Zusammenfassung
Dieser Studie über das Problem der Interessenidentifizierung liegen einige Thesen zugrunde, die in knapper Skizzierung vorangestellt seien, da sie den Rahmen abgeben, in dem die Diskussion der Interessentheoreme eine zentrale Bedeutung hat, und da sie zudem von einigen geläufigen Vorstellungen in der Disziplin Internationale Beziehungen abweichen. Diese Thesen werden im weiteren Gang der Argumentation und in der Auseinandersetzung mit divergierenden Auffassungen über die Identifizierung von Interessen im internationalen System — bedingt durch die spezielle Thematik —nur teilweise wieder aufgegriffen und im einzelnen begründet werden können. Sie sind jedoch zum besseren Verständnis der im folgenden in der Interessendebatte bezogenen Position erforderlich, wie sich in den dieser Studie vorausgegangenen Diskussionen gezeigt hat.
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Anmerkungen
Zur kommunikationstheoretischen Erklärung der Differenzierung des Bürgertums in miteinander konkurrierende nationalsprachliche Bourgeoisien unter Zurückdrängung anderer Merkmale bei der Abgenzung der Märkte siehe die theoretischen Überlegungen in: Egbert K, Jahn, Die Deutschen in der Slowakei in den Jahren 1918–1929. Ein Beitrag zur Nationalitätenproblcmatik, München 1971, S. 139–147.
Vgl. den Beitrag von F. Schlupp/S. Nour/G. Junne in diesem Band. S. 245 ff.
Vgl. den Beitrag von U. Schmiederer in diesem Band. S. 309 ff.
Die umfassendste Untersuchung der sozialen und teilweise auch schon politischen Konsequenzen dieser neuen Revolution lieferten bisher Radovan Richta u. a., Richta-Report. Politische Ökonomie des 20. Jahrhunderts. Die Auswirkungen der technisch-wissenschaftlichen Revolution auf die Produktionsverhältnisse (Civilizace na rezcesti 1968), Frankfurt 1971. Der Richta-Report verweist vor allem auf die qualitativen Veränderungen in der sozioökonomischen Struktur, die nicht als eine bloße Extrapolation der technisch-ökonomischen Entwicklung seit der industriellen Revolution zu begreifen sind. Er zieht jedoch noch nicht die Konsequenz, daß eine neue Geschichtsperiode eine neue politische Theorie erforderlich macht.
Einige Fragen über den Zusammenhang von Krieg und der Rolle des Staates in der internationalen Gesellschaft, wenn auch noch in historisch recht abstrakter Form, wirft Ekkehart Krippendorff auf in: Staatliche Organisation und Krieg, in: D. Senghaas (Hg.), Friedensforschung und Gesellschaftskritik, München 1970, S. 23–38.
Vgl. zur Entwicklung des Begriffs Egbert Jahn, Soziohistorische Voraussetzungen der Sozialen Verteidigung, in: Gewaltfreie Aktion 3 (3–4/1971), S. 28–36.
Karl W. Deutsch, The Nerves of Government. Models of Political Communication and Control, New York-London 21966 (deutsch: Politische Kybernetik, Freiburg 1969).
Nach Karl Steinbuch, Die informierte Gesellschaft, Reinbek 1968, S. 31. Die sozialen Auswirkungen der informationellen Revolution wurden — wenn auch noch nicht in ihren politisch-ökonomischen Zusammenhängen — schon intensiv von Wiener reflektiert, vgl.
Norbert Wiener, Kybernetik, Reinbek 1968, S. 50 ff. sowie Mensch und Menschmaschine, Bonn—Frankfurt 1964.
In einer Formulierung von Werner Hofmann, Stalinismus und Antikommunismus, Frankfurt 21968. S. 77.
In der ständigen Konfrontation zum idealistischen Denken wurde von den sozialistischen Theoretikern die Bedeutung des Bewußtsein unterbetont, was ihnen durchaus bewußt war: „Daß von den Jüngeren zuweilen mehr Gewicht auf die ökonomische Seite gelegt wird, als ihr zukommt, haben Marx und ich teilweise selbst verschulden müssen. Wir hatten den Gegnern gegenüber das von diesen geleugnete Hauptprinzip zu betonen, und da war nicht immer Zeit, Ort und Gelegenheit, die übrigen an der Wechselwirkung beteiligten Momente zu ihrem Recht kommen zu lassen. “ F. Engels in einem Brief an J. Bloch vom 21./22. 9. 1890, in: Marx-Engels-Werke 37, Berlin 1967, S. 463.
Vgl. Albert Einstein — Leopold Infeld, Die Evolution der Physik. Von Newton bis zur Quantentheorie, Hamburg 1956.
Von Bedeutung für die Sozialwissenschaften dürften auch die Veränderungen des Gesetzesbegriffes in den Naturwissenschaften sein, vgl. Erwin Schrödinger, Was ist ein Naturgesetz? München 1962.
Zur Überwindung der traditionellen begrifflichen Scheidung von Krieg und Frieden siehe Dieter Senghaas, Abschreckung und Frieden, Frankfurt 1969.
Fritz Vilmar, Rüstung und Abrüstung im Spätkapitalismus, Frankfurt 31967, S. 202.
Gerhard Ritter, Staatskunst und Kriegshandwerk, Bd. 1, München 41970, S. 13.
vgl. Hans J. Morgenthau, Macht und Frieden, Gütersloh 1963, S. 142 f.; C. Wright Mills, Die amerikanische Elite, Stuttgart-Zürich-Salzburg o.J., S. 248 ff.
Zur bisherigen Erörterung der Trägerproblematik in der Friedensforschung siehe Albert Statz, Zur Bestimmung des politischen Subjekts in einigen gegenwärtigen Ansätzen der Friedensforschung, Diplomarbeit beim Fachbereich Gesellschaftswissenschaften Marburg 1971.
Vgl. das Nachwort zur zweiten Auflage von Karl Marx, in: Das Kapital, Bd. 1, Berlin 1962, S. 26.
Die Folgen des Begriffs der informationellen Produktion für die Marxsche Werttheorie zu untersuchen, wird ein zentraler Bestandteil der avisierten Kritik des Marxismus sein.
Auch für konservative Theoretiker wie Hans J. Morgenthau gilt die Abschaffung der Staaten als Voraussetzung des dauerhaften Weltfriedens (vgl. z. B. Macht und Frieden, 1963, S. 425, 450), die wiederum die Entstehung der Weltgcsellschaft voraussetzt. Zur Analyse und Stärkung dieses Entstehungsprozesses tragen jedoch die konservativen historisch-soziologischen Studien fast nichts bei.
In einfachster Form berechenbar als die Anzahl der Lebensjahre, die der Gesamtheit aller Personen einer Gesellschaft von der Erreichung des 100. Geburtstages abgeht (Todesrate = deprivierte Lebensjahre einer Gesellschaft oder eines Gesellschaftsteiles, gemessen an einem internationalen Vergleichswert 100 Lebensjahre). Die verbale, selten quantifizierte Abwägung von wirklicher und potentiell geringerer Todesrate ist die Legitimation aller revolutionären aber auch konservativen Theorie und Praxis. Vgl. die differenzierteren Berechnungsversuche von Johan Galtung, und Tord Höivik, Structural and Direct Violence. A Note on Opcrationalization, in: Journal of Peace Research 8 (1/1971) S. 73–76. Derartige empirische Berechnungen von friedlichen und kriegerischen Todesraten können jedoch nur illustrative Bedeutung haben; nicht nur wegen der Ungenauigkeit der Bestimmung der Todes- und Elendsraten nicht realisierter historischer Alternativen, sondern vor allem wegen der Beliebigkeit des Zeitraums, in dem die Zahl der durch revolutionäre, direkte Gewalt Getöteten mit der durch die strukturelle Gewalt wahrscheinlich Getöteten bzw. die Zahl der durch strukturelle Gewalt Getöteten mit der wahrscheinlich im Verlaufe einer Revolution Getöteten verglichen wird. Der völlig ahistorische, von den gesellschaftlichen Strukturen der jeweiligen Nation abstrahierende Ansatz zeigt sich auch in der geläufigen Diskussion, ob Gandhis oder Maos Weg der nationalen und sozialen Emanzipation „kostspieliger“ — nach Megatoten berechnet — war.
Insbesondere durch Violence, Peace and Peace Research, in: Journal of Peace Research 6 (3/1969) S. 167–191, deutsch in: D. Senghaas (Hg.) 1971, S. 55–104.
Siehe etwa C. Wright Mills, Die amerikanische Elite (The Power Elite), Stuttgart-Zürich-Salzburg o. J., oder John Kenneth Galbraith, Wie man Generale bändigt (How to Control the Military), Hamburg 1970.
Vgl. Egbert Jahn, Die Gewalten Johan Galtungs, oder: Von der Gewaltlosigkeit zur zivilen Gewalt (in Vorbereitung).
Die wichtigsten englischen Synonyma für ,interest‘ sind goal, aim, objective, end, purpose, value, motivation.
Am genauesten differenziert Lars Bergström, What is a Conflict of Interest? in: Journal of Peace Research 7 (3/1970) S. 197–217.
Dazu etwa Wolfgang Hirsch-Weber, Politik als Intcressenkonflikt, Stuttgart 1969, S. 50–64.
Peter Döhn, Politik und Interesse. Die Interessenstruktur der Deutschen Volkspartei, Meisenheim 1970, S. 1 ff.; Joseph H. Kaiser, Die Repräsentation organisierter Interessen, Berlin 1956, S. 30–65.
Bei einer systematischen Durchsicht von UNO-Reden zur Friedenssicherung fällt auf, daß die sozialistischen Delegationen viel häufiger auf die „Interessen“ der Vereinten Nationen oder von Nationengruppen ausdrücklich Bezug nehmen, als andere Delegationen.
Siehe hierzu vor allem die eingehende Studie zum Gebrauch des Begriffs in Gesetzgebung und Rechtsprechung. Peter Häberle, Öffentliches Interesse als juristisches Problem, Bad Homburg 1970, speziell S. 32–39.
Zuerst wohl Herman Schmid, Politics and Peace Research, in: Journal of Peace Research 5 (3/1968) S. 217–232 (deutsch in: D. Senghaas (Hg.), Kritische Friedensforschung, Frankfurt 1971, S. 25–54); dann L. Bergström, 1970; Dieter Senghaas, Aggressivität und kollektive Gewalt, Stuttgart 1971, S. 40–49. Die Andeutung eines ganz anderen Ansatzes gibt Utz-Peter Reich, Conflict of Interest: A Pragmatic Approach, in: Journal of Peace Research 5 (2/1968) S. 211 – 215. Jüngste Diskussionsbeiträge in: Dieter Senghaas, Editorisches Vorwort zur „Kritischen Friedensforschung“ 1971, S. 12–17 und Johan Galtung, A Structural Theory of Imperialism, in: Journal of Peace Research 8 (2/1971) S. 81–117.
Sicherlich sind die Praxis brutaler, nationaler Gewaltpolitik und die Theorie des Nationalinteresses in der deutschen Lehre (siehe insbesondere Friedrich Meinecke, Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte, München 1963, zuerst 1924) unterschieden. Die amerikanische Schule des „politischen Realismus“ versucht sich zudem von der Realpolitik dadurch abzusetzen, daß sie neben der materialen die moralische Macht hervorhebt, z. B. Hans Morgenthau, Macht und Frieden (Politics among Nations 1948), Gütersloh 1963, S. 69–80. Am vorrangigen Bezug auf das nationale Interesse ändert sich durch diese Differenzierungen nichts.
Schon vor der expliziten Friedensforschung gab es in der Disziplin Internationale Beziehungen in den USA eine langjährige Debatte über das Verhältnis von nationalen „(Eigen-)Interessen“ und humanen „Idealen“, vgl. etwa Robert E. Osgood, Ideals and Self-Interest in America’s Foreign Relations, Chicago 61969 und.
Robert C. Good, National Interest and Moral Theory: The ,Debate‘ among Contemporary Political Realists, in: R. Hilsman — R. C. Good, Foreign Politics in the Sixties, Baltimore 1965, S. 271–292.
Autoren, die auch die sogenannten ideellen oder geistigen Interessen in ihren Interessenbegriff einbeziehen wollen, müssen dies stets gegenüber dem vorherrschenden Sprachgebrauch betonen, etwa Klaus von Beyme, Interessengruppen in der Demokratie, München 1969, S. 34 oder J. H. Kaiser, 1956, S. 23, Anm. 33.
Siehe noch Johan Galtung, Friedensforschung, in: E. Krippendorff (Hg.), Friedensforschung, Köln-Berlin 1968, S. 519–536.
Vor allem seit Johan Galtungs Artikel „Violence, Peace, and Peace Research, in Journal of Peace Research 6 (3/1969), S. 167–191 (deutsch in: D. Senghaas (Hg.), 1971, S. 55–104).
D. Senghaas, 1971, S. 44.
Ebenda S. 45 f.
Vgl. etwa die Äußerungen Friedrich Engels‘ zu der Blindheit der preußischen Junker gegenüber ihren eigenen Interessen, in: Die Rolle der Gewalt in der Geschichte, in: Marx-Engels-Werke 21, Berlin 1962, S. 460 f..
P. Häberle 1970, S. 39, spricht von ganzen „Gemeinwohlbibliotheken, die in Jahrzehnten aufgehäuft worden sind“.
Siehe vor allem Glendon A. Schubert, The Public Interest: A Critique of the Theory of a Political Concept, New York 1961: außerdem Carl J. Friedrich (ed.), The Public Interest, New York 1962.
Außer den erwähnten Arbeiten von J. H. Kaiser, 1965, W. Hirsch-Weber, 1969, K. v. Beyme, 1969, P. Döhn, 1970, die Literaturbesprechung von Nils Diederich, Interessengruppen im politischen Prozeß, in: Neue politische Literatur 16 (3/1971), S. 375–382.
Vgl. zur Kritik dieser Trennung Ekkehart Krippendorff, Ist Außenpolitik Außenpolitik? in: Politische Vierteljahresschrift 4 (3/1963), S. 266–287.
transnationale Interessen impliziert der Ansatz Karl Kaisers, Transnationale Politik, in: E. O. Czempiel (Hg.), Die anachronistische Souveränität, Köln 1969, S. 80–109. E
in Beispiel für die Verschränkung von Innen- und Außenpolitik zeigt Vernon V. Aspaturian, Internal Politics and Foreign Policy in the Soviet System, in: R. B. Farrel (ed.), Approaches to Comparative and International Politics, Evanston 1966, S. 212–287.
Einen neueren sowjetischen Beitrag zur Rolle der Klasseninteressen im internationalen System lieferte V. S. Semenev, Social Classes and International Relations, in: Transactions of the Sixth World Congress of Sociology, Bd. 2, Genf 1967, S. 187–206.
Vgl. Herman Schmid, Peace as a Technology for Pacification, in: Proceedings of the IPRA Third General Conference, Bd. 1, Assen 1970, S. 66 f.
Reinhold Niebuhr, Glaube und Geschichte, München 1951.
Vgl. Vernon Van Dyke, Values and Interests, in: American Political Science Review 56 (3/1962), S. 567–576.
Zur Unterscheidung von „subjektivistischen“ und „objektivistischen“ Interessebegriffen siehe James N. Rosenau, National Interest, in: International Encyclopedia of the Social Science 11 (1968), S. 34–40.
„ ... Sie glauben wahrhaftig sich über die Denkprozesse in den Hirnen anderer aussprechen zu können. Für mein Teil muß ich gestehen, daß ich darüber unmittelbar nichts weiß. Was der andere denkt und wie er denkt, ist meinem Zugriff entzogen. Ich habe mich an das zu halten, was er in Worten und durch Handlungen zum Ausdruck bringt. “ Theodor Geiger, Ideologie und Wahrheit, Stuttgart-Wien 1953, S. 6.
Vgl. auch Lars Dencik, Plädoyer für eine revolutionäre Konfliktforschung, in: D. Senghaas (Hg.), 1971, S. 252 f.
J. N Rosenau, 1968, S. 37.
Außer in seinem Hauptwerk, Macht und Frieden (Politics among Nations, 1948), Gütersloh 1963: Another ,Great Debate‘. The National Interest of the United States, in: The American Political Science Review 46 (4/1952), S. 961–988; In Defense of the National Interest. A Critical Examination of American Foreign Policy, New York 1961; The Yardstick of the National Interest, in: The Impasse of American Foreign Policy, Chicago 1962, S. 119–129.
H. J. Morgenthau, 1963, S. 50. Gemeint ist anscheinend — in Morgenthauschen Kategorien — mit dieser immer wiederkehrenden, unverständlichen Formel: (Politisches, im Unterschied zu wirtschaftlichem etc.) Interesse ist das Bestreben nach Machterweiterung, Machterhaltung oder Machtdemonstration.
Ebenda, S. 51.
Das einfachste Verständnis von Objektivität setzt demnach „objektiv“ und „intersubjektiv“ gleich, vgl. auch D. Senghaas (Hg.), Einleitung 1971, S. 14.
H. J. Morgenthau 1963, S. 452.
Vgl. Kompromiß als Möglichkeit gewaltfreier Konfliktregelung, in: H. T. Risse — R. Lehmann, Den Frieden planen, Mainz—München 1969, S. 33–41; außerdem: Christlicher Friede und Weltfriede, in: Görres-Gesellschaft, Veröffentlichung der Sektion für Rechts- und Staatswissenschaft N. F. 8, Paderborn 1971, S. 125–147.
Vor allem seit seinem Artikel über personale und strukturelle Gewalt (vgl. Anm. 19).
Vgl. zur Kritik H. Schmid, 1969 (vgl. Anm. 40) und A Statz, 1971 (vgl. Anm. 14).
E. O. Czempiel, 1971, S. 134 f.
J. Galtung, On the Future of the International System, in: Journal of Peace Research 4 (4/1967), S. 323 f.
Johan Galtung, A Structural Theory of Imperialism, Journal of Peace Research 8 (2/1971), S. 81–117.
Ebenda, S. 82.
Zu den methodischen Problemen einer marxistischen Interessenanalyse siehe vor allem Friedrich Engels in der Einleitung zu „Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850“, in: Marx-Engels-Werke 22, Berlin 1970, S. 509–512.
Interesse als Anteilnahme in der Ausdrucksweise von W. Hirsch-Weber, 1969, S. 94 oder Interesse als Interessiertsein nach D. Senghaas (Hg.), 1971, S. 13.
Vgl. Moritz Schlick, Über den Begriff der Ganzheit, und: Ernest Nagel, Über die Aussage: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, in: E. Topitsch (Hg.), Logik der Sozialwissenschaften, Köln, Berlin 61970, S. 213–224, 225–235.
Die Bezeichnung ist zwar eingebürgert und allgemein verständlich, aber schlecht gewählt. Denn gerade Atome sind Musterbeispiele gesetzmäßigen Verhaltens.
Vgl. W. Hirsch-Weber 1969, S. 25.
Allgemeininteresse ist hier das Interesse einer Gruppe im Verhältnis zu den Interessen seiner Teilgruppen. Die häufig vorgebrachten Argumente gegen den Begriff des Allgemeininteresses (vgl. zu Arthur Bentley, W. Hirsch-Weber 1969, S. 104 f. sowie Werner Hofmann, Universität, Ideologie, Gesellschaft, Frankfurt 1968, S. 55) übersehen, daß „Allgemeinheiten“ — also in der etatistischen Ideologie die Staatsbevölkerung — ebenso „Fiktionen“ sind wie andere Gruppen auch.
Friedrich Engels, Karl Marx, in: Ausgewählte Schriften, Bd. 2, Berlin 1958, S. 152.
Andere gebräuchliche Bezeichnungen für Mengen sind neben dem Universalausdruck Gruppe: Statistische Teilmasse, Ansammlung, Quasi-Gruppe, Aggregat, Muttergruppe, Bevölkerungssektor, Konglomeration von Personen, tieferliegende oder fundamentale Gruppe, Rekrutierungsfeld, vgl. Hans Kellerer, Statistik im modernen Wirtschafts- und Sozialleben, Reinbek 1960, S. 11 f.
Erwin Kreyszig, Statistische Methoden und ihre Anwendungen, Göttingen 31968, S. 29; W. Hirsch-Weber 1969, S. 119–148.
Karl Marx, Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, in: Ausgewählte Schriften, Bd. 2, Berlin 1959, S. 308 f.
Karl Marx, Das Kapital, 3. Bd., Berlin 1964, S. 892 f.
Eine immer noch sehr nützliche Untersuchung über die Entwicklung der Ausdrücke Volk und Nation in einigen europäischen Sprachen ist Friedrich J. Neumann, Volk und Nation, Leipzig 1888. Vgl. auch E. Lemberg, Bd. 1, 1964, S. 175.
Zur Entwicklung des Klassenbegriffs siehe Rudolf Herrnstadt, Die Entdeckung der Klassen, Berlin 1965.
Artikulationen über das Bewußtsein der Gemeinsamkeit seien hier als Indikator für gruppenbezogenes Verhalten verstanden.
Selbstverständlich sind auch das Individuum und die individuelle hochgradige Abstraktionen aus physikalisch-chemischen Ereignissen.
Über die Abgrenzung der „Interessengruppen“ von „Gruppen“ und „Quasigruppen“ ist in der Gruppentheorie noch wenig Übereinstimmung erlangt, vgl. K. v. Beyme 1970, S. 26–31; W. Hirsch-Weber 1969, S. 137–148.
Z. B. auch D. Senghaas, Kompositionsprobleme in der Friedensforschung, in: ders. (Hg.) 1971, S. 322 f.
Ein sehr gutes Beispiel ist Karl W. Deutsch, The Analysis of International Relations, Englewood Cliffs, N. J. 1968.
Vgl. H. J. Morgenthau 1963, S. 71. Keine neue Einsichten in der Konzeption des Nationalinteresses bringt Joseph Frankel, National Interest, London, New York 1970.
Insofern Krippendorff im letzten Teil seines Aufsatzes den nicht bloß instrumentalen Charakter der Wirtschaft in den kapitalistischen Gesellschaften erörtert, ist sein Ansatz kein zeitlos abstrakter elitentheoretischer, sondern in gewisser Hinsicht auch ein klassentheoretischer.
Als bestes Beispiel wird man immer noch Charles A. Beard, The Idea of National Interest, New York 1934, nennen müssen.
Vgl. den, wenn auch nur sehr grobe Kategorien benutzenden Aufsatz von V. S. Semenev, Social Classes and International Relations, in: Transactions of the Sixth World Congress of Sociology, Genf 1967, Bd. 2, S. 187–206.
Vgl. etwa den einflußreichsten deutschsprachigen Versuch von Max H. Boehm, Das eigenständige Volk, Göttingen 1932. Diese ethnopolitischen Theorien haben niemals die theoretische Konsistenz und politische Relevanz erlangt wie die sozialistischen Theorien.
K. Kaiser 1969, S. 94.
Osvaldo Sunkel, Intégration capitaliste transnationale et désintegration nationale en Amérique latine, in: Politique Etrangère 35 (6/1970) S. 641–699.
J. Galtung 1971, S. 84.
Vgl. R. M. Mac Jver, Interests, in: Encyclopaedia of the Social Sciences 8 (1932) S. 146 f. und K. W. Deutsch 1968, S. 51 f.
Von vielen Autoren wird die Systemschrumpfung nicht in das Interesse mit einbezogen.
Eine sehr gute Übersicht über die historische Entwicklung des begrifflichen Instrumentariums zur Analyse der sozialen — nicht der gesamten gesellschaftlichen — Gliederung einer Gesellschaft gibt Stanislaw Ossowski, Klassenstruktur im sozialen Bewußtsein, Neuwied 1962. Vgl. zum Zusammenhang vor allem S. 91 – 113, obwohl die Scheidung zwischen Marx als Revolutionär und Marx als Soziologe nicht überzeugend ist.
Deutlich-vor allem in Schmids Kritik an Galtung, in der er zum Schluß kommt: „I do not suggest that peace research should be a technology for the promotion of other social interests. I am not advocating the substitution of one ideology for another.“ (1970, S. 68).
H. J. Morgenthau z. B. liebt auffällig Dreiheiten, siehe z. B. 1963, S. 100.
Sehr deutlich hat dies St Ossowski am Beispiel der sozialen Struktur und dem Bemühen der gegenwärtigen Sozialsysteme, sich als „nichtegalitäre, klassenlose Gesellschaften“ zu interpretieren, verdeutlicht, vgl. besonders 1962, S. 191 ff.
Nach der Albertschen Terminologie handelt es sich um ein Problem der Wertbasis der Sozialwissenschaften. Dies ist jedoch bedeutsamer als das stilistisch-grammatikalische Werturteilsproblem. Vgl. Hans Albert, Wertfreiheit als methodisches Prinzip, in: Topitsch (Hg.), Logik der Sozialwissenschaften, Köln, Berlin 61970, S. 189.
Vgl. etwa Bernard Barber, Social Stratification, in: Encyclopedia of the Social Sciences 15 (1968) S. 288 ff.
Friedrich Engels — Karl Marx, Die heilige Familie, in: Marx-Engels-Werke 2, Berlin 1970, S. 85.
Vgl. Seite 14 und Anm. 18.
Zur unterschiedlichen Bewertung der regionalen Integration vgl. z. B. Ernst B. Haas, Beyond the Nation-State, Stanford 1964 und.
David Mitrany, A Working Peace System, Chicago 1966.
Vgl. die Beiträge zu diesem Problem in: Praxis 4 (3–4/1968).
Der Ausdruck ist unbefriedigend, da er suggeriert, der Etatismus sei keine Ideologie.
Diese Aspekte der Entwicklung der Systemkonkurrenz werden in dem Beitrag von Ursula Schmiederer in diesem Band unzureichend beachtet.
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Jahn, E.K. (1973). Das Problem der Identifizierung von Interessen im internationalen System. In: Gantzel, K.J. (eds) Internationale Beziehungen als System. Politische Vierteljahresschrift Sonderheft, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88715-3_9
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