herausgebildet hatte, war ihm gleichsam der Antipode seiner eigenen wissenschaftstheoretischen Konzeption. Andererseits hat er der Geschichte in seinem System der Soziologie selbst einen wichtigen Platz eingeräumt: in Gestalt der angewandten Soziologie, die nichts anderes ist als eine historische Soziologie. ‘Angewandt’ heißt, entgegen dem üblichen Sprachgebrauch, nicht angewandt auf praktische Probleme — in diesem Fall auf sozialtechnische Fragen -, sondern angewandt auf die Geschichte. Neben diesen mit dem äußeren Wissenschaftsaufbau gegebenen Bezügen zwischen Soziologie und Geschichte (im Sinne der Abgrenzung und Integrierung) gibt es noch eine dritte, tiefer liegende Beziehung. Sie hat ihren Grund im Fundament von Tönnies’ Denken, in seiner Willenstheorie.
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© 1991 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Bickel, C. (1991). Tönnies’ Tendenzen zu einer Historischen Anthropologie. In: Ferdinand Tönnies. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 82. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88744-3_14
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12110-9
Online ISBN: 978-3-322-88744-3
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