Identitäts- und Konsensprobleme in einer fragmentierten Gesellschaft

Zusammenfassung

Das Analysekonzept der Politischen Kultur ist für umfassende historische Untersuchungen bisher nur wenig angewandt worden. Die verschiedenen Phasen der deutschen Geschichte vor 1945 werden unter dem Aspekt der Politischen Kultur zumeist nur kursorisch oder punktuell aufgegriffen. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, daß das Konzept der Politischen Kultur häufig aufgrund einer normativen oder seg-mentierend-analytischen Ausrichtung zu wenig als zeitlichem Wandel unterworfen, inhaltlich veränderlich und modifizierbar begriffen worden ist. Erst in jüngerer Zeit wird Politische Kultur als ein Wirklichkeitsbereich behandelt, der als Resultat verschiedener formierender und historisch formierter Kräfte aufgefaßt wird und damit auf unterschiedliche historisch-politische Systeme übertragen werden kann (vgl. Megerle und Steinbach 1981/82).

Der Beitrag ist hervorgegangen aus der Diskussion des entsprechenden Forschungsprojektschwerpunktes am Fachbereich Politische Wissenschaft der FU Berlin (Laufzeit 1986–1989), dessen Federführung die Autoren übernommen haben. Mit Projekten zu politischen Teilkulturen sind beteiligt: Manfred Gailus (Kommunisten), Christi Wickert (Linksintellektuelle), Detlef Lehnert (Sozialdemokraten), Elfi Bendikat (Gesinnungsliberale), Georg Kotowski (Politischer Katholizismus), Jürgen Bergmann (Mittelständische Gruppen), Klaus Megerle (Gesellschaftliche Führungsgruppen), Klaus Reimus (Anti- und außerparlamentarische Zirkel und Verbände der Rechten sowie Offizierskorps und militaristisch-nationale Bünde), Gerhard Paul (Nationalsozialisten), Jürgen W. Falter (Teilkulturübergreifende Wahlanalysen).