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Aufschwung und Krise der kapitalistischen Zuckerplantagenwirtschaft auf Sklavenbasis: die Blockierung einer nationalkapitalistischen Entwicklung über den Zuckersektor (1762 – 1898)

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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 48))

Zusammenfassung

Der Aufschwung der kubanischen Wirtschaft nach 1762 basierte vorwiegend auf dem sektoralen Wachstum der Zuckerproduktion und führte trotz der für eine Kolonie ungeheuren Akkumulation von Geldkapital nicht zu ihrer strukturellen Transformation im Sinne einer Intensivierung der Landwirtschaft, einer fortschreitenden Industrialisierung und der zunehmenden Diversifizierung der Produktionsstruktur. Obwohl durch das schwindelerregende Wachstum des Zuckersektors das gleichgewichtige wirtschaftliche Wachstum der vorhergehenden Periode zerstört wurde, hätte dies nicht notwendig die Herausbildung einer deformierten Wirtschaftsstruktur bedeuten müssen. Die Entwicklung der Unterentwicklung war nicht die unabdingbare Folge der Spezialisierung Kubas auf den Export von Zucker und der Herausbildung einer Exportökonomie mit hoher Außenhandelsquote per se. Selbst eine vorübergehende Monoexportwirtschaft hätte dann einer unabhängigen und diversifizierten nationalkapitalistischen Entwicklung nicht im Wege gestanden, wenn alle Etappen der Zuckerproduktion modernisiert und alle dadurch potenzierten Kopplungsund Ausbreitungseffekte national genutzt worden wären. Mit anderen Worten: wenn der Zuckersektor als Leitsektor fungiert hätte, ohne das Wachstum der anderen Wirtschaft zl.x hemmen. Die reale kubanische Entwicklung verlief anders. Die vorhandenen Ansätze einer nationalkapitalistischen Entwicklung über den Zuckersektor wurde durch die rein extensive Wachstumslogik der Sklavenplantagenwirtschaft abgeblockt. Das im 19. Jahrhundert durchaus zu konstatierende parallele Wachstum anderer Wirtschaftszweige blieb im wesentlichen auf die ebenfalls extensiv betriebene Landwirtschaft beschränkt. Dies war möglich wegen des großen Potentials ungenutzter Agrarfläche und trotz der zunehmenden Konzentration der Produktionsfaktoren im Zuckersektor. Die entscheidenden Faktoren der Herausbildung einer deformierten Zuckerexportwirtschaft waren die Produktionsverhältnisse des Zuckersektors (kapitalistisch motivierte Sklaverei, Latifundium), der koloniale Status Kubas trotz der größeren wirtschaftlichen Prosperität als die spanische Kolonialmetropole und die sich verselbständigenden Mechanismen der untergeordneten Integration in eine ungleiche internationale Arbeitsteilung, die von den neuen industriellen Zentren beherrscht wurde.

Zucker, die Wonne ausländischer und einheimischer Konsumenten, erwies sich als bittersüß. In seinen wohltätigen Stimmungen brachte er Wohlstand und Fortschritt, im Zorn Leiden, Verzweiflung und Hunger.

Ramón Eduardo Ruiz (1970)

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Literatur

  1. Vgl. zum folgenden López-Segrera 1972, S.105ff.

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  2. Vgl. dazu allgemein u.a. Palloix 1971, Bd.I and für Lateinamerika Beyhaut 1965, S. 45ff, 84ff.

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  3. Zum folgenden vgl. Le Riverend 1972, S. 165ff, Pérez de la Riva 1973, S.18, Guerra y Sanchez 1964b, S.47ff, H. Thomas 1971, S.64.

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  4. Zur Person Francisco Arango y Parrenos, seiner politischen Laufbahn und seinen Ideen zur Reform der kubanischen Gesellschaft vgl. Pierson 1936.

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  5. Vgl. u.a. Beyhaut 1965, S.71ff für Lateinamerika und E. Williams 1971 für die Antillen.

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  6. Vgl. dazu den Kommentar von F. Ortíz: “Schon 1851 schrieb der US-Generalkonsul in Havanna offiziell, daß Kuba ein ökonomischer Satellit der USA sei, obwohl es politisch noch von Spanien beherrscht wurde.” Zitiert nach López-Segrera 1972, S. 163; vgl. auch Le Riverend 1972, S.170f. Ein weiterer Indikator und Aspekt dieser Tendenz ist die wachsende Zahl von Schiffen der USA im kubanischen Außenhandel. Vgl. Lopez-Segrera 1972, S. 148f. Selbst für die USA gewann der Kuba-Handel eine Bedeutung wie sonst nur der Außenhandel mit anderen Zentren. 1894 beliefen sich die US-Importe aus Kuba auf mehr als drei Viertel aller Importe aus Lateinamerika; von den US-Exporten nach Lateinamerika gingen mehr als die Hälfte nach Kuba. Insgesamt kamen 1894 10% aller US-Importe aus Kuba; nur England hatten einen größeren Anteil. Nach Langley 1968, S.86, bestritt Kuba in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ca. 25% des des US-Außenhandels. Zwischen 1835 und 1865 nahm Kuba den 3. oder 4. Rang im gesamten Außenhandel der USA ein. Vgl. Ely 1964, S. 457–458.

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  7. Zur Vorgeschichte und Motiven der US-Intervention vgl. Wehler 1968.

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  8. Das Foster-Cânovas-Abkommen war die spanische Reaktion auf eine Zusatzklausel zum McKinley-Zollgesetz, die von Senator Aldrich durchgesetzt worden war, und zusätzliche Zölle auf Importe aus den Ländern vorsah, die den USA keine entsprechenden Vorteile gewährten. Es beinhaltete, daß der McKinley-Zoll wirklich auf Kuba anwendbar war und den spanischen Verzicht auf die traditionelle Schutzzollpolitik in bezug auf Kuba und Puerto Rico. Vgl.ehenda und dazu und zum folgenden Jenks 1970 (1. Auflage 1928), S.37ff, H. Thomas 1971, S.289.

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  9. Vgl. CERP 1965, S.137; zu den katastrophalen gesamtwirtschaftlichen Folgen vgl. u.a. Hell 1971, S.284.

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  10. Beyhaut 1965, S.45. Beyhaut bezieht sich in diesem Zitat auf ganz Lateinamerika.

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  11. Eigene Berechnungen nach CERP 1965, S. 128, 130. Hell 1971, S. 279, gibt den Anteil des Zuckers für 1865 mit 75% an. Vgl. zum folgenden allgemein mit ausführlichen Tabellen Goizueta 1975, S. 19–30.

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  12. Vgl. zur American Sugar Refinery die Monographie von Eichner 1969 und Wilkins 1970, Goizueta 1975, S.73–88, H. Thomas 1971, S.289.

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  13. Vgl. dazu Tortella Casares 1964. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden rund 75% aller Ausrüstungen für die Zuckerindustrie in England hergestellt. Diese Angabe macht Hugill 1977.

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  14. Zur Entwicklung der Zuckerpreise vgl. Goizueta 1975, S.74. Daß die Entwicklung der Zuckerpreise allein kein ausreichender Indikator ist, ist klar, da sich in der gleichen Zeit die Importe der Peripherie aus den Zentren erheblich verbilligt haben. über die Preisentwicklung dieser Importe steht für Kuba kein ausreichendes statistisches Material zur Verfügung, so daß die These durchaus fragwürdig ist. Wontroba 1975 ist aufgrund einer detaillierten empirischen Analyse zu dem Schluß gekommen, daß sich die terms of trade der Peripherie im Verhältnis zu denen der Zentren zwischen 1820 und 1878 allgemein sogar günstig entwickelt haben. Bliebe zu überprüfen, inwieweit das auch für Zucker zutrifft. Die Tatsache, daß der Zuckersektor in einigen heutigen kapitalistischen Zentren, u.a. in Deutschland, vorübergehend als Leitsektor fungiert hat, deutet daraufhin, daß letztlich die sektoralen Produktionsverhältnisse und die Struktur seines Wachstums (extensiv oder intensiv, Ausmaß und Absorption der Kopplungs-und Ausbreitungseffekte usw.) entwicklungspolitisch entscheidender als die Entwicklung der Zuckerpreise waren.

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  15. So auch Tortella Casares 1964. Medium der Überausbeutung war bis 1886 das “kreolische Taylorsystem” (Moreno Fraginals) der Sklaverei, danach bis 1925 der Import billiger Arbeitskräfte aus Haiti und Jamaika, und von 1926 bis 1958 die permanente und die saisonale Arbeitslosigkeit.

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  16. Vgl. dazu und zum folgenden H. Thomas 1971, S. 30ff, 136ff, Moreno Fraginals 1976, S.28f, 132f.

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  17. Zur Bedeutung der Sklavenhändler und ihrer Rolle als Geldverleiher vgl. H. Thomas 1971, S. 83, 275, Ely 1964, S.473. Die Folge war, daß “der Händler, ob Sklavenhändler oder nicht, der eine Plantage besaß, in einem bestimmten Sinn der einzige freie Plantagenbesitzer war.” H. Thomas 1971, S.84.

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  18. Zur Rolle des englischen Handelskapitals in Kuba vgl. Moreno Fraginals 1976, S.30, H. Thomas 1971, S. 49, 64, 87.

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  19. Zum Vorhergehenden vgl. H. Thomas 1971, S.97, 137, 152ff, Lopez-Segrera 1972, S. 109, 158f, 190.

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  20. Zur Rolle des US-Handelskapitals vor 1880 vgl. H. Thomas 1971, S.98, 140, 161, Ely 1964, S.462, Benitez 1970, S.33ff, Jenks 1970, S.33–37, Löpez-Segrera 1972, S.158ff, Wilkins 1970. Im Dreieckshandel wurden vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts metropolitane Produkte gegen afrikanische Sklaven getauscht (Zentren - Afrika), die Sklaven auf den Antillen oder in Brasilien verkauft (“middle passage”) und von dem Erlös Zucker oder andere tropische Produkte für die Zentren gekauft. Der größte Teil des Dreieckshandels wurde von England kontrolliert. Der Dreieckshandel trug in dreifacher Weise zur Kapitalakkumulation in den Zentren bei: erstens durch die Öffnung des afrikanischen Marktes; zweitens durch die Riesenprofite aus dem Sklavenhandel, und drittens schuf der Kauf und der Einsatz der Sklaven einen neuen Absatzmarkt (z.B. für die Textilindustrie, die Kleidung und Decken für die Sklaven herstellte). Vgl. dazu E. Williams 1970, S.140ff.

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  21. Siehe Lopez-Segrera 1972, S.198, Wehler 1968, 5.309. Der Anteil Kubas an den Erzimporten der USA war zu dieser Zeit hoch: Wehler beziffert ihn auf 80%. Zur Rolle des US-Kapitals vor 1898 in der Zuckerindustrie vgl. Sweezy/Huberman 1968, S.25ff.

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  22. Zur Soledad-Plantage vgl. H. Thomas 1971, S.274. Zur American Sugar Refining Company siehe Nelson 1951, S.96, Ely 1964, S.478, Goizueta 1975, S.73–88, H. Thomas 1971, S.289; speziell zur Rolle der US-Zuckerraffinerien in diesem Konzentrations-und Integrationsprozeß vgl. Eichner 1969.

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  23. Vgl. zu diesem Begriff Poulantzas 1968, S.266ff. Poulantzas unterscheidet zwischen der hegemonischen Klasse, die nicht notwendig auf der politischen Szene präsent sein muß; deren Interessen aber dominieren, der regierenden Klasse, die auf der politischen Szene dominiert, und der Klasse, aus der sich das Personal des Staatsapparates rekrutiert (“classe ‘tenant’ de l’appareil d’Etat”). Innerhalb des neuen Machtblocks, der sich bis 1902 (dem Ende der amerikanischen militärischen Besetzung) herausbildete, war die kubanische Bourgeoisie die regierende Klasse, während die Hegemonie beim US-Kapital lag.

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  24. Zu diesem Begriff vgl. Frank 1971 sowie Moreno Fraginals 1976, S.28.

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  25. Der führende Repräsentant der ersten Generation der Zucker’aristokratie’ war Francisco de Arango y Parrei~o. In seinem berühmten ‘Discurso sobre la agricultura en la Habana’ (1792) stellte er u.a. folgende Forderungen auf: 1. Freihandel und Senkung der Zölle, 2. die Modernisierung von Techniken und Ausrüstung der Zuckerindustrie, 3. die Reform des Bodeneigentums im Sinne seiner Kapitalisierung, 4. die Gründung einer Agrarbank. Zu Arango vgl. Pierson 1936, Corbitt 1939, S. 274ff, H. Thomas 1971, S.72ff, Lopez-Segrera 1972, S.159.

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  26. Arango y Parreno in privaten Unterhaltungen, hier zitiert nach Echegoyen 1827, S.44.

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  27. Vgl. Lopez-Segrera 1972, S.111ff. Die folgende Charakterisierung ist natürlich nur ein Querschnitt, durch den die zeitliche Dimension historischer Erfahrung weitgehend durchfällt: z.B. der Wandel eines Teils der Annexionisten (die für die Integration Kubas in die USA plädierten) zu Reformern.

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  28. Zu den ‘Reformern’ vgl. H. Thomas 1971, S. 233ff, Suchlicki 1974 und vor allem Moreno Fraginals 1970, S.16ff.

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  29. Zu diesen regionalen Unterschieden vgl. Hell 1971, S.280f, Suchlicki 1974, S.82, Wood 1970, S.5.

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  30. Suchlicki 1974, S.89 nennt als Motive für die Intervention der USA: 1. die Suche der aufsteigenden Industriemacht nach neuen Märkten; 2. die Gefahr der Zerstörung von US-Eigentum durch einen langen Krieg; 3. die militärstrategische Lage Kubas am Eingang zum Golf von Mexiko. Weitere Motive waren: 4. die Furcht vor einem Sieg der radikalen Revolutionäre und die daraus sich ergebende Gefahr der Enteignung von US-Eigentum, 5. die Unterstützung der sozialkonservativen Kräfte. Siehe Wood 1970, S.519.

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  31. Vgl. Moreno Fraginals 1976, S.25ff, H. Thomas 1971, S.70, López-Segrera, S.150.

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  32. Zum Konzentrationsprozeß vgl. Guerra y Sanchez 1964, S.63, 77, Wood 1970, S.8. Allgemein zur Reorganisation der Zuckerindustrie und den drei Gruppen siehe H. Thomas 1971, S.270ff und 289 ff, Lopez-Segrera 1972, S.189ff.

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  33. Zur Entwicklung der Zuckermanufaktur bis 1763 vgl. H.Thomas 1971, S.27–42; Le Riverend 1972, S.147ff; López-Segrera 1972, S.87ff; Guerra y Sanchez 1964, S.40ff, CERP 1965, S.80ff und neuerdings besonders’ El nacimiento de la industria azucarera 1974. Nach CERP 1965, S.80 datiert der erste Kredit für den Bau einer Zuckermühle schon von 1523.

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  34. Vgl. Pezuela y Lobo 1863–1866, hier nach Pe’rez de la Riva 1973, S. 17.

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  35. Zum folgenden vgl. Moreno Fraginals 1976, S. 17–30, E. Williams 1970, S. 26.

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  36. Vgl. Guerra y Sanchez 1964, S. 40f, H. Thomas 1971, S.27ff, Ldpez-Segrera 1972, S.87–89, Le Riverend 1972, S.147.

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  37. Der Begriff ist nicht ganz korrekt, da die soziale Lage der Zuckerplantagenbesitzer bis zum Ende der Sklaverei (1886) widersprüchlich war, d.h. eine Mischung aus kapitalistischen und vorkapitalistischen Elementen war. Einerseits produzierten sie für einen kapitalistischen Weltmarkt, der sie zu kapitalistischen Verhaltensweisen zwang: Minimierung der Kosten durch intensivere Ausbeutung (unersättlicher Hunger nach Mehrarbeit) und sekundär auch Produktivitätssteigerung, um die Profite zu maximieren; andererseits hatten sie lange Zeit als “Kommandeure eines kreolischen Taylorsystems” (Moreno Fraginals) Interesse an der Aufrechterhaltung der Sklaverei als vorkapitalistisches Ausbeutungsverhältnis. Ihre Bezeichnung als Zuckerbourgeoisie scheint mir trotzdem legitim, da die Einführung und Aufrechterhaltung der Sklavenarbeit durchaus kapitalistischer Logik entsprach: nämlich einer Situation permanenten strukturellen Arbeitskräftemangels, die nicht anders als mit direkter Zwangsarbeit zu überwinden war. Sklavenarbeit war also die notwendige Voraussetzung der kapitalistischen Expansion der Zuckerindustrie und diente kapitalistischen Interessen. Doch blieb der vorkapitalistische Charakter der Arbeitsorganisation nicht folgenlos: er schränkte die Möglichkeit der Anwendung moderner Technologien ein und verhinderte so den Übergang von der Zuckermanufaktur zur -industrie. Vom Bürgertum der Zentren unterschieden sich die Zuckerplantagenbesitzer also sowohl politisch als auch in bezug auf Arbeitsorganisation und Technologie. Moreno Fraginals bezeichnet daher die Zuckeroligarchie als “kastrierte impotente Halbbourgeoisie, die mit dem revolutionären Bürgertum der Epoche nur den intellektuellen Hauch, die Waren und den Markt gemeinsam hat(te)”. Moreno Fraginals 1976, S. 31. Wenn im folgenden, weil es sich eingebürgert hat, Zuckerbourgeoisie, -oligarchie und Zuckeraristokratie synonym gebraucht werden, sind diese inhaltlichen Bestimmungen zu assoziieren.

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  38. In 11 Monaten soviel Sklaven wie vorher in 12 oder 15 Jahren. Vgl. Moreno Fraginals 1976, S.17. Deerr 1949 (1), S.129, gibt die Zahl der 1762 importierten Sklaven mit 10.700 an.

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  39. Zeitweilig blieben 14 englische Händler in Havanna; vgl. H. Thomas 1971, S.64. Gleichzeitig nahmen die nordamerikanischen Kolonien Englands Kontakt mit Kuba auf, um Zucker und Honig zu kaufen, den sie dort wegen der monopolistischen Politik der britischen Antillen billiger erhielten. Vgl. Le Riverend 1972, S. 149.

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  40. Vgl. Guerra y Sanchez 1964, S. 45ff.

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  41. Der geschätzte durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Konsum in Großbritannien (United Kingdom) stieg von 4 Pfund Zucker 1700–1709 auf 18 Pfund 1800–1809 und auf 78,9 Pfund 1890–1899, also fast das Zwanzigfache. Danach nahm die Wachstumsrate des Pro-Kopf-Konsums erheblich ab; er stieg nur noch von 84,7 Pfund 1900–1909 auf 98,1 Pfund 1930–1 937, nachdem er zwischenzeitlich sogar gefallen war. Vgl. zu diesen Daten Deerr 1949 (2), S. 532.

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  42. Zu Haiti vgl. Pérez de la Riva 1973, S.20ff; Hell 1966, S. 43ff, H. Thomas 1971, S. 77ff. Haiti exportierte 1789 noch Zucker im Wert von 135 Mio Francs nach Frankreich, während die kubanischen Exporte damals nur 4 Mio Pesos betrugen. (Die damalige Wertrelation von Peso und Franc konnte nicht ermittelt werden. Der Vergleich der Zuckerexporte in Mengenangaben weist aber darauf hin, daß Haitis Exporte die von Kuba vor 1790 um ein Vielfaches übertrafen.) Haitis Export weißen Zuckers sank von ca.59 Mio Pfund Zucker auf knapp 3.000 Pfund 1820 und der braunen Zuckers im gleichen Zeitraum von ca. 87 Mio auf 2,5 Mio Pfund. Vgl. López-Segrera 1972, S.119 und Hell 1966, S. 459.

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  43. Vgl. Moreno Fraginals 1976, S. 17. Die beiden Zahlen beziehen sich auf unterschiedliche Zuckerarten: der höhere Preis auf weißen, gereinigten Zucker, der niedrigere auf braunen Zucker schlechterer Qualität.

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  44. Vgl. zu den vorhergehenden Daten Moreno Fraginals 1976, S. 21, 30, E. Williams 1973, S. 264.

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  45. Vgl. zur Einwanderungswelle französischer Siedler Pe’rez de la Riva 1973, S. 20ff, H. Thomas 1971, S. 77ff.

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  46. Vgl. H. Thomas 1971, S. 78: “Französische Techniker arbeiteten bald in allen größeren kubanischen Zuckermühlen und die größten wurden faktisch von ihnen gebaut. Außerdem brachten sie Ideen mit, wie Zucker in Kuba raffiniert werden könnte.”

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  47. Z.B. trat das königliche Dekret von 1799, das das provisorische Recht des Freihandels mit Nationen, die nicht in den spanischen Krieg verwickelt waren, abschaffte, faktisch nicht in Kraft. Vgl. L.E. Aguilar 1972, S.2. Zum Bündnis zwischen Zuckeraristokratie und Kolonialverwaltung allgemein vgl. Lopez-Segrera 1972, S. 117, Moreno Fraginals 1964, S. 12f.

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  48. Die Daten bis 1800 weichen teilweise sehr stark voneinander ab. Ich stütze mich für diese Zeit auf die gründliche Monographie von Moreno Fraginals 1976, der neben den offiziellen Daten auch den illegalen Export durch begründete Schätzungen berücksichtigt. Nach 1800 werden die Abweichungen so gering, daß sie nicht ins Gewicht fallen und die wichtigsten Trends nicht davon berührt werden. Ab 1800 stütze ich mich überwiegend auf die Tabelle bei Deerr 1949 (1), S. 131.

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  49. Die Zahlen bis 1804 sind von Moreno Fraginals 1976, danach von E. Williams 1970, S. 363–363. Die Berechnungen von Williams bis 1804 liegen erheblich niedriger, weil er die Zahl der Mühlen zu hoch annimmt. Die reale Durchschnittsproduktion pro Mühle lag wegen ungenutzter Kapazitäten und der heterogenen Struktur der Zuckerindustrie in der Regel beträchtlich unterhalb der Produktionskapazität des jeweils dominierenden Mühlentyps.

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  50. Vgl. Hell 1966, S. 43, Moreno Fraginals 1976, S.33ff, 81ff. Die durchschnittliche Produktionskapazität lag 1792 bei 58 t. Vgl. Moreno Fraginals 1976, S.28, 81ff.

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  51. Vgl. Benitez 1976, S. 91, Guerra y Sanchez 1964, S. 49, 55. Auch hier stütze ich mich bis 1792 auf Moreno Fraginals, dessen Daten sich allerdings nur auf die Provinz von Havanna beziehen, die damals noch Pinar del Rio und Matanzas einschloß, und nur auf die effektiv arbeitenden Mühlen. Fast die ganze Zuckerindustrie lag bis 1790 in der Gegend von Havanna. E. Williams 1973, S. 362–363 gibt die Zahl der Mühlen für 1792 mit 473 erheblich höher an; ebenfalls Guerra y Sanchez 1964, S. 46 mit 478. Diese Angaben sind wahrscheinlich deswegen irreführend, da sie stillgelegte Betriebe und die Kleinmanufakturen einschließen.

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  52. Benitez 1970, S. 26. Vgl. auch Mintz 1972, S. 137: ’… Ohne diese Arbeitskräfte wären diese Inseln entvölkert gewesen. Aber die Arbeitskräfte erschienen nicht auf magische Weise; man mußte Zwang anwenden - nicht den Zwang des leeren Magens wie in den Regionen mit dichter Bevölkerung, sondern direkten, gewaltsamen Zwang: die Peitsche, die Ketten und das Feuereisen. Ohne diese Gewalt hätten die Plantagen nie das Licht der Welt erblickt.“

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  53. Vgl. zum Sklavenhandel H. Thomas 1971, S. 68, Hell 1971, S. 275, Curtin 1969, Moreno Fraginals 1964, S.8. Auch diese Zahlen liegen - wie bei den Zuckerexporten - über den offiziellen Daten, die für 1763–1790 ungefähr 33.000 Sklaven angeben, aber nicht den illegalen Handel berücksichtigen. Zu den offiziellen Daten vgl. Hell 1966, S. 47 und Deerr 1949 (2), S. 280. Mintz 1966, S. 179, gibt für die Zeit nach 1820 die Menge der importierten Sklaven mit 200.000 an.

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  54. verbot das britische Parlament den englischen Sklavenhandel. 1816 wurde nach Verhandlungen der Großmächte der französische Negerhandel aufgehoben. Zwischen 1827 und 1838 wurde die Befreiung der Sklaven in den französischen Kolonien dekretiert. Vgl. Hell 1971, S. 278f, Hell 1966, S.72.

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  55. Zum folgenden vgl. Moreno Fraginals 1976, S. 20–25, 65–81, H. Thomas 1971, S. 30. Erst mit der Einführung des Vakuumboilers, durch den nur noch ein Ofen für alle Etappen des Produktionsprozesses ausreichte, genügte die Bagasse als Brennstoff.

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  56. Siehe dazu H. Thomas 1971, S. 118ff, Moreno Fraginals 1976, S. 68, 84, López-Segrera 1972, S. 148.

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  57. Moreno Fraginals 1970, S.11. Der entscheidende Fehler der von Moreno Fraginals kritisierten bürgerlichen Geschichtsschreibung ist, daß sie die modernen Mühlen als Zuckerindustrie charakterisiert. Trotz der Einführung des Dampfmaschinenantriebs (ab 1818) blieben diese Mühlen Zuckermanufakturen, da sie aufgrund der Sklavenhaltergesellschaft nur teilweise mechanisieren konnten.

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  58. Vgl.ebenda,S. 10f. Während in den Großmanufakturen des Westens der Kauf der Sklaven 50–80% der Investitionen ausmachte, betrug der Anteil in den kleinen und mittleren Manufakturen des Ostens höchstens 50%.

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  59. Vgl. zur Verdrängung der Tabakbauern Moreno Fraginals 1976, S. 20–25, Le Riverend 1972, S. 124ff, 157ff, H. Thomas 1971, S. 22–24, 32, 123, 133ff, Hell 1966, S.81f.

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  60. Vgl. CERP 1965, S. 73. Hierbei handelt es sich um offizielle Daten, so daß die Tabakexporte vor der Einführung des Freihandels (1817) wahrscheinlich zu gering angegeben sind. Berücksichtigt man diese Tatsache und nimmt wie H. Thomas (1971, S. 23f) die doppelte Exportmenge an, dann verringert sich die Wachstumsrate, die dennoch beträchtlich bleibt.

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  61. Vgl. dazu Le Riverend 1972, S. 84, Moreno Fraginals 1976, S. 22ff.

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  62. Innerhalb der spanischen Kolonialverwaltung hatten sich Interessengegensätze herausgebildet. Während die factoria weiterhin an der Erhaltung der vegueros interessiert war, unterstützte der Gouverneur eindeutig die Interessen der Zuckerplantagenbesitzer; die factoria forderte z.B. 1798 den Gouverneur auf, die Zerstörung der Tabakernte durch die Zuckeroligarchie zu verhindern. Vgl. Moreno Fraginals 1976, S. 22ff.

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  63. Zum folgenden vgl. Moreno Fraginals 1976, S. 20–25, Hell 1966, S. 33f, 51f, Le Riverend 1972, S. 116ff.

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  64. Zum Charakter der Zuckergroßmanufaktur vgl. besonders Moreno Fraginals 1970 und 1976, S. 33–40, 81–130. Zu den technologischen Entwicklungen bis 1840 vgl. H. Thomas 1971, S. 115ff, Goizueta 1975, S. 117–143.

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  65. Vgl. dazu und zum folgenden Moreno Fraginals 1976, S. 31ff, 36ff, 102, 111; zu den anfänglichen kubanischen technologischen Innovationen vgl. auch den Hinweis auf die entsprechenden Dokumente bei Knight 1970, S.19.

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  66. Zur Einführung der Dampfmaschine vgl. Benitez 1970, S.31, Lopez-Segrera 1972, S. 152f. Zur folgenden Interpretation vgl. Moreno Fraginals 1970, S. 6ff.

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  67. Die Zahl der ‘effektiven’ Sklaven schloß alle Arbeitsunfähigen aus: kleine Kinder, Kranke und Alte.

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  68. “Die Mannschaften reproduzierten sich nie auf natürliche Weise. Die Mühlen waren wie riesige Mahlwerke, die Neger wie Zuckerrohr verschlangen.” Moreno Fraginals 1976, S.143. Zu den barbarischen Lebens-und Arbeitsbedingungen auf den Zuckerrohrplantagen während der Blütezeit der Großmanufaktur vgl. Moreno Fraginals 1976, S. 142–153.

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  69. Die optimale Betriebsgröße einer Sklavengroßmanufaktur lag bei 300 Sklaven. Vgl. Hell 1966, S. 46.

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  70. Hell 1966, S. 46. Vgl. dazu schon Karl Marx,ebenda,S.250: “Sobald aber Völker, deren Produktion sich noch in den niedrigen Formen der Sklavenarbeit… bewegt, hineingezogen werden in einen durch die kapitalistische Produktionsweise beherrschten Weltmarkt, der den Verkauf ihrer Produkte im Ausland zum vorwiegenden Interesse entwickelt, wird den barbarischen Greueln der Sklaverei… der zivilisierte Greuel der Uberarbeit aufgepfropft.”

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  71. Zur Entwicklung des Zuckerweltmarkts im 19. Jahrhundert vgl. besonders E. Williams 1970, S. 374ff, Goizueta 1975, S. 20f, 65, 69, 70f. 74. Weiterhin H. Thomas 1971, S. 125ff, Moreno Fraginals 1970, S. 10ff. Jenks 1970, S.27.

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  72. Vgl.ebenda,S. 377: von 136.167 t (1882/1883) auf 317.306 t (1894/1895). Die Zuckerproduktion von Hawai erhöhte sich von 13.000 t 1876 auf 220.000 t 1898. Vgl. ebenda, S.376ff.

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  73. Vgl. CERP 1965, S.130, 137. Zwischen 1897 und 1901 versorgte Louisiana den US-Markt durchschnittlich zu 11,1%, Hawai zu 12% und Kuba zu 16%.

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  74. Vgl. zum folgenden E. Williams 1970, 5.300–303, Moreno Fraginals 1970, S. 12.

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  75. Vgl. dazu Hagelberg 1971b und 1972.

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  76. war der Zuckerertrag/acre auf den westindischen Inseln ca. doppelt so hoch wie der von Zuckerrüben in Europa. Der industrielle Zuckerertrag war dagegen 12,5% in Deutschland, fast 11% in Frankreich im Vergleich zu 9,25 in Trinidad und 7,25% in Martinique. Vgl. E. Williams 1970, S.382. In den vollmechanisierten kubanischen ‘centrales’ gelang es, Ende des 19. Jahrhunderts den industriellen Zuckerertrag von 4–5% auf 11% zu steigern.

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  77. Zu den erstaunlich hohen kubanischen Zuckerrohrerträgen im 19.Jahrhundert siehe Moreno Fraginals 1976, S. 270, Fußnote 233.

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  78. Vgl. dazu und zum folgenden E. Williams 1970, S.383ff, CERP 1965, S. 137.

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  79. Zu den technologischen Innovationen in der kubanischen Zuckerindustrie ab 1840 und ihren Folgen vgl. Goizueta 1975, S. 117ff, Moreno Fraginals 1970, S. 12, Moreno Fraginals 1976, S. 81–130, CERP 1965, S. 84ff, H. Thomas 1971, S.115ff.

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  80. Zur Zentrifuge vgl. Goizueta 1975, S. 127f, CERP 1965, S.85f. Schon vor der Existenz der Zentrifuge war in einigen ingenios der Reinigungsprozeß eingeschränkt worden: von 40 Tagen 1800 auf 30 Tage 1830 und 12 Tage 1840. Ab 1850 verzichteten einige Mühlen ganz auf das Raffinieren; diese Kürzung des Reinigungsprozesses war nicht die Folge einer verbesserten Technologie sondern die schrittweise Aufgabe des Reinigungsprozesses überhaupt. Vgl. dazu Moreno Fraginals 1970, S.15.

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  81. Vgl. die Tabelle und die Berechnungen bei Goizueta 1975, 8.127f.

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  82. H. Thomas 1971, S. 120f. Daraus resultieren auch die stark divergierenden Angaben über die Zahl der Mühlen von 1860. Die Angabe von Guerra y Sanchez 1964, S. 55, mit 2.000 Mühlen enthält ungefähr 750 hölzerne Kleinmanufakturen mit Vieh-oder Wasserantrieb, während Thomas die Zahl der teilmechanisierten Großmanufakturen und der Zuckerfabriken mit 1.365 angibt. Er stützt sich dabei auf Berechnungen von Rebello, der die offiziellen Daten wegen ihrer mangelnden Unterscheidung zwischen den Typen der Zuckermühlen kritisiert hat. Vgl. Rebello 1860. Vgl. dazu den Kommentar bei Moreno Fraginals 1970, S. 82, ders. 1976, S. 82–85.

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  83. D. Durama de Ochoa: Die Emanzipation der Sklaven auf Kuba, Leipzig 1864, S. 19, zit. nach Hell 1966, S. 81.

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  84. Vgl. zur Technologie der kubanischen Landwirtschaft im 19. Jahrhundert u.a. Moreno Fraginals 1976, S.85–101, Le Riverend 1972, S. 114; Goizueta 1975, S. 118f; CERP 1965, S. 89ff.

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  85. Zum folgenden vgl. Moreno Fraginals 1970, S. 17ff.

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  86. Vgl. dazu H. Thomas 1971, S. 273, Guerra y Sânchez 1964, S. 62ff.

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  87. veröffentlichte Reynoso seinen ‘Ensayo Sobre el Cultivo de la Ca-1’1a de Azúcar’, der die erste agronomische Analyse des Zuckerrohranbaus durch einen Kubaner enthielt.

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  88. Vgl. zum Problem der ‘Humanisierung’ der Sklavenarbeit Moreno Fraginals 1970, S. 14, Hell 1970, S. 277ff.

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  89. Vgl. dazu und zum folgenden Moreno Fraginals 1970, S.10f.

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  90. Der Import chinesischer Vertragsarbeiter hatte das größte Gewicht. Vgl. dazu H. Thomas 1971, S. 110, 186f, Hell 1970, S. 279, Mintz 1972, S. 143. Hell 1966, S. 81,nennt die Gesamtsumme von 137.000 nach 1850 importierten Chinesen. Nach dem Zensus von 1877 lebten 40.327 chinesische Kulis in Kuba. Danach wurde der Handel mit chinesischen Arbeitskräften durch einen Vertrag zwischen China und Spanien wegen seiner Immoralität offiziell abgeschaft. Nach CERP 1965, S. 92, war er schon 1860 von Gouverneur Francisco Serrano suspendiert worden. Zur sozialen Situation der chinesischen Vertragsarbeiter siehe Knight 1970, S.119: “Die Arbeit der Chinesen im 19. Jahrhundert in Kuba glich in allen ihren sozialen Aspekten der Sklaverei; ihr fehlte nur der Name.”

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  91. Zur Desmanufaktur siehe besonders Moreno Fraginals 1970 und derselbe 1976, bes. S.126ff; vgl. außerdem LópezSegrera 1972, S. 155ff, CERP 1965, S. 91ff.

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  92. Durch den Vakuumboiler konnte der industrielle Zuckerertrag von 2,5 bis 3% auf 5–6% von 100 t Zuckerrohr bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung erhöht werden. Vgl. Moreno Fraginals 1970, S.13.

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  93. Der Zucker der mit Zentrifugen ausgestatteten Rübenzuckerindustrie war von hoher Qualität und konkurrierte direkt und erfolgreich mit Zucker zweiter Qualität der Raffinerien.

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  94. Vgl. CERP 1965, S. 92. H. Thomas 1971, S. 271, spricht von 18 bis 30%, stützt sich dabei aber wahrscheinlich auf eine ungenaue Lektüre eines Berichts von Consul Vickers aus dem Jahr 1883, in dem es heißt: “Ich kenne jährliche Zinsraten von 18 Prozent und in einem Fall sogar von 30 Prozent.” Zit. in CERP 1965, S. 93. Eine Zinsrate von 12% und mehr war immer noch hoch. Vgl. auch Goizueta 1975, S. 143ff.

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  95. Diese Zahl stammt von H. Thomas 1971, S. 276; vgl. auch CERP 1965, S. 93f. J. Hell nennt in seinen beiden Texten unterschiedliche Gewinnanteile: 3,5–4% (1966, S.123) und 5% (1970, S. 283). Der Gewinnanteil variierte allerdings zeitlich und regional. Am Anfang war er höher und darauf beziehen sich die 5% von Hell -, um das colono-System überhaupt in Gang zu bringen. Außerdem lag er dort höher, wo die Existenz öffentlicher Eisenbahnlinien die Konkurrenz mehrerer Zentralen um das Zuckerrohr ermöglichte. Vgl. Guerra y Sanchez 1964, S. 62ff.

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  96. Zum colono-System vgl. Jenks 1970, S. 33, Hell 1971, S.283ff, CERP 1965, S. 92ff, Guerra y Sanchez 1964, S.97ff.

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  97. So H. Thomas 1971, S.277, der sich auf Deerr 1949 (1), 5.130, bezieht.

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  98. Zu den erhofften Vorteilen des colono-Systems für die Zentralen vgl. H. Thomas 1971, S. 234, 276, Guerra y Sahchez 1964, S.77, Jenks 1970, S.31, Goizueta 1975, S.136.

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  99. Vgl. H. Thomas 1971, S. 277. Diese Angabe bleibt vage, weil es mir nicht gelungen ist, das Verhältnis von besonas (furrocas) zu ha zu bestimmen.

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  100. Ch. Bettelheim unterscheidet zwischen dem Proletariat und den proletarisierten Massen der Peripherie, deren Funktion die “einer Reserve an… billigen Arbeitskräften” ist. “Gerade diese Funktion macht die Massen dieser Länder ‘reif’ für die Revolution, ob nun die Massen im strengen Sinne des Wortes proletarische Massen oder ob sie proletarisierte Massen sind…”, Bettelheim 1971, S.33. Ahnlich Amín 1974.

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  101. Den Begriff der kapitalisierten Parzellenproduktionsweise hat M. Gutelman 1974 geprägt. Die kapitalisierte Parzellenproduktion unterscheidet sich von der einfachen Parzellenproduktion durch einen höheren Grad der Integration in die kapitalistische Marktwirtschaft (die Produktion ist primär für den Markt bestimmt), durch eine stärkere Spezialisierung und häufig durch eine Spaltung der Parzellenbauern in solche mit viel und mit wenig Kapital. Wesentliches Kennzeichen der kapitalisierten Parzellenproduktion ist die Tatsache, daß sie durch die kapitalistische Produktionsweise primär vermittels Marktmechanismen funktionalisiert und ausgebeutet wird (in erster Linie durch die Bildung einer Durchschnittsprofitrate). Die einfachen Parzellenbauern betreiben primär Subsistenzproduktion, sind daher relativ diversifiziert, sind Familienbetriebe, arbeiten mit wenig Kapital und erreichen nur eine geringe Produktivität. Ihre geringe Spezialisierung läßt ihnen die Möglichkeit des totalen Rückzugs aus der Marktwirtschaft offen.

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  102. Vgl. H. Thomas 1971, S. 277. Zur ‘dualistischen Struktur’ z.B. der Zuckerindustrie in Pernambuco (Brasilien) vgl. Eisenberg 1974.

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  103. So z.B. in Guerra y Sanchez 1964b, S. 76. Zur Kritik dieser unrealistischen Perspektive vgl. Ely 1971, S. 76.

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  104. Alejandro de Humboldt: Ensayo Politico sobre la Isla de Cuba, La Habana 1960, S. 254–255, hier nach Goizueta 1975, S.2f.

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  105. Ramón de la Sagra: Cuba 1860, Havanna 1963, S.155, hier zit. nach Goizueta 1975, S. 4. Dort findet man auch eine Zusammenfassung der Positionen von R. de la Sagra zum Problem der Diversifizierung der Wirtschaft.

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  106. Vgl. Goizueta 1975, S. 4, Moreno Fraginals 1970, S.19. Vgl. auch das Zitat aus dem Bericht der Junta de Información (1866) bei Guerra y Sanchez 1964b, S.57.

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  107. José Marti: El Tratado Comercial entre los Estados Unidos y México, La América, März 1883, zit. nach Goizueta 1975, S. 1

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  108. Vgl. CERP 1965, S. 69f. Außerhalb Havannas war der Fleischkonsum allerdings ein wenig geringer.

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  109. Ldpez-Segrera 1972, S.180. Zur sozialen Polarisierung der Klassen vgl. allgemein: ibid., S.179–185. Genaue Daten über den Lebensstandard des kubanischen Volkes im 19. Jahrhundert gibt es nicht. Vgl. Goizueta 1975, S.1ff.

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  110. So CERP 1965, S.59–79, 98–113, 139ff. Die Frage, warum trotzdem kein sich selbst erhaltendes Wachstum initiiert wurde, wird allerdings nicht beantwortet.

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  111. Vgl. Goizueta 1975, S.9ff, CERP 1965, S.139–144.

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  112. Vgl. CERP 1965, S.67ff. Die Zahlen finden sich auf S.71.

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  113. Zur Auflösung der Zuckerplantagen als selbstgenügsame Einheiten vgl. Moreno Fraginals 1976, S.25ff, 33ff; zu ihrer teilweisen Wiederherstellung vgl. Moreno Fraginals 1970, S.15f.

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  114. Ebenda,S.22ff. Siehe dazu auch den Vergleich der Profitraten selbst während des Kaffeebooms bei H. Thomas 1971, S.128ff. Nach seinen Berechnungen lag um 1830 die Gewinnrate bei Kaffee um 5%, während sie bei Zucker ca.10% betrug. Zu dieser Zeit waren das Investitionsvolumen und die Anbaufläche von Zucker(rohr) und Kaffee ungefähr gleich.

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  115. Zum Schiffsbau vgl. Moreno Fraginals 1976, S.16, 19, 74, Fagin/Montanes 1977.

    Google Scholar 

  116. Zu den auf die Bedürfnisse des Zuckersektors zugeschnittenen Institutionen siehe Moreno Fraginals 1976, S.47–64.

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  117. Zur Belebung des Bergbaus durch US-Konzerne und zu dem Bergbaugesetz von 1883 vgl. CERP 1965, S.100ff, Potter 1899, S.318–328.

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  118. CERP 1965, S.106. Zur deformierenden Konzentration der Ressourcen siehe den Kommentar in CERP 1965, 5.105: “Es war logisch, daß, wenn die menschlichen und finanziellen Ressourcen der Insel in diesen Branchen (Zucker, Kaffee, Tabak, H.F.) konzentriert waren, es nicht möglich war, andere große Branchen der verarbeitenden Industrie zu entwickeln.”

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  119. Wilkins 1970(1), 5.156. Zur kubanischen Tabakindustrie vgl. auch CERP 1965, S. 107–109.

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  120. G. Descamps 1885, S.108, hier zitiert nach Benitez 1976, S.207.

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Fabian, H. (1981). Aufschwung und Krise der kapitalistischen Zuckerplantagenwirtschaft auf Sklavenbasis: die Blockierung einer nationalkapitalistischen Entwicklung über den Zuckersektor (1762 – 1898). In: Der kubanische Entwicklungsweg. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 48. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88640-8_4

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