Skip to main content

Soziale Gravitation und berufliche Leistungsbereitschaft

  • Chapter
Die Entmythologisierung der Berufsarbeit

Part of the book series: Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung ((BEISOFO,volume 82))

  • 244 Accesses

Zusammenfassung

Leistungsbereitschaft wird im Rahmen dieser Arbeit als individuelle Disposition verstanden, sich den Leistungsansprüchen unterschiedlicher Sozialsysteme zu stellen, wobei der Grad, in dem dies jeweils geschieht, als Folge von Gravitations- und Angemes-senheitsrelationen verstanden wurde (vgl. Kapitel 2). Zumindest partiell herrscht also zwischen den verschiedenen Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Freizeit) Konkurrenz, sie alle sind — auf ihre Weise — bestrebt, sich einen möglichst großen Anteil der individuellen Leistungsbereitschaft zu sichern, wobei es in der Natur der Sache liegt, daß diese Interessen mindestens fallweise miteinander konfligieren.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. “Auch wenn Ehemann und Kinder das Tätigsein zu schätzen wissen, so bleibt das doch nur eine private Anerkennung” (vgl. BECKER-SCHMIDT 1983:416). Daß der Haushalt vielen Frauen gleichwohl eine Rückzugsmöglichkeit (und Gegenerfahrung) zur Alternative taylorisierter Industriearbeit bietet (vgl. KRAMER 1983), ist zwar zutreffend, lenkt aber den Blick — angesichts neuerer Entwicklungen im Produktionsbereich, die mindestens teilweise als Enttaylorisierung interpretierbar sind — in die falsche Richtung, zumal es sich überdies um eine Teilgruppe handelt (zum Verhältnis von Berufsarbeit und Hausarbeit vgl. auch ECKART 1983, ECKART et al. 1979, NOVOTNY 1983).

    Google Scholar 

  2. Umgekehrt gilt, daß “die Sphären weiblicher Arbeit nicht das bleiben, was sie sind, wenn Männer sie durch ihren Zuzug adeln” (JANSHEN 1983:642). In der Tat: Geschlechtsreservate, in diesem Fall der Haushalt, bleiben nicht so, wie sie waren, wenn das jeweils andere Geschlecht die Bühne betritt.

    Google Scholar 

  3. Eine Folge dessen war im übrigen auch ein zunehmendes weibliches Selbstbewußtsein, umgekehrt, eine männliche Identitätskrise, ein Umstand, der sich an vielen demoskopischen Ergebnissen erstaunlich prägnant ablesen läßt (vgl. NOELLE-NEUMANN 1983a).

    Google Scholar 

  4. Vgl. noch einmal Abschnitt 1.3.1. in dieser Arbeit, S. 73 ff.

    Google Scholar 

  5. Gerade im Hinblick auf die sinkende Mobilität führen kulturkritische Klagen nicht weiter: “Produktiver ist es nach der Vernunft dieses Vorgangs zu fragen, das heißt zu unterstellen, daß es sich um rationale, lebensbilanzorientierte Einstellungsänderungen handelt. Das wird exemplarisch am Fall eines nichtfiktiven, abhängig beschäftigten Mannes deutlich, der mit der Chance konfrontiert ist, durch beruflichen Aufstieg sein Jahreseinkommen,…, in einem Sprung um mehr als ein Drittel zu verbessern. Nach einigem Zögern schlägt unser Mann diese Chance, die mit einem Umzug in eine dreihundert Kilometer entfernte und südlicher gelegene Großstadt verbunden ist, definitiv aus. Warum tut er das? Kündigt sich eine “midlife-crisis” an, oder protestiert er gegen verkrüppelnde Wirkungen beruflichen Leistungsdrucks? So will es das kulturkritische Feuilleton. In Wahrheit ist unser Mann ein Pragmatiker. Erstens hat ihn das Ergebnis eines Vergleichs der Lebenshaltungskosten ernüchtert. Zweitens ist ihm die Progression der öffentlichen Einkommensabzüge wohl-vertraut. Drittens scheut seine Tochter, die fürs Abiturzeugnis Brucheinserzehntel im Hinblick aufs beabsichtigte Medizinstudium sammelt, den Schulwechsel über Kulturhoheitsgrenzen hinaus. Viertens sind die Aussichten sehr gering, daß die als Lehrerin tätige Ehefrau im anderen Bundesland erneut eine Anstellung fände. Fünftens schließlich fallen, da unser Mann ja auch in seiner jetzigen Position sich weit jenseits der Armutsgrenze befindet, um so stärker sonstige Lebensvorzüge ins Gewicht, die er hat, wo er ist, und die dort, wo er hin soll, sich nur schwer kompensieren ließen — die gartenlustadäquat großzügige Bemessung der gegenwärtigen Eigenheimparzelle, die Freizeitfreuden, die er jetzt hat, die Mitgliedschaft in einer Landschaftsversammlung und so fort. So bleibt er also, wo und was er ist” (KOMMISSION ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN 1983:30).

    Google Scholar 

  6. Das Wochenende ist erst dadurch zu seiner Blüte gekommen. Von Freitag 17 Uhr bis Montag 8 Uhr, das ist ein Zeitraum, in dem sich die Freizeit entfalten kann. Jeder, der häufiger den Samstag der Berufsarbeit opfert, weiß das genau.

    Google Scholar 

  7. “Die Sache ist die: Je mehr sich jene Dispositionsfreiheit, die sich in Zeit ausdrücken läßt, in Relation zur Berufsarbeitszeit ausdehnt, um so mehr verstärkt sich die Neigung, diese Berufsarbeitszeit zur disponibel gewordenen Zeit in ein instru-mentelles Verhältnis zu setzen”…”Zusammengefaßt heißt das: Die Eignung der Berufsarbeit, kulturell als Element der Lebenserfüllung zu gelten, nimmt mit dem Maß der Berufsarbeitszeit ab,..” (KOMMISSION ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN 1983:31).

    Google Scholar 

  8. Ich halte dies für einen schlagenden Beleg dafür, daß die Inanspruchnahme dieser items als “Arbeitsmoral” die Sache, um die es geht, nicht trifft.

    Google Scholar 

  9. Mit einem Wachstum der Realeinkommen müßte, wenn dies richtig ist, die Zahl derjenigen, die bereit wären, Freizeit gegen Lohn einzutauschen, wachsen.

    Google Scholar 

  10. “Je weniger Lebensarbeitszeit uns der Beruf abverlangt, um so geringer wird auch dessen Lebensbedeutsamkeit im Verhältnis zu allem, was man außerhalb seiner Arbeitszeit zu tun zunehmend Gelegenheit findet. Nicht die Arbeitsmoral ist gesunken, vielmehr haben sich die Chancen erweitert, neben der Berufsarbeit selbst-verwirklichungsdienlich tätig zu werden”….”Hinter dieser Verschiebung der Relation von beruflicher und von Berufspflichten entlasteter Arbeit stecken objektive Gegebenheiten und subjektive Motive von einer ökonomischen, sozialen und psychischen Mächtigkeit, die sie leicht als irreversibel erkennen lassen” (vgl. KOMMISSION ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN 1983:32).

    Google Scholar 

  11. Zu Beginn der achtziger Jahre wird jede siebte ausgegebene Mark in den Freizeitkonsum geleitet; noch vor 1990 könnte es jede sechste Mark sein, so jedenfalls eine Untersuchung des IFO-INSTITUTs (vgl. Bericht der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vom 6.6.1984, S. 13).

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1986 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Vollmer, R. (1986). Soziale Gravitation und berufliche Leistungsbereitschaft. In: Die Entmythologisierung der Berufsarbeit. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 82. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88527-2_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88527-2_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-11798-0

  • Online ISBN: 978-3-322-88527-2

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics