Zusammenfassung
Der Begriff des Finanzausgleichs wurde Anfang der zwanziger Jahre von A. HENSEL mit seiner Abhandlung über den “Finanzausgleich im Bundesstaat in seiner staatsrechtlichen Bedeutung” in die deutsche finanzwirtschaft-liche Praxis und wissenschaftliche Literatur eingeführt.1) Seitdem hat sich der Begriffsinhalt, der sich hinter dem wegen seiner Vieldeutigkeit vielfach kritisierten Terminus verbirgt, bedeutend gewandelt. Während noch POPITZ (1927) den Finanzausgleich definiert als “die Gesamtheit der Tatbestände und Regelungen, die die finanziellen Beziehungen unter dem in einem Einheitsstaat oder in einer Staatenverbindung vorhandenen Gebietskörperschaften zum Inhalt haben” 2), erweitert ALBERS den Objektbereich des Finanzausgleichs, indem er ausdrücklich die Verteilung der Aufgaben auf die Gebietskörperschaften in die Betrachtung mit einschließt.3) 4) Diese Ausdehnung des Problemfeldes erscheint deshalb sinnvoll und notwendig, weil einer Verteilung der Staatsfinanzen die Regelung der Aufgabenkompetenzen logisch vorausgehen muß. Erst auf der Basis einer nach staatsrechtlichen, staatspolitischen und ökonomischen Kriterien erfolgten Aufgabenverteilung zwischen den verschiedenen öffentlichen Körperschaften können deren finanzielle Beziehungen adäquat in dem Sinne geordnet werden, daß für die Lösung der zugewiesenen Aufgaben auch hinreichend Finanzmittel zugewiesen werden.2)
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Literatur
Vgl. Bickel, Der Finanzausgleich, in: Handbuch der Finanzwissenschaft, Bd. II, 2. Aufl., Tübingen 1956, S. 731.
Popitz, J., Der Finanzausgleich, in: Handbuch der Finanzwissenschaft, Bd. II, 1. Aufl., Tübingen 1927, S. 343.
Albers, W., Finanzausgleich III, Deutschland, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 3, Stuttgart, Tübingen, Göttingen 1961, S. 553; vgl. ebenso: W. BICKEL in Anlehnung an STUCKEN: Es handelt sich beim Finanzausgleich… um die Verteilung der Rechte und Pflichten, bestimmte Aufgaben zu erfüllen, hierfür Ausgaben zu machen und sich Einnahmen zu beschaffen, zwischen den verschiedenen, ein Finanzausgleichssystem bildenden öffentlichen Gebietskörperschaften. BICKEL, W., Der Finanzausgleich, a.a.O., S. 732; STUCKEN, R., Zur Neuordnung des Finanzausgleichs, Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 127, 1927, S. 721; WITTMANN, W., Einführung in die Finanzwissenschaft, III. Teil, Stuttgart 1972, S. 108; HEDTKAMP, G., Lehrbuch der Finanzwissenschaft, Neuwied-Berlin 1968, S. 36 f.
Moll spricht in diesem Zusammenhang von einem logischen Primat der Verteilung der Aufgabenkompetenzen. Vgl. MOLL, B., Probleme der Finanzwissenschaft, Leipzig 1924, S. 27.
Vgl. Bös, D., Eine ökonomische Theorie des Finanz-ausgleichs, Wien 1971, S. 59.
Schmölders, G., Finanzpolitik, 3. Aufl., Berlin, Heidelberg, New York 1970, S. 166.
Hacker, H., Finanzausgleich, in: Handbuch der kommunalen Wissenschaft und Praxis, 3. Bd., Berlin, Göttingen, Heidelberg 1959, S. 420.
Vgl. Kamp, M.E., C. Langheinrich, F.H. Stamm, Die Ordnung der öffentlichen Finanzen, Bonn 1971, S. 83.
Vgl. Schmölders, G., Finanzpolitik, a.a.O., S. 166.
Obligatorischer Steuerverbund gemäß Art. 106, Abs. 7, Satz 1 GG, Fakultativer Steuerverbund gemäß Art. 106, Abs. 7, Satz 2 GG. Vgl. hierzu MEYER, H., Die Finanzverfassung der Gemeinden. Ein Beitrag zur Stellung der Gemeinden in der Finanzverfassung des Bundes (Schriftenreihe des Vereins für Kommunalwissenschaften e.V. Berlin, Bd. 22), Stuttgart u.a. 1969, insbes. §§ 8–10.
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Münstermann, E. (1975). Zum Begriff „Finanzausgleich“. In: Die Berücksichtigung zentralörtlicher Funktionen im kommunalen Finanzausgleich. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 2520. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88566-1_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88566-1_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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