Zusammenfassung
Der historisch-politischen Wahlforschung kommt zweifellos eine große Bedeutung für die „Politische-Kulturforschung“ zu. Denn sie gestattet die Untersuchung politischer Wertvorstellungen in ihrer Genese, Wirksamkeit und Bedingtheit im Rahmen weiterer kontextueller Faktoren. Im Spiegel der Wahlprogrammatik und durch die Untersuchung von Wahlbewegungen lassen sich zentrale Wertvorstellungen einer Gesellschaft nicht nur erfassen, sondern es kann auch ihr zeitspezifischer Wandel und ihre regionale Differenziertheit sichtbar gemacht werden.
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Anmerkungen
Der theoretische Hintergrund braucht hier nur gestreift werden, da andernorts dargestellt (Steinbach 1983, Steinbach 1986).
Hierbei wurden u. a. Langzeitreihen von Wahlergebnissen für das Herzogtum Braunschweig, die Hansestadt Lübeck, einzelne Wahlkreise in der Oberpfalz und Niederbayern, das Fürstentum Lippe und die Stadt Frankfurt auf Stimmbezirksebene erstellt. Daneben wurden die Reichstagswahlergebnisse seit 1871 datenverarbeitungsmäßig erfaßt, um auf diese Weise Voraussetzungen für die Überprüfung von Entwicklungsmodellen politischer Partizipation und Klarheit über den systematischen Stellenwert regionaler Wahlanalysen zu schaffen. Das Forschungsprojekt wird aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
„Besonderheit“ ist nicht wertend gemeint, sondern weist lediglich auf Differenzen zwischen realgeschichtlichem Verlauf und idealtypischen Entwicklungsmodellen hin, die übrigens auch in den vermeintlich modernisierungstheoretisch „normalen“ Ländern, England und USA, nachzuweisen sind.
Über die Frage ist eine heftige Kontroverse entbrannt, die an die Auseinandersetzungen über den „deutschen Sonderweg“ anknüpfte, von uns im Zusammenhang unserer Fragestellung aber bewußt vernachlässigt wird (s. dazu jetzt Grebing 1986).
Diese Zahl setzt sich zusammen aus den Bundesstaaten, Provinzen und Regierungsbezirken, wobei, um die statistische Vergleichbarkeit der „Regionen“ zu verbessern, die nur aus einem Wahlkreis bestehenden Kleinstaaten zusammengefaßt wurden: die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz zu „Mecklenburg“; die Herzog- und Fürstentümer Sachsen-Weimar, -Meiningen, -Altenburg, Coburg-Gotha, -Anhalt, Reuß ältere und jüngere Linie zu „Thüringen“; die Fürstentümer Waldeck, Schaumburg-Lippe und Lippe zu „Lippe-Waldeck“; Lübeck, Bremen und Hamburg zu „Hanse-Städte“.
Bekanntlich galt das absolute Mehrheitswahlrecht in Einerwahlkreisen. Die Kandidatur einer Partei ist eine Funktion der von ihr prognostizierten Wahlchancen und, etwa bei Wahlabkommen, der Kandidatur einer anderen Partei. Die Wahlkreise, in denen eine Partei nicht angetreten ist, können wir daher mit null Stimmen in die Analyse einbeziehen. Damit erhöht sich die Zahl der Beobachtungswerte je Gruppe und ist zwischen den Gruppen gleich groß, so daß die Konsequenzen etwaiger Verletzungen der restriktiven Modellannahmen (multivariate Normalverteilung der unabhängigen Variablen, Varianzhomogenität der Gruppen) minimiert werden (s. dazu Bortz 1979: 709 u. die dort angegeb. Lit.).
Zum Diskussionsstand s. Becker 1986. Speziell zur Kritik der „liberalen“ Geschichtsschreibung des Kulturkampfes s. Anderson und Barkin 1982: 657ff.; Blackbourn 1983; Becker 1983; die Rolle des politischen Katholizismus insgesamt als Bollwerk gegen den Absolutheitsanspruch des Nationalstaates und als ausgleichende Integrationskraft betonend, s. jetzt Lönne 1986.
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Immerfall, S., Steinbach, P. (1987). Politisierung und Nationalisierung deutscher Regionen im Kaiserreich. In: Berg-Schlosser, D., Schissler, J. (eds) Politische Kultur in Deutschland. Politische Vierteljahresschrift Sonderheft, vol 18/1987. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88718-4_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88718-4_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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