Zusammenfassung
In der anhaltenden Beschäftigungskrise sind Arbeitszeitverkürzungen von nahezu allen Gewerkschaften der Bundesrepublik zum Gegenstand tarifpolitischer Programme erhoben worden. Entsprechende Forderungen verdanken ihren Bedeutungszuwachs weniger einem akuten Arbeitnehmerinteresse an vermehrter Freizeit als vielmehr ihrer potentiellen Eignung für die Verbesserung der Arbeitsmarktposition der Arbeitskraft gegenüber der Arbeitgeberseite. Arbeitszeitverkürzungen werden als kollektiv rationales Instrument der Anpassung des Arbeitsangebots der Arbeitnehmer an eine unzureichende Arbeitsnachfrage der Beschäftiger angesehen, weil von ihnen eine Umverteilung der Arbeitsnachfrage zugunsten der arbeitslosen Arbeitnehmer erwartet wird. So war die besonders hoch eingeschätzte Arbeitsmarkt-effektivität der Wochenarbeitszeitverkürzung von maßgeblicher Bedeutung für die Entscheidung der Industriegewerkschaften Metall sowie Druck und Papier, das Risko von Arbeitskämpfen für die Einführung der 35-Stunden-Woche einzugehen.
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Hinrichs, K., Wiesenthal, H. (1987). Bestandsrationalität versus Kollektivinteresse. Gewerkschaftliche Handlungsprobleme im Arbeitszeitkonflikt 1984. In: Abromeit, H., Blanke, B. (eds) Arbeitsmarkt, Arbeitsbeziehungen und Politik in den 80er Jahren. Leviathan: Sonderheft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88628-6_10
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