Zusammenfassung
Die Bestimmung des Deskriptivismus als einer bestimmten Argumentationsstrategie soll nun für eine kritische Untersuchung der Entwicklung der soziologischen Theoriebildung fruchtbar gemacht werden.Natürlich kann dabei kein Oberblick über die Breite und Vielfalt einschlägiger Argumentationen geboten werden. Aber dafür steht ein Problemgesichtspunkt zur Verfügung, von dem aus gewissermaßen eine Linie zu der in der Einleitung (Abschn. 1.1) angesprochenen Krisensituation gezogen werden kann: das Verhältnis der Sozialtheorie(n) und ihres Selbstverständnisses zu dem deskriptivistischen Wissenschaftsverständnis. Entlang dieser Linie sollen ausgewählte Entwürfe soziologischer Theoriebildung abgeschritten werden, wobei der erwähnte Problemgesichtspunkt die Auswahl und Rezeptionsweise des verwendeten Materials bestimmen wird. Da es sich um eine Fragestellung handelt, die von der Art abstrakter Probleme ist, welche Soziologen oft durch fleißige Sammlung empirischen Materials zu umgehen suchen, soll wenn möglich die Relevanz der Oberlegungen an einem Bereich der gegenständlichen Forschung, nämlich der Theorie des abweichenden Verhaltens, exemplifiziert werden. Diese Wahl bietet den zusätzlichen Vorteil, daß gerade auf diesem Gebiet das deskriptivistische Wissenschaftsverständnis in den Sozialwissenschaften jüngst von empirisch orientierten Autoren auf massive Weise herausgefordert worden ist. Die besagte Problemstellung erlaubt eine Grobeinteilung des Materials in drei Abteilungen. Der kritische Punkt bei einer Anknüpfung des sozialtheoretischen Argumentierens an den Deskriptivismus — wobei hier die Argumentation freilich in keiner Weise auf explizite Bezüge zu den im vorigen Kapitel abgehandelten Philosophen eingeschränkt werden soll — liegt offenbar darin,ob die deskriptivistische Vorstellung von der Lösung der Kontingenzprobleme und/oder Reflexivitätsprobleme übernommen wird (+) oder nicht übernommen wird (−).
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Wehrspaun, M. (1985). Sozialtheoretische Anschlusstrategien. In: Konstruktive Argumentation und interpretative Erfahrung. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 74. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88684-2_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11780-5
Online ISBN: 978-3-322-88684-2
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