Zusammenfassung
Die intensive wie extensive Planungsdiskussion der letzten Jahre, nicht nur in der BRD, sondern in fast allen kapitalistischen wie vor allem auch sozialistischen Ländern, ist nicht einfach, wie es zuweilen geschieht, als vorübergehende Modeerscheinung abzutun, die am besten mit Diffusionstheorien wegerklärt werden kann. Sie bildet vielmehr die in diesen Ländern zu beobachtende reale Entwicklungstendenz ab, die Steuerungskapazität des „politischen Systems” (des „Staates”) den sich verändernden sozialökonomischen Erfordernissen anzupassen. Planung muß dann als die bisher letzte und damit auch am weitesten fortgeschrittene politische Problemlösungsstrategie dieser Gesellschaften angesehen werden. In der BRD kann diese These an den sich auf allen territorialen Ebenen ausbreitenden Planungssystemen illustriert werden: so z.B. auf der Bundesebene in der Entwicklung der Ressort-Fachplanungen, der mehrjährigen Finanzplanung, der längerfristigen Aufgabenplanung und der längerfristigen Bedarfsschätzung. Lange Zeit bestand in der bundesrepublikanischen wissenschaftlichen Diskussion eine beträchtliche Diskrepanz zwischen realer Planungspraxis und dem wissenschaftlichen Entwicklungsstand der theoretisch-empirischen Planungsforschung. In der Zwischenzeit ist dieser Entwicklungsrückstand jedoch weitgehend überwunden, wenn nicht sogar umgekehrt geworden, indem die Planungstheorie der Planungspraxis vorauseilt1, auch wenn zugegeben werden muß, daß die Planungstheorie noch weit von einem „gesicherten Wissensfeld“2 entfernt ist. Die besonderen Merkmale der gegenwärtigen wissenschaftlichen Planungsdiskussion sind jedoch vor allem in den folgenden drei Ausprägungen zu sehen: Zum einen bestehen die gegenwärtigen Planungstheorien gehobener Komplexität immer aus einer Vielzahl interdisziplinärer Ansätze, ein von der Planungspraxis sich notwendig ergebender Umstand, der die ganze Problematik der Integration der einzelnen sozialwissenschaftlichen Disziplinen aufwirft.
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Literatur
M. Fester: Prolegomena zu einer Theorie kommunikativer Planung. Diplomarbeit TU Berlin 1970.
Naschold: Systemsteuerung, Stuttgart 1971.
R. Jochimsen: Überlegungen zur mittel- und längerfristigen Aufgabenplanung und deren Einfluß auf die Vorbereitung der Haushaltsentscheidungen, Manuskript 1971.
T. Diesing: Reason in Society, Urbana 1962, S. 198 ff.
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Naschold, F. (1972). Zur Politik und Ökonomie von Planungssystemen. In: Gesellschaftlicher Wandel und politische Innovation. Politische Vierteljahresschrift Sonderheft 4/1972. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88716-0_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11159-9
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