Bürokratie und Unterentwicklung

Zusammenfassung

Öffentliche Verwaltung in Entwicklungsländern wurde im Kontext der forcierten amerikanischen Entwicklungspolitik der 50er Jahre (Truman’s Point Four Program von 1949) lange gleichsam instrumentell gesehen: Die Herstellung ihrer Funktionsfähigkeit über Management- und Organisationsreformen war die dominante Fragestellung der Zeit¹. Erst die international vergleichende Forschung (u. a. Anstöße von Siffin, 1956) betonte die Besonderheiten von Verwaltungen in Entwicklungsländern (Riggs, 1956), relativierte den amerikanischen Optimismus über Möglichkeiten des Management- und Organisationstransfers und lenkte die Aufmerksamekeit auf die Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaftssystem und Verwaltungsstrukturen sowie administrativen Handlungsweisen. Dies mündete allerdings auch in eine Komplexität von Untersuchungsansätzen, die eine Generalisierung von Forschungsergebnissen in einzelnen Ländern erschwerten. Heute kann kaum auf Autoren verwiesen werden, die „allgemeingültige“ Theoreme über Verwaltungen in Entwicklungsländern „riskieren“. Die Folge davon ist, daß die Literatur zum Thema geometrisch wächst, gleichzeitig aber der Bestand an allgemeingültigerem und für Entwicklungspolitiken umsetzbarem Wissen nicht einmal linear zunimmt. Ein im Anschluß an diese Problemstellung vorzutragender kursorischer Überblick über den Stand der Diskussion soll das verdeutlichen.