Zusammenfassung
Entsprechend der Schlüsselstellung, die die Rezeption der politischen Ar chitektur der WRV den Dualismen von plebiszitärer und parlamentarischer Willensbildung, von präsidialer Machtfülle und von parlamentarischer Begrenzung der Regierungsmacht einräumt, steht im Zentrum aller verfassungspolitischen Bemühungen die Beseitigung des Strukturwiderspruchs zwischen prekärer Staatsbürger- und instabiler Staatsführungsmacht. In der Auflösung dieses vielgestaltigen Widerspruchsfeldes weist die Verfassungsordnung nach dem Grundgesetz der Bekräftigung „der demokratischen Staatsfunktion“ im Sinne einer starken, „funktionsfähigen Organisation der demokratischen Herrschaft“ einen eindeutigen Primat zu, während sie die Skepsis gegenüber einem zu weit geöffneten Konstitutionsprozeß politischer Herrschaft beibehält. (1) Die Versöhnung zwischen der Organisation von Staatsmacht und der Konstitution zum Staatsbürgervolk geschieht unter dem zentralen Aspekt der Sicherung funktionsstarker „Werkzeuge des Regierens“ (2). Der Verfassungsgeber der Bundesrepublik optiert für eine subsidiäre Nutzbarmachung der demokratischen Formprinzipien im Dienste einer stabilen, funktionsfähigen Regierungsmacht. Diese Akzentsetzung ist maßgeblich für das Verständnis und für die Ausgestaltung der politischen Demokratie, deren Organisations- und Normgehalt sich entlang des Kerngedankens starker politischer Herrschermacht unter Beibehaltung ihrer traditionalistischen Fassung „staatsbejahend“ transformieren. (3)
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3. Kapitel
Begriff von FORSTHOFF, E., S. 103 ff., der die histori sche Perspektive anspricht; vgl. auch ELLWEIN, T., 1976, sowie DERS., 19733b. Ellweins Arbeiten führen das aus, was Fromme die„funktionale Stärkung des Verfassungsstaates“nennt.
Fromme sieht hierin das Zentrum der verfassungspolitischen Entscheidungen des Grundgesetzes; vgl. S. 24 ff.; vgl. auch NICLAUß, K., 1974, S. 100 ff.
s. ELLWEIN, T., 19733b, S. 308 ff. Zur Organisation der interministeriellen Kooperationsformen s. RAUSCH, H., 1976, S. 180 ff., 211 ff., 228 ff.
insbes. FROMME, F.K., 1960, S. 86 f., 80 ff., 30 ff. FROMME.gibt hier ausführlich die entscheidenden Passagen zum Problem der Beratungen von Herrenchiemsee und des PR wieder. Siehe auch MAUNZ in: MAUNZ/DÜRIG, 1977, Komm. z. GG., Art. 67, Rdnr. 4. ELLWEIN, T., 19733b, S. 316, 321 ff., 329 ff.
Im Unterschied zu den detaillierten Regelungen der Gewaltenteilung finden sich im GG nur wenige Bestimmungen,die die Demokratie normieren, s.Hesse,K., 1974, S. 53.
vgl. WESEL, U., 1983, der hierin das politische Einfalls tor der Justiz sieht
Ferner MASSING, O., 19723. Zur ordnungspolitischen Funktion des Gesetzesvorbehalts
Zur politischen Machtfunktion der Verbände: statt vieler RASCHKE, J., 1978. Zur Medienmabht PROKOP, D., (Hg. ),1 972.
zur Rückverlagerung gesellschaftlich-politischer in staatlich-politische Macht s. RAUSCH, H., 1976, Teil C, sowie TEMPEL, K.G., 1979, S. 103 ff., 107 ff.
s. BVerfGE 39, 324 ff., zit. n.DENNINGER, E., 1977,S .524 ff.; HESSE, K., 1974, S. 65; ELLWEIN,T., 1973, S. 147 f., 373 f. Kritisch zur ordnungspolitischen Dimension staatlicher Politik der Daseinsfürsorge s. MAYER, E., 1973, 1.Kap.; AGNOLI, J., 1975; PREUß, U.K., 1979 b, 1979 c.
Max Weber stellt in seinen Arbeiten die Überlegenheit der Arbeiterbewegung durch Organisationsmacht heraus. Vgl. da zu BOLOGNA/CACCIARI, 1972. Zur Führerpröblematik s.insbes. v. FERBER, C., 1970, S. 60–75.
Zum Bindungsverlust der bürgerlichen Parteien am Ende der Weimarer Republik und d.h. zum Aspekt einer politischen Krise durch mangelnde Integration s. BROSZAT, M., 19755 , S. 13 f.; MASON, T., 1977, S. 42–98, insbes. S. 77, 81; KADRITZKE, N., 1976, S. 162.
Darstellung und Problematisierung der Bonapartismusanalyse bei KADRITZKE, N., 1976.
vgl. BÖCKELS/SCHARF/WIDMAIER, 1976, S. 108 f. Zur Elitekonzeption Paretos sowie zu ihrer aktuellen Bedeutung s. ARON, R., 1979, S. 96–175, insbes. S. 140 ff.
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Süß, W. (1984). Die Friedensgewalt. In: Friedensstiftung durch präventive Staatsgewalt. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 57. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88674-3_4
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